Achtelfinale im DFB-Pokal:Drittligist schlägt Düsseldorf, Schalke scheitert gegen Mainz

Überraschung in Offenbach: Fortuna Düsseldorf ist nach einem 0:2 beim Drittligisten im DFB-Pokal ausgeschieden. Auch der FC Schalke verpasst mit dem neuen Trainer Jens Keller die nächste Runde, weil das Team beim 1:2 gegen Mainz zu unsicher agiert. Der SC Freiburg liegt gegen Karlsruhe schnell vorne, muss dann aber noch zittern.

Wenn der Fußballvolksmund vom "Pokalschreck" spricht, bedeutet das für die Favoriten meist nichts Gutes. Erleben musste das an diesem Abend Bundesligist Fortuna Düsseldorf - gegen Kickers Offenbach schieden die Rheinländer im Achtelfinale des Pokals aus. Der Drittligist gewann hochverdient mit 2:0 (0:0) und darf nun im Viertelfinale auf die nächste Überraschung hoffen. Die Stürmer Matias Fetsch (76.) und Stefan Vogler (85.) sorgten vor 18.400 Zuschauern auf dem ausverkauften Bieberer Berg für die umjubelten Tore. Für die mit über vier Millionen Euro verschuldeten Offenbacher, die vor sechs Jahren letztmals im Pokal-Viertelfinale standen, war es ein auch für die finanzielle Lage wichtiger Erfolg.

Und für den nach der Niederlagenserie in der dritten Liga in der Kritik stehenden Trainer Arie van Lent war es wohl die Jobgarantie. Nach dem entscheidenden Treffer rannte das Team demonstrativ zum Coach. Düsseldorf wurde seiner Favoritenrolle überhaupt nicht gerecht. Der Bundesliga-Aufsteiger machte zwar zunächst das Spiel und versuchte sein Glück über die Flügel.

Doch die Hausherren, die in den ersten Runden immerhin Bundesligist SpVgg Greuther Fürth und Zweitligist Union Berlin eliminiert hatten, standen stabil in der Abwehr. Nur in der ersten Viertelstunde wackelte der Drittligist. Nach der 1:5-Klatsche gegen Drittliga-Spitzenreiter Osnabrück, der vierten Niederlage am Stück, überzeugten die Offenbacher vor allem kämpferisch. Den zwei Klassen höher spielenden Gästen fiel spielerisch wenig ein. Überwiegend mit Fernschüssen suchten die Rheinländer ihr Glück. Oliver Fink (21.) zielte zu ungenau.

Der Däne Ken Ilsö (27.) prüfte Keeper Rober Wulnikowski. Doch mit zunehmender Spieldauer waren die Offenbacher kecker geworden. Stefan Vogler (24.) vergab die erste Chance. Kurz vor der Pause dann wurde der OFC-Stürmer nach einem schönen Solo im letzten Moment von Keeper Fabian Giefer mit einem Hechtsprung gestoppt. Nach der Pause wurde der Außenseiter forscher. Hahn (56.), Giefer (56.), erneut Vogler (61.) vergaben gute Chancen.

Der erste Aufreger dann in der 64. Minute, als der Offenbacher Fetsch im Strafraum von seinem Bewacher Tobias Levels leicht berührt wurde und zu Boden ging und ein Elfmeter nicht gepfiffen wurde. Doch Geschenke hatten die Offenbacher nicht nötig. André Hahn scheiterte mit seinem Schuss an Giefer, Fetsch staubte ab. Beim 2:0 dann spielte Nicolas Feldhahn den Ball in den Lauf von Vogler, der mit einem Flachschuss verwandelte.

Kein Schalker Erfolg mit Keller

Ganz am Schluss, in der fünften Minute der Nachspielzeit, ging sogar Timo Hildebrand mit nach vorne, der Schalker Torwart. Und siehe da, der Eckball landete tatsächlich auf dem Kopf des Keepers, an der Technik war wenig auszusetzen, doch es fehlte an Kraft, weswegen der Mainzer Torwart Christian Wetklo den Ball problemlos festhalten konnte. So blieb es dann in diesem DFB-Pokal-Achtelfinale zwischen Schalke und Mainz beim 1:2 (0:1) - und musste der neue S04-Trainer Jens Keller eine misslungene Premiere miterleben. Es war das achte sieglose Spiel des Teams in Serie.

