1. FC Köln gegen 1860:Der Fashion-Freak hält alles

1. FC Köln v 1860 München - 2.Bundesliga

Beim Richtigen bedankt: Die Abwehrspieler Guillermo Vallori und Kai Bülow bei Torwart Gabor Kiraly.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Beim Tabellenführer der zweiten Fußball-Bundesliga aus Köln präsentiert sich 1860 München zumeist gut geordnet und entführt ein 0:0. In den entscheidenden Szenen kommt zum Können von Torwart Kiraly eine kräftige Portion Glück.

Von Philipp Selldorf, Köln

Kai Bülow und Guillermo Vallori wussten, wem sie ihren Dank abzustatten hatten, als Schiedsrichter Siebert um kurz nach zehn die Partie beendete. Sie eilten zu dem Mann, der an diesem angenehmen Herbstabend wieder einen besonders mutigen Griff in den Kleiderschrank gemacht hatte. Einen schmerzhaft schrillgelben Pullover kombinierte er mit einer besonders schlabbrigen Jogginghose - die Rede ist also von Gabor Kiraly, dem 37-jährigen Fashion-Freak des TSV 1860.

Der ungarische Torwart hatte zum Erhalt des 0:0 im Duell mit dem 1. FC Köln viel beigetragen, er war der beste Spieler seines Teams, nicht nur deshalb, weil er kurz vor der Pause einen Elfmeter hielt.

Dieses Remis bringt die Münchner zwar nicht wesentlich voran im Wettbewerb um die Aufstiegsränge, es festigt aber ihren Platz im breiten Mittelfeld der Tabelle. Von dort aus stehen alle Richtungen offen, die Leistung vom Montag gibt aber Anlass zu vorsichtigem Optimismus. "Wir sind natürlich mit dem Unentschieden zufrieden, zumal unsere Leistung viel besser war als zuletzt bei unserem Spiel gegen Kaiserslautern", fand Friedhelm Funkel und lobte seine Elf für ihren Anteil an einem "interessanten und abwechslungsreichen Spiel". Selbstredend machte er auch Kiraly ein Kompliment - "ein exzellenter Torwart".

Das Stadion war so eindrucksvoll gefüllt, wie es das immer ist in Köln, und auch die Tänzerinnen waren genauso anmutig wie sonst auch, als sie lächelnd beim Eintritt der Spieler Spalier standen, während die Nationalhymne der "Höhner" die Herzen der Fans rührte.

Aber das Spiel ließ lange Zeit zu wünschen übrig. Beide Teams kamen allenfalls knirschend in Gang. Besonders Köln schien die Länderspielpause nicht gut getan zu haben; drei Auswärtssiege hintereinander waren ihnen vor der Unterbrechung gelungen, bei der Rückkehr ins eigene Stadion hatten sie Schwierigkeiten, ihr Niveau zu finden.

Dennoch begann der Abend für die Löwen mit ein paar Schreckmomenten. Den ersten kreierte Daniel Halfar, den mancher Sechziger kaum drei Monate nach seinem Fortgang liebend gern gebraucht zurücknehmen würde - allen voran Präsident Gerhard Mayrhofer, der es nicht versäumt hatte, seine Vorgänger für den Verkauf des Dribblers zu kritisieren ("Ich hätte ihn nicht verkauft"). Halfar also machte sich nach vier Minuten auf den Weg Richtung Münchner Strafraum, bis ihn ein Tritt von Yannick Stark am Weiterlaufen hinderte: gelbe Karte für Starck, verheißungsvoller Freistoß für Köln. Patrick Helmes trat mit der Attitüde des Spezialisten zur Ausführung an - und setzte ein klägliches Schüsschen in die Abwehrmauer.

Halfar trifft die Latte

Die Münchner hatten anfangs eine Menge Respekt vor ihren Gastgebern, aber nach einer Weile legten sie die Ehrfurcht ab und verstanden es auch besser, sich mit Biss gegen das Kölner Pressing zu behaupten. Ein Kopfball von Benjamin Lauth in die Arme von Torwart Timo Horn (13. Minute) ließ sich als Lebenszeichen deuten. Allerdings war auch schnell klar, dass die Löwen es nicht darauf abgesehen hatten, einen leidenschaftlichen Sturmlauf zu inszenieren.

Die Priorität bestand darin, die Spiellaune der Hausherren zu zügeln. Eigene Angriffsaktivitäten wurden eher nebensächlich behandelt, weshalb Daniel Adlung auch überfordert wirkte, als ihm die Kölner am Strafraum den Ball zum Schuss servierten (33.) - er verpasste sein Ziel meterweit. Kurz darauf versuchte es Moritz Stoppelkamp mit einem Fernschuss, aber Horn hielt den Ball fest.

In diese Phase des Gleichgewichts, als sich die Löwen zunehmend besser zurechtfanden, platzte der Schock eines Elfmeterpfiffs. Kapitän Vallori hatte Anthony Ujah eine Nanosekunde lang festgehalten, was dem Schiedsrichter nicht entgangen war. Die erregten Beschwerden der Münchner brachten den Spielleiter nicht von seinem Entschluss ab, aber es gab auch keinen Grund zur Sorge. Ujahs Schuss nach kurzem Anlauf hatte nicht genug Wucht, um Kiraly zu überwinden (41.), den Nachschuss setzte Helmes gegen den Pfosten.

In der zweiten Halbzeit kamen die Kölner besser ins Spiel und die Löwen stärker unter Druck. Doch sie waren auch nicht chancenlos. Benjamin Lauth wähnte sich nach einem Fehler der Kölner Abwehr schon auf freier Fahrt Richtung Timo Horn - da kam ihm ein Abwehrbein in den Weg. Wieder tobten Funkel und Hinterberger, sie wollten nun auch einen Elfmeter haben, bekamen ihn aber nicht - mit Recht.

Wenig später stand wieder Lauth nach einem guten Angriff der Sechziger im Mittelpunkt, seinen Kopfball parierte Horn glänzend (54.). Doch nach diesen kleinen Zwischenfällen verlagerte sich das Geschehen jetzt doch in die Münchner Abwehrhälfte.

Den Kölnern wurde bewusst, dass es allmählich Zeit wurde, sich die Tabellenführung zu verdienen. Sie belagerten den Münchner Strafraum, und Kiraly bekam Spaß an seiner Arbeit. Einen Schuss von Marcel Risse boxte er aus der Ecke (78.), ein gemeines Geschoss von Ujah entschärfte er mit einer Flugparade, die man einem älteren Herrn wie ihm gar nicht mehr zugetraut hätte. Gegen den Kunstschuss von Halfar wäre aber auch Kiraly machtlos gewesen - doch der Ball landete an der Latte. Die Bemerkung "Ausgerechnet Halfar!" blieb den Löwen erspart.

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