14. Wettkampftag:Olympia kompakt

Zweimal Gold für die Kanuten, Jamaika verliert den Stab und ein Ex-Österreicher trägt die deutsche Fahne. News aus Peking.

Lena Schöneborn hat am Freitag in Peking das erste Olympia-Gold für Deutschland im Modernen Fünfkampf seit 72 Jahren gewonnen. Die 22-jährige Berlinerin siegte nach den Teildisziplinen Schießen, Fechten, Schwimmen, Reiten und Laufen vor der Britin Heather Fell und Viktoria Tereschtschuk aus der Ukraine. Das letzte deutsche Gold in der Traditionssportart hatte Gotthard Handrick 1936 bei den Olympischen Spielen in Berlin erobert.

14. Wettkampftag: Andreas Dittmer hat bei seinem Olympia-Abschied eine Medaille im Canadier-Einer über 1000 Meter deutlich verpasst.

Andreas Dittmer hat bei seinem Olympia-Abschied eine Medaille im Canadier-Einer über 1000 Meter deutlich verpasst.

(Foto: Foto: dpa)

100- und 200-m-Olympiasieger Usain Bolt hat mit der 4x100-Meter-Staffel Jamaikas seine dritte Goldmedaille mit Weltrekord bei den Olympischen Spielen in Peking gewonnen. Nesta Carter, Michael Frater, Bolt und Asafa Powell setzten sich in 37,10 Sekunden vor Trinidad und Tobago (38,06) und Japan (38,15) durch. Den Weltrekord der US-Staffel von 1993 unterbot das Quartett um genau drei Zehntelsekunden.

Steve Hooker hat Australien das erste Stabhochsprung-Gold der olympischen Geschichte beschert. Der WM-Neunte übersprang im Finale von Peking im dritten Versuch 5,90 Meter und verwies damit Hallen-Weltmeister Lukjanenko (5,85 m) auf Platz zwei. Bronze holte der Ukrainer Denis Jurschenko mit 5,70 m. Die beiden deutschen Springer Danny Ecker und Raphael Holzdeppe verpassten eine Überraschung. Der WM-Dritte Ecker (Leverkusen) riss 5,75 m, die ihm später Bronze gebracht hätten, dreimal und musste sich mit 5,70 m und Platz sechs zufrieden geben. Holzdeppe, mit 18 Jahren Jüngster im deutschen Leichtathletik-Team in Peking, schaffte 5,60 m, musste bei 5,70 m passen und belegte am Ende Platz acht.

Die deutschen Kanuten haben am ersten Finaltag zweimal Gold sowie je einmal Silber und Bronze gewonnen. Der Vierer-Kajak der Frauen mit Schlagfrau Fanny Fischer sowie überraschend der Zweierkajak Martin Hollstein/Andreas Ihle (Neubrandenburg/Magdeburg) über 1000 Meter setzten sich im Shunyi Park souverän durch. Die Zweiercanadier Christian Gille/Tomasz Wylenzek (Leipzig/Essen) büßten einen Riesenvorsprung auf den letzten Metern noch ein und wurden knapp geschlagen Zweite hinter den Weißrussen. Der Viererkajak mit Schlagmann Lutz Altepost (Essen) landete auf Rang drei. Die 30-jährige Wagner-Augustin aus dem Viererkajak stieg mit ihrem vierten Olympiasieg zur erfolgreichsten Kanutin der Welt nach Birgit Fischer auf. Der wie mehrere Teamkollegen unter einem Infekt leidende Andreas Dittmer war im letzten Rennen seiner Karriere chancenlos. Der dreimalige Canadier-Olympiasieger wurde über die 1000 Meter nur Achter. Außerden blieb wie erwartet Einerkajak-Spezialist Max Hoff (Raunheim) ohne Medaille.

Zhang Yining hat wie in Athen olympisches Einzel-Gold im Tischtennis gewonnen. Die Chinesin besiegte im Endspiel ihre Teamkollegin und Sydney-Olympiasiegerin Wang Nan mit 4:1 Sätzen. Guo Yue machte durch ein 4:2 gegen Li Jia Wei aus Singapur im Spiel um Bronze den Triumph der Frauen aus dem Reich der Mitte perfekt. Chinas Frauen hatten bereits den neu eingeführten Mannschaftswettbewerb souverän gewonnen.