FSV Mainz 05 players Baumgartlinger, Diaz and Noveski celebrate their victory over Schalke 04 following the German DFB Cup (DFB Pokal) soccer match in Gelsenkirchen

Jubelnde Mainzer auf Schalke: Der FSV ist eine Runde weiter

(Foto: REUTERS)

Keller hatte gegenüber der vergangenen Partie der Huub-Stevens-Ära kräftig umgebaut. Eine taktische Änderung nahm er vor (4-4-2 statt 4-2-3-1), dazu vier personelle Wechsel, und vor allem zwei davon waren doch etwas überraschend: In der Angriffsmitte spielte nämlich an der Seite von Klaas-Jan Huntelaar der Rumäne Ciprian Marica, rechts hinten lief Tranquillo Barnetta auf - beide hatten bisher in dieser Saison nicht allzu oft in der Startformation gestanden. Und interessanterweise war an etlichen zentralen Momenten der Partie auch einer der beiden beteiligt.

In der vierten Minute kam Marica nach einer Flanke von Julian Draxler am Fünf-Meter-Raum frei zum Kopfball, in der siebten Minute nach Vorarbeit von Christian Fuchs ein zweites Mal aus etwas größerer Entfernung - beide Male scheiterte er. Bei der Nominierung des Rumänen hatte sich Trainer Keller sicherlich erhofft, dass er nun wieder den Marica sehen würde, der in der gemeinsamen Stuttgarter Zeit der beiden 2010 binnen zweier Monate vier Tore und fünf Assists schaffte. In diesen beiden Momenten aber glaubten die Zuschauer in der Arena nur, dass sie nun wieder den Marica sahen, der auf Schalke in mittlerweile eineinhalb Jahren erst drei Treffer erzielte.

Aber immerhin, diese beiden Szenen dokumentierten einen gewissen Schwung, mit dem Schalke in die Partie startete. Aber das ließ bald nach, nach zirka einer Viertelstunde fand Mainz besser in die Partie, die Folge war eine erste Chance durch Nikolce Noveski (22.). Neun Minuten später fabrizierte Angreifer Adam Szalai das, was in der Sprache der Basketballer No-look-Pass heißt. Nach einem Zweikampf im Mittelfeld prallte der Ball in seine Richtung, und ohne sich umzuschauen, spielte der Ungar weiter auf den linken Flügel, wo Schalkes Barnetta pennte, Marco Caligiuri aber flugs losgelaufen war. Ein feiner Schlenzer, 1:0 für die Gäste.

Eine Ausgleichschance hatten die Schalker bis zur Pause noch, doch Barnettas Distanzschuss flog ein Stück am Tor vorbei. Nach der Pause gab sich Schalke durchaus entschlossen - auch ohne Julian Draxler, der verletzt raus musste. Doch wirklich gute Torchancen sprangen zunächst nicht heraus. Der in dieser Phase spektakulärste Moment ereignete sich an der Seitenlinie: Dort regte sich der Thomas Tuchel etwas zu stark auf, nachdem Caligiuri von Jermaine Jones rüde gefoult worden war und der Schiedsrichter anstelle der möglichen roten nur die gelbe Karte gezeigt hatte - der FSV-Coach musste auf die Tribüne (66.).

Dafür wurde es in der Schluss-Viertelstunde umso turbulenter. In der 74. Minute bediente der eingewechselte Lewis Holtby den eingewechselten Chinedu Obasi - aber der verzog aus spitzem Winkel. Keine Minute spitzelte Holtby den Ball die Beine eines Verteidigers, Marica bediente Mit-Angreifer Huntelaar, der mit etwas Glück zum 1:1 vollendete. Irgendwie hatte es nun den Anschein, als wolle keine der beiden Mannschaften den Abflug in den Weihnachtsurlaub durch eine unnötige Verlängerung verzögern.

Caligiuri tauchte gefährlich vor dem Schalker Tor auf, Huntelaar versuchte es mit einem Fallrückzieher, Fuchs zog aus der Distanz ab. Doch dann schlug der Mainer Jan Kirchhoff einen wunderbaren Ball aus der eigenen Hälfte, Barnetta hatte wieder kurz gepennt, und Nicolai Müller nutzte das zum 1:2 (82.). Schalke kam danach noch zu Chancen, doch Fuchs traf nur die Latte - und Hildebrands Kopfball war etwas zu schwach.

