BVB siegt 4:1 gegen Amsterdam:Gnadenlos effektiv in der Hammergruppe

Manchester City, Real Madrid, Ajax Amsterdam: Trotz böser Vorahnungen hat Borussia Dortmund vorzeitig den Gruppensieg in der Champions League perfekt gemacht. Die Dortmunder sind selbst beeindruckt von ihrem Erfolg - der Held des Abends bleibt trotzdem bescheiden.

Hendrik Buchheister, Amsterdam

Mario Götze hatte keine Lust auf lange Antworten oder tiefgreifende Referate. Was sollte er auch sagen? Seine Kollegen und er hatten doch in den 90 Minuten im Amsterdamer Fußballkessel eine Vorführung geboten, die kaum Fragen offenließ. 4:1 (3:0) hatte Borussia Dortmund im Champions-League-Gruppenspiel gegen Ajax gewonnen, und an allen vier Treffern war Götze beteiligt - entweder als Vorbereiter oder als Schütze.

Doch jetzt stand Götze in dieser Art Graben, der im Stadion von Amsterdam zwischen den Umkleideräumen und dem Spielfeld liegt, und Götze gegenüber standen die Reporter, die immer weiter fragten: Was er denn selbst zu seiner Leistung zu sagen habe? Wie er sich fühle als Torschütze und dreifacher Vorlagengeber? Was die Dortmunder Mannschaft im Jahr 2012 nach Christus von der des Vorjahres unterscheide?

Götze hielt seine Ausführungen allgemein. Er sah keinen Grund, sich selbst als den Heiland in Schwarzgelb zu preisen. "Es zählt die Mannschaftsleistung", sagte Götze, "wir standen kompakt." Solche Sachen. Doch den Unterschied zwischen dem BVB im Herbst 2011 und dem BVB im Herbst 2012 konnte er präzise benennen: "Wir waren in den entscheidenden Momenten zur Stelle und haben unsere Torchancen genutzt." Und, ja, die Effektivität sei es, die in dieser Europacup-Saison den Unterschied ausmache im Vergleich zum Vorjahr.

Zur Erinnerung: In der vergangenen Saison verabschiedeten sich die Dortmunder schon nach der Vorrunde aus der Champions League und mussten europaweit Spott über sich ergehen lassen. Mit vier Niederlagen und 6:12 Toren aus sechs Spielen wurden sie Letzter in ihrer Gruppe.

"Wir sind hinten kompromisslos"

Doch diese Zeit der Finsternis war sehr weit weg, als die Dortmunder am Mittwoch schon einen Spieltag vor dem Ende der Vorrunde den Einzug ins Achtelfinale sicherstellten. Mehr noch: Auch kann ihnen der erste Platz in ihrer Gruppe nicht mehr genommen werden, bei der es sich bekanntlich sogar um eine Hammergruppe handelt mit den Mitbewerbern Manchester City, Real Madrid und eben Ajax.

Die Dortmunder waren selbst beeindruckt von ihrem deutlichen Erfolg. "Ein großer Moment" der Vereinsgeschichte sei dieser Achtelfinal-Einzug, sprach Trainer Jürgen Klopp. Doch niemand im Borussen-Lager erklärte die erfolgreiche Vorrunde zu einem Wunder oder einem Werk von Zauberei. Vielmehr haben die Dortmunder im Vergleich zur Vorsaison tatsächlich an Effektivität gewonnen.

Nicht nur Götze pries ja am Mittwochabend diese Qualität. Auch Mats Hummels sagte: "In der vergangenen Saison hatten wir doppelt so viele Chancen, aber viel weniger Tore", und Marco Reus stellte fest: "Uns zeichnet in dieser Saison aus, dass wir die Chancen nutzen, die wir uns erarbeiten." Das belegen auch die Statistikblätter: Insgesamt schossen die Dortmunder nur sechs Mal auf das von Kenneth Vermeer bewachte Amsterdamer Tor, doch diese Versuche genügten für vier Treffer. Dabei hatten die Dortmunder nur 35 Prozent Ballbesitz.

Vor allem dank Götze ging es aber schnell, wenn der BVB am Ball war. Das 1:0 bereitete Götze vor, Reus traf. Das 2:0 schoss Götze selbst nach einem hübschen Dribbling, über das die Fachwelt noch befinden muss, ob es eher an Maradona oder doch an Messi erinnerte. Vor dem 3:0 wehrte Vermeer einen Götze-Schuss ab, Robert Lewandowski vollendete. Dem 4:0 durch Lewandowskis zweiten Treffer ging eine Flanke Götzes voraus. Beim Gegentor kurz vor dem Ende durch Daniel Hoesen fälschte Neven Subotic ab, doch dies konnte die Stimmung des BVB nicht mehr trüben.

Insgesamt hatte die Dortmunder Abwehr wie in den Spielen zuvor gute Arbeit gemacht. "Wir sind hinten kompromisslos", erkannte Kevin Großkreutz, "wir hauen den Ball auch mal nach vorne oder knallen ihn ins Aus", während es im der Vorsaison noch Sitte gewesen sei, "jede Situation spielerisch zu lösen". In vielerlei Hinsicht war am Mittwochabend in Amsterdam eine Borussia zu beobachten, die dazugelernt hat.

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