Die Äthiopierin Tirunesh Dibaba hat als erste Frau in der Olympia-Geschichte das Gold-Double über 5000 und 10.000 Meter geschafft. Nach dem Sieg über zehn Kilometer gewann die 23-jährige Weltrekordlerin am Freitag in Peking auch das Rennen über 5000 Meter in 15:41,40 Minuten Minuten. Zweite wurde wie über 10.000 Meter die Türkin Elvan Abeylegesse (15:42,74) vor der Olympiasiegerin von 2004 und Weltmeisterin 2007, Meseret Defar (Äthiopien/15:44,12).

Springreiter Christian Ahlmann könnte die Doping-Affäre bei den Olympischen Spielen teuer zu stehen kommen. Nach Angaben von DOSB Generaldirektor Michael Vesper müsste Ahlmann die Entsendungskosten zu den Wettbewerben nach Hongkong zurückerstatten, sollte sich der Verdacht gegen den 33-Jährigen aus Marl bestätigen. Spekuliert wird über eine Summe im fünfstelligen Bereich. Bei einer Kontrolle von Ahlmanns Hengst Cöster war die verbotene Substanz Capsaicin festgestellt worden. Im Veterinär-Labor des Hongkong Jockey Clubs wurde inzwischen die B-Probe des 15 Jahre alten Wallachs Cöster geöffnet. Das Ergebnis soll spätestens in einer Woche vorliegen.

Der Schwede Jörgen Persson hat als ältester Spieler der Geschichte das Halbfinale im Tischtennis-Einzel erreicht. Der 42-Jährige erlebt in Peking derzeit seinen zweiten Frühling und zog durch ein 4:1 gegen den Kroaten Zoran Primorac in die Runde der letzten Vier ein. Zuvor hatte Persson bereits den dreimaligen Europameister Wladimir Samsonow aus Weißrussland besiegt.

Vier Jahre nach dem überraschenden Olympiasieg in Athen haben die deutschen Hockey-Frauen eine Medaille verpasst. Das DHB-Team unterlag am Freitag im Spiel um Platz drei Argentinien mit 1:3 (0:2). Für das deutsche Team traf Anke Kühn (45.). Das Finale gewann anschließend die Niederlande. Sie besiegten China mit 2:0 (0:0).

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Olympia kompakt

Mit einem "Zentimeter-Sieg" hat sich die Brasilianerin Maurren Maggi Weitsprung-Gold geholt. Die 32-Jährige gewann die spannende Konkurrenz am Freitag mit der Saisonbestleistung von 7,04 Meter und verdrängte Russlands Weltmeisterin Tatjana Lebedewa (7,03) auf den zweiten Platz. Bronze ging an die Nigerianerin Blessing Okagbare (6,91). Die frühere Weltklasse-Siebenkämpferin Carolina Klüft (Schweden) landete in ihrem ersten olympischen Weitsprung-Finale mit 6,49 Metern auf dem neunten Platz.

14. Wettkampftag: Durchgestartet: Die deutsche Fünfkämpferin und Medaillenhoffnung Lena Schöneborn liegt nach zwei Disziplinen vorne.

Durchgestartet: Die deutsche Fünfkämpferin und Medaillenhoffnung Lena Schöneborn liegt nach zwei Disziplinen vorne.

(Foto: Foto: Getty Images)

Die russischen Sprinterinnen haben von einem Patzer der hoch favorisierten Jamaikanerinnen profitiert und über 4x100 Meter die Goldmedaille gewonnen. Das Quartett verwies in 42,31 Sekunden Belgien (42,54) und Nigeria (43,04) auf die Plätze zwei und drei. Die deutsche Staffel mit Anne Möllinger, Verena Sailer, Cathleen Tschirch und Marion Wagner lief in 43,28 Sekunden auf Rang fünf ein. Jamaikas Team um 100-Meter-Olympiasiegerin Shelly-Ann Fraser verlor beim zweiten Wechsel den Stab.

In souveräner Manier ist der Amerikaner Bryan Clay zum ersten Mal Olympiasieger im Zehnkampf geworden. Der Athen-Zweite triumphierte mit 8791 Punkten klar vor dem Weißrussen Andrej Krautschanka, der an den beiden Tagen 8551 Zähler sammelte. Bronze holte sich der Kubaner Leonel Suarez mit 8527 Punkten. Bester eines deutschen Trios war der Berliner Andre Niklaus als Achter mit 8220 Punkten. Zehnter wurde Michael Schrader aus Uerdingen mit 8194 Zählern. Artur Abele aus Ulm hatte nach vier Disziplinen aufgegeben.

Unter Tränen ins Ziel: Der Italiener Alex Schwazer hat die Goldmedaille über 50 Kilometer Gehen gewonnen. Der 23-jährige Südtiroler siegte in 3:37:09 Stunden. Silber gewann der Australier Jared Tallent in 3:39:27 vor dem Russen Denis Nischegorodow (3:40:14), der vor vier Jahren in Athen Zweiter war. Der Berliner André Höhne landete auf Rang 12 und war damit durchaus zufrieden.

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Olympia kompakt

Die Basketball-Stars aus den USA und Weltmeister Spanien bestreiten am Sonntag das Endspiel. Die Amerikaner setzten sich im Halbfinale gegen den Athen-Sieger Argentinien mit 101:81 (49:40) durch. Spanien hatte zuvor vor 18.000 Zuschauern im Olympic Basketball Gymnasium mit 91:86 (40:42) gegen Litauen gewonnen. Im Damen-Endspiel stehen sich am Samstag Olympiasieger USA und Weltmeister Australien gegenüber.

Topfavorit Frankreich und das Überraschungsteam aus Island bestreiten das Finale im Handball-Turnier der Männer. Die Franzosen um den Kieler Welthandballer Nikola Karabatic setzten sich gegen Olympiasieger Kroatien 25:23 (12:11) durch und stehen erstmals in einem olympischen Endspiel. Gleiches gilt für den ewigen Geheimfavoriten Island, der 36:30 (17:15) gegen Spanien gewann und sein erstes großes Finale überhaupt erreichte.

Taekwondo-Europameisterin Helena Fromm hat das Halbfinale durch eine 0:2-Niederlage gegen Asuncion Ocasio Rodriguez aus Puerto Rico verpasst. Die 21 Jahre alte Münchnerin hofft nun, noch über die Trostrunde in den Kampf um Bronze in der 67-kg-Klasse einzugreifen. Dazu müsste Rodriguez aber das Finale erreichen.

Weltliga-Sieger USA ist ins Finale der Volleyballer eingezogen. Die Amerikaner bezwangen im Halbfinale den Weltranglisten-Zweiten Russland mit 3:2(25:22,25:21,25:27,22:25,15:13). Für die US-Auswahl war es in Peking der siebte Sieg im siebten Spiel. Allerdings mussten die Schützlinge von Trainer Hugh McCutcheon nach den sicher gewonnenen ersten beiden Sätzen noch um den Endspiel-Einzug bangen, ehe sie nach mehr als zwei Stunden den Tie-Break knapp für sich entschieden. Das US-Team steht nach den Siegen von 1984 und 1988 zum dritten Mal in einem Olympia- Finale. Gegner dort ist Athen-Olympiasieger Brasilien oder Italien.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat den Turn-Weltverband FIG aufgefordert, Nachforschungen zum korrekten Alter von drei Turnerinnen der chinesischen Gold-Riege anzustellen. "Wir haben die FIG gebeten, den Fall weiter zu untersuchen", sagte IOC-Sprecherin Giselle Davies: "Wir haben festgestellt, dass es Fragezeichen gibt und den Weltverband daher gebeten, sich der Sache anzunehmen". Nicht klar war am Freitag, welche neuen Informationen das IOC dazu bewogen, drei Tage nach Ende der Turn-Wettkämpfe nun den Weltverband zum Handeln aufzufordern. Schon vor Wochen waren Zweifel über das Alter von mindestens drei Turnerinnen Chinas aufgekommen, nachdem frühere Online-Aufzeichnungen, Meldelisten sowie ein Bericht der Staatsagentur Xinhua ans Tageslicht kamen, die das Alter der Goldmedaillen-Gewinnerinnen He Kexin, Jiang Yuyuan und Yang Yilin mit 14 Jahren ausweisen. Eine Turnerin muss aber laut FIG-Regularien in diesem Jahr ihr 16. Lebensjahr vollenden, um in Peking startberechtigt zu sein.

Die brasilianische Olympia-Auswahl hat sich für den geplatzten Gold-Traum ein wenig entschädigt und beim Fußball-Turnier in China Bronze gewonnen. Die Selecao setzte sich im kleinen Finale in Shanghai 3:0 (2:0) gegen die Überraschungsmannschaft aus Belgien durch und sicherte sich damit zum zweiten Mal nach 1996 in Atlanta Rang drei.

Die Weltmeister Todd Rogers und Philip Dalhausser sind zum ersten Mal Olympiasieger im Beachvolleyball. Das Team aus den USA setzte sich am Freitag im Finale gegen die Brasilianer Marcio Araujo und Fabio Luiz mit 2:1 (23:21, 17:21, 15:4) durch. Bronze ging an die Athen-Olympiasieger Ricardo Santos und Emanuel Rego aus Brasilien. In der Frauen-Konkurrenz hatten Kerri Walsh und Misty May-Treanor bereits am Vortag Gold für die amerikanischen Beachvolleyballer geholt.

Südkorea hat durch einen weiteren Einspruch erneut die Entscheidung über den zweiten Final-Teilnehmer neben Russland beim olympischen Handball-Turnier der Frauen vertagt. Die Jury des Weltverbandes IHF beriet am Freitagfrüh den Widerspruch des Olympia- Zweiten von Athen gegen den abgelehnten Protest vom Vortag. Südkorea will erreichen, dass das 29. Tor Norwegens bei der 28:29- Halbfinalniederlage aberkannt und eine Verlängerung ausgespielt wird. Nach Ansicht der Asiaten war der Ball erst nach Ablauf der Spielzeit im Tor und der Treffer damit regelwidrig erzielt. Die Disziplinarkommission der IHF hatte den Protest Südkoreas abgewiesen und dies mit einer Tatsachenentscheidung begründet.

Bei der Olympia-Premiere im BMX-Wettbewerb der Frauen hat Anne-Caroline Chausson die Goldmedaille gewonnen. Die Französin setzte sich Finallauf in 35,976 Sekunden mit 2,066 Sekunden Vorsprung vor Laetitia le Corguille (Frankreich) durch. Dritte wurde die US-Amerikanerin Jill Kintner (2,698 zurück), während Favoritin Shanaze Reade (Großbritannien) stürzte. Bei den Herren holte ein Lette Gold: Maris Strombergs siegte im Männer-BMX-Wettbewerb in 36,190 Sekunden vor den US-Amerikanern Mike Day (0,416 zurück) und Donny Robinson (0,782). Deutsche Teilnehmer waren bei den erstmals bei Olympia ausgetragenenen BMX-Wettbewerben nicht am Start.

Die Bundesregierung ist mit den Leistungen des deutschen Olympia-Teams zufrieden. Die Sportler hätten eine "passable Bilanz"vorzuweisen, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg. Doping bleibe auch nach den Spielen allerdings ein relevantes Thema. "Insgesamt kann die deutsche Delegation mit dem Ergebnis ganz zufrieden sein", sagte Steg. Natürlich habe es überraschende Medaillensiege, aber auch Enttäuschungen gegeben. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Thomas Raabe, wies darauf hin, dass 29 Prozent der deutschen Athleten Sportsoldaten seien. Die von der Bundeswehr geförderten Sportler hätten viermal Gold, einmal Silber und siebenmal Bronze erzielt.

Gewichtheber-Olympiasieger Matthias Steiner soll bei der Schlussfeier die deutsche Fahne tragen. Einen entsprechenden Vorschlag hat Bundestrainer Frank Mantek bei der deutschen Mannschaftsleitung eingereicht. "Matthias möchte das sehr gerne machen. Mal sehen, was dabei herauskommt", sagte Mantek. Der gebürtige Österreicher hatte mit seinem Gold-Triumph im Superschwergewicht für den wohl bewegendsten Moment der Spiele gesorgt, als er auf dem Podest immer wieder das Foto seiner im vergangenen Jahr bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückten Frau küsste. Steiner ist in seiner Gewichtsklasse der erste deutsche Zweikampf-Olympiasieger der Geschichte