Freiburger Schnellstart

Karlsruher SC - SC Freiburg

Schock für Karlsruhe: Freiburgs Jonathan Schmid (r.) trifft schon nach zwei Minuten 

(Foto: dapd)

Die Schnellstarter des SC Freiburg haben das beste Jahr der Klubgeschichte mit dem ersten Einzug ins DFB-Pokal-Viertelfinale seit acht Jahren gekrönt. Der Bundesliga-Fünfte gewann das brisante badische Bruderduell beim Drittliga-Zweiten Karlsruher SC 1:0 (1:0) - wie beim Sieg in der 2. Runde bei Eintracht Braunschweig verhalf dem SC ein frühes Tor zum Erfolg. Für den Außenseiter aus Karlsruhe, der den Hamburger SV und den MSV Duisburg ausgeschaltet hatte, war gegen den dritten höherklassigen Gegner nicht mehr zu machen.

Jonathan Schmid (2.) traf für Freiburg, das sich über eine garantierte Zusatzeinnahme von rund einer Million Euro freuen darf. Der Erfolg war der perfekte Jahresabschlus für den Klub von der Dreisam, der im zu Ende gehenden Jahr so viele Punkte (52) wie noch nie zuvor geholt hat. Der Zweitliga-Absteiger aus Karlsruhe, der 1955 und 1956 den Pokal gewonnen hat, verpasste dagegen den elften Pflichtspielsieg in Folge. "Der Start war natürlich sehr gut, danach haben wir die erste Halbzeit gut kontrolliert. In der zweiten Hälfte hat der KSC alles in die Waagschale geworfen. Wir haben unsere Kontermöglichkeiten nicht genutzt," sagte Freiburgs Trainer Christian Streich.

Vor 28.200 Zuschauern im ausverkauften Wildparkstadion führte die erste Chance sofort zum Treffer. Unter den Augen von DFB-Sportdirektor Robin Dutt, der bis zum Sommer des vergangenen Jahres den SC trainiert hat, traf der Franzose Schmid für den Favoriten. KSC-Torwart und Kapitän Dirk Orlishausen machte bei dem Gegentor keine gute Figur, Schmid schoss ihm den Ball durch die Beine. Gerade mal 61 Sekunden waren zu diesem Zeitpunkt gespielt gewesen, beim 2:0 in der Runde zuvor in Braunschweig hatte Daniel Caliguiri nach 53 Sekunden die Führung erzielt. Die Gastgeber wirkten durch den frühen Rückstand allerdings zunächst eher angestachelt denn schockiert.

Die Freiburger Defensive musste in den Minuten nach der Führung mehrere brenzlige Situationen im eigenen Strafraum überstehen. Die größte Chance vergab Stürmer Rouwen Hennings, der nach einem groben Abwehrschnitzer der Freiburger alleine auf das SC-Tor lief. Der Abschluss des Angreifers war aber kläglich (14.). Nach diesem Weckruf wirkten die Bundesliga-Profis konzentrierter. Die Breisgauer kontrollierten das Geschehen und ließen in dieser Phase keine Möglichkeiten des Außenseiters mehr zu. Außenverteidiger Vegar Eggen Hedenstad vergab aber die Chance zum zweiten Treffer (23.). Fünf Minuten später hatte Caligiuri das zweite SC-Tor auf dem Fuß.

In der 34. Minute prüfte Cedrick Makiadi KSC-Keeper Orlishausen. Karlsruhe hatte bis zur Pause nichts mehr zu bestellen, der Zweiklassen-Unterschied trat deutlich zum Vorschein. Zu Beginn der zweiten Hälfte ließen die Freiburger Ball und Gegner weiter laufen. Nach 50 Minuten kam der KSC aber wieder auf. Zunächst sorgte ein Kopfball von Dominic Peitz für Gefahr (51.), dann vergab Hennings die große Chance zum Ausgleich (52.).

Die Karlsruher drängten die Freiburger in dieser Phase mit großem Einsatz in die Defensive. Erst nach einer Stunde konnte sich der SC wieder aus der Umklammerung befreien. In der hektischen Schlussphase wurde SC-Trainer Christian Streich auf die Tribüne geschickt. Beste Spieler auf Seiten der Freiburger waren Makiadi und Max Kruse. Beim KSC konnten Hakan Calhanoglu und Peitz überzeugen.

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