15. Wettkampftag:Olympia kompakt

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Die Hockey-Herren gewinnen Gold, Mountainbikerin Sabine Spitz ebenfalls - und ein kubanischer Taekwondo-Kämpfer verprügelt den Kampfrichter.

Die deutschen Hockeyherren sind Olympiasieger. Im Finale gewann die Mannschaft durch einen 1:0 (1:0)-Sieg gegen Spanien die Goldmedaille. Christopher Zeller (16.) erzielte das Tor für die deutschen Weltmeister. Für den Deutschen Hockey-Bund (DHB) war es nach 1972 und 1992 der dritte Olympiasieg eines Herrenteams bei sechs Endspielteilnahmen. Bronze ging an Athen-Olympiasieger Australien, der die Niederlande im "kleinen Finale" mit 6:2 (4:2) bezwang.

Schlechter Verlierer: Taekwondo-Halbfinalist Angel Matos tritt den Kampfrichter. (Foto: Foto: AP)

Amerikas Basketballerinnen sind zum sechsten Mal Olympiasieger geworden. Das US-Team besiegte am Samstagabend im Finale des Olympia-Turniers in Peking den Weltmeister Australien mit 92:65 (47:30).

Sabine Spitz hat die Goldmedaille im Mountainbike-Rennen gewonnen. Die Vize-Weltmeisterin aus Murg-Niederhof siegte im Cross-Country-Rennen nach sechs Runden und 27 km vor der Polin Maja Wloszczowska sowie Irina Kalentjewa aus Russland und bescherte Deutschland damit die 15. Goldmedaille in Peking. Bei den Männern siegte der viermalige Weltmeister Julien Absalon vor seinem Landsmann Jean-Christophe Peraud und wiederholte damit seinen Triumph von Athen. Bronze ging an den Schweizer Christoph Sauser. Die deutschen Starter Manuel Fumic, Moritz Milatz und Wolfram Kurschat hatten mit der Medaillenvergabe nichts zu tun.

Der Kubaner Angel Matos hat im Taekwondo-Wettbewerb in Peking für einen Eklat gesorgt. Aus Wut über seine Niederlage im Halbfinale über 80 Kilogramm streckte Matos den schwedischen Kampfrichter Chakir Chelbat mit einem Fußtritt an den Kopf nieder. Matos hatte eine Pause zur Behandlung einer Verletzung bei einer eigenen 3:2-Führung überzogen und war daraufhin vom Unparteiischen zum Verlierer erklärt worden. Der internationale Verband schloss Matos, Olympiasieger von 2000, und dessen Trainer Leudis Gonzalez lebenslänglich von allen Wettkämpfen aus.

Jewgenija Kanajewa hat in der Rhythmischen Sportgymnastik im Einzel-Wettbewerb die Goldmedaille gewonnen. Die Europameisterin aus Russland siegte vor der Weißrussin Inna Schukowa und Weltmeisterin Anna Bessonowa aus der Ukraine.

Maria del Rosario Espinoza hat das zweite Taekwondo-Gold für Mexiko gewonnen. Die Mittelgewichts-Weltmeisterin besiegte im Schwergewichts-Finale die Norwegerin Nina Solheim mit 3:1. In der Klasse bis 58 kg hatte bereits Guillermo Perez Gold für Mexiko geholt. Bronze sicherten sich die Britin Sarah Stevenson und Natalia Falavigna aus Brasilien. Bei den Männern über 80 Kilogramm gewann der Südkoreaner Cha Dongmin. Silber ging an Alexandros Nikolaidis aus Griechenland.

Die Belgierin Tia Hellebaut hat im Duell mit Topfavoritin Blanka Vlasic überraschend die Goldmedaille im Hochsprung gewonnen. Die 30 Jahre alte Europameisterin übersprang im ersten Versuch 2,05 m und triumphierte damit vor der Kroatin, die diese Höhe erst im zweiten Versuch meisterte. Für Blanca Vlasic war es die erste Niederlage seit dem 15. Juni 2007. Bronze gewann die Russin Anna Tschitscherowa (Russland) mit 2,03. Nur Siebte wurde die als Medaillenkandidatin gehandelte Ariane Friedrich. Die Frankfurterin scheiterte nach übersprungenen 1,96 m dreimal an 1,99 und belegte den siebten Platz.

Der Kenianer Wilfred Bungei ist Olympiasieger über 800 Meter. In 1:44,65 Minuten verwies der Fünfte der Olympischen Spiele von 2004 am Samstag vor 91 000 Zuschauern im Nationalstadion von Peking Ismail Ahmed Ismail (Sudan/1:44,70) und Weltmeister Alfred Kirwa Yego aus Kenia (1:44,82) auf die Plätze zwei und drei. Nancy Jebet Langat ist als erste kenianische Leichtathletin Olympiasiegerin über 1500 Meter geworden. Einen Tag nach ihrem 27. Geburtstag spurtete sie in 4:00,23 Minuten zum souveränen Triumph.

Andreas Thorkildsen ist wie 2004 in Athen Olympiasieger im Speerwerfen geworden. Der Norweger setzte sich im Finale in Peking mit 90,57 m klar vor dem zweitplatzierten Letten Ainars Kovals durch, der im letzten Versuch auf 86,64 m kam. Bronze ging mit 86,16 m an Weltmeister Tero Pitkämäki aus Finnland. Beide deutschen Speerwerfer waren nach enttäuschenden Leistungen in der Qualifikation gescheitert. Äthiopiens Ausnahmeläufer Kenenisa Bekele hat die dritte Goldmedaille seiner Karriere gewonnen. Der Weltrekordler gewann nach den 10.000 Meter auch das Finale über 5000 Meter in 12:57,82 Minuten überlegen vor einem kenianischen Duo. Silber ging in 13:02,80 an Eliud Kipchoge, Bronze in 13:06,22 an Edwin Cheruiyot Soi.

Die deutschen Frauen haben im Finale über 4x400 Meter in Peking nur den achten und letzten Platz belegt. Das Quartett mit Jonna Tilgner, Sorina Nwachukwu, Florence Ekpo-Umoh und Claudia Hoffmann kam auf 3:28,45 Minuten und war damit fast zehn Sekunden langsamer als die siegreiche US-Staffel. Schlussläuferin Sanya Richards führte die Favoritinnen in 3:18,54 Minuten zum Triumph vor Russland mit 3:18,82 und Jamaika in 3:20,40.

Die US-Männer-Staffel um Einzel-Olympiasieger LaShawn Merritt hat bei den Olympischen Spielen in Peking wie erwartet die Goldmedaille über 4x400 Meter gewonnen. Merritt und Co. setzten sich in 2:55,39 Minuten überlegen vor den Bahamas durch, die in 2:58,03 Minuten Russland um drei Hundertstelsekunden auf den dritten Platz verwiesen.

Die Volleyballerinnen von Brasilien haben sich die erste Olympia-Goldmedaille ihrer Geschichte gesichert. Im Finale gewann der Vizeweltmeister mit 3:1 (25:15, 18:25, 25:13, 25:21) gegen die USA, die zum zweiten Mal nach 1984 Olympiasilber gewann. Im ganzen Turnierverlauf hatte Brasilien zuvor in sieben Spielen keinen einzigen Satz abgegeben.

Einen Tag nach den Frauen haben auch Chinas Tischtennis-Männer alle Einzel-Medaillengewonnen. Im Finale besiegte der Weltranglistenzweite Ma Lin den Spitzenreiter Wang Hao mit 4:1. Wang Hao blieb damit wie in Athen nur Silber. Zuvor hatte bereits Weltmeister Wang Liqin den Schweden Jörgen Persson 4:0 besiegt und den ersten Dreifach-Triumph der chinesischen Männer perfekt gemacht.

Weiter zum Synchronschwimmen, Fußball und einer Entscheidung am grünen Tisch:

Somjit Jongjohor hat Thailand im ersten Finale der Box-Wettbewerbe die zweite Goldmedaille beschert. Jongjohor besiegte den Kubaner Andris Laffita Hernandez im Fliegengewicht (bis 51 kg) mit 8:2. Den Bronzerang belegten Georgi Balakschin (Russland) und Vincenzo Picardi (Italien). Im Federgewicht besiegt Wasyl Lomatschenko aus der Ukraine den Franzosen Khedafi Djelkhir. Im Halbweltergewicht siegte Felix Diaz (Dominikanische Republik) vor Manus Boonjumnong aus Thailand. Der Brite James Degale ist überraschend Box-Olympiasieger im Mittelgewicht bis 75 kg. Am Samstag bezwang er in einem ausgeglichenen und spannenden Finale den leicht favorisierten Kubaner Emilio Correa Bayeaux mit 16:14. Im Schwergewicht gewann der Russe Rachin Tschachkiew die Goldmedaille.

Überraschendes Halbfinal-Aus: Wasserspringer Sascha Klein. (Foto: Foto: dpa)

Norwegens Handball-Frauen sind erstmals Olympiasieger. In einem einseitigen Endspiel deklassierte der Europameister Weltmeister Russland mit 34:27 (18:13) und revanchierte sich damit eindrucksvoll für die Finalniederlage bei der WM vor acht Monaten.

Russland hat zum dritten in Folge die Team-Entscheidung im Synchronschwimmen gewonnen. In Peking setzte sich der Weltmeister um die Duett-Goldgewinnerinnen Anastassia Dawydowa und Anastassia Ermakowa mit 99,500 Punkten vor Spanien (98,667) und China (97,500) durch. Ein deutsches Team war im Wettbewerb nicht vertreten.

Der Australier Matthew Mitcham verdarb Gastgeber China die perfekte Bilanz von acht Siegen in acht Wettbewerben. Mitchan verwies nach einem fantastischen letzten Sprung mit 537,95 Zählern Zhou Luxin (533,15) und den russischen Weltmeister Gleb Galperin (525,80) überraschend auf die Plätze zwei und drei.

Katrin Wagner-Augustin hat die Bronzemedaille im Kajak-Einer über 500 Meter gewonnen. Die Kanutin aus Potsdam musste sich der Olympiasiegerin Inna Osypenko-Radomska aus der Ukraine und der Silbermedaillen-Gewinnerin Josefa Idem aus Italien geschlagen geben. Ronald Rauhe und Tim Wieskötter, als Top-Favorten gestartet, verpassten den 500-m-Olympiasieg im Zweierkajak und holten Silber. Die Olympiasieger von Athen mussten sich im Finale in 1:28,827 Minuten den Spaniern Saul Craviotto/Carlos Perez (1:28,736) geschlagen geben - ihre erste Niederlage seit acht Jahrén. Die Zweier-Canadier Christian Gille und Tomasz Wylenzek holten einen Tag nach ihrer Silber-Medaille im 1000-m-Rennen über 500 m Bronze. Wylenzek hatte am Freitag nach dem Rennen einen Kreislaufkollaps erlitten. Fanny Fischer und Nicole Reinhardt verpassten zum Abschluss der olympischen Kanu-Wettbewerbe eine Medaille und wurden Vierte.

Der Australier Ken Wallace gewann die Einerkajak-Konkurrenz der Männer über 500 Meter, der WM-Vierte setzte sich in 1:37,252 Minuten vor Athen-Gewinner Adam van Koeverden aus Kanada (1:37,630) und 1000-m-Olympiasieger Tim Brabants (Großbritannien/1:37,671) durch. Sieger im Einer-Canadier über 500 Meter wurde Maxim Opalew aus Russland, der den spanischen Weltmeister David Cal auf den zweiten Platz verwies.

Olympia hat seinen nächsten Doping-Fall. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) gab bekannt, dass der ukrainische Gewichtheber Igor Rasoronow nach seinem Wettkampf im Schwergewicht positiv auf das Steroid Nandrolon getestet wurde. Der 38-Jährige, der in Peking Platz sechs belegt hatte und in den Jahren 1995 und 1998 Zweikampf-Weltmeister war, wurde disqualifiziert und von den Spielen ausgeschlossen. Zuvor waren bereits die ukrainische Siebenkampf-Zweite Ljudmilla Blonska, die griechische Hürdensprinterin Fani Halkia, der nordkoreanische Schütze Kim Jong Su, die spanische Radsportlerin Isabel Moreno und die Turnerin Do Thi Ngan Thuong aus Vietnam als Dopingsünder erwischt worden. Inklusive der Dopingfälle im Reiten gab es bislang in Peking neun positive Fälle.

Argentinien ist wieder Fußball-Olympiasieger. Vier Jahre nach dem Erfolg von Athen besiegte der zweimalige Weltmeister am Samstag bei den Spielen in Peking Nigeria im Finale mit 1:0 (0:0). Das Tor erzielte vor 89.102 Zuschauern im Nationalstadion Angel Di Maria in der 58. Spielminute. Die Argentinier, bei denen José Ernesto Sosa vom FC Bayern eingewechselt wurde, revanchierten sich damit für die 2:3-Niederlage im Olympia-Finale 1996. Mit Silber mussten sich bei den Afrikanern auch der Herthaner Solomon Okoronkwo und der nicht eingesetzte Hoffenheimer Chinedu Obasi begnügen. Die Bronzemedaille hatte sich am Vortag Brasilien durch ein 3:0 gegen Belgien gesichert.

Hier geht's zu Tischtennis und Wasserspringen.

Im Streit um die Medaillenvergabe in der Segeldisziplin 49er hat der Internationale Sportgerichthof CAS am Samstag ein Machtwort gesprochen. Das Ad-hoc-Tribunal lehnte einen Einspruch der Spanier und Italiener gegen den Olympiasieg der Dänen Jonas Warrer und Martin Ibsen ab. Damit bleiben die Segel-Brüder Jan-Peter und Hannes Peckolt Olympia-Dritte und werden nicht zu Silbermedaillen-Gewinnern am Grünen Tisch.

Die Medaillenträume von Sascha Klein zum Abschluss der olympischen Wasserspring-Wettbewerbe vom Turm sind abrupt geplatzt. Der Vize-Europameister aus Aachen schied mit indiskutablen 382,85 Punkten überraschend als 18. und Letzter schon im Halbfinale aus. Dagegen zog der Berliner Patrick Hausding, der mit Klein in Peking Synchron-Silber gewonnen hat, als Zehnter ins Finale ein. Vor dem achten Gold im achten und letzten Wettbewerb steht Gastgeber China. Halbfinal-Bester war Huo Liang.

Nach seinem Kreislaufkollaps hat der Zweier-Canadier-Olympiazweite Tomasz Wylenzek doch noch grünes Licht für einen zweiten Start in Peking erhalten. Der 25-Jährige unterzog sich einer gründlichen medizinischen Untersuchung und erhielt die Starterlaubnis von den Ärzten. Der Essener wird mit Christian Gille (Leipzig) im Zweiercanadier über 500 Meter auf die Regattastrecke gehen. Wylenzek war über 1000 Meter mit Gille auf Platz zwei gefahren, wenige Minuten nach dem Silbergewinn aber beim Interviewmarathon zusammengebrochen. Der Kanute unterzog sich im Krankenhaus einer einstündigen Behandlung ud kehrte noch am Freitagabend in das Olympische Dorf zurück.

Der Chinese Wang Hao hat den Siegeszug des "Tischtennis-Opas" Jörgen Persson gestoppt. Der Weltranglistenerste besiegte den 42-jährigen Schweden im Halbfinale in jeweils knappen Sätzen mit 4:1. Während der an Nummer eins gesetzte Wang Hao am Samstagabend im Finale auf einen seiner Landsmänner Ma Lin trifft, spielt Persson bei seinen sechsten Olympischen Spielen gegen Wang Liqin um Bronze.

Zum Wetter: Mit viel Sonne und blauem Himmel hat der vorletzte Wettkampftag begonnen. Für den Mountainbike-Wettbewerb mit der Weltmeisterschafts-Zweiten Sabine Spitz am Samstagvormittag sind rund 26 Grad vorhergesagt. Heiß soll es später bei den Medaillenrennen der deutschen Kanuten werden. Die Meteorologen rechnen mit bis zu 32 Grad im Shunyi-Park. Eine echte Hitzeschlacht ist auch beim Fußball-Endspiel im Nationalstadion zwischen Argentinien und Nigeria zu erwarten. Bis zum Finale der deutschen Hockey-Herren gegen Spanien soll das Thermometer in der Olympia-Stadt wieder auf 27 Grad absinken.

Hier geht's zu Olympia kompakt vom Vortag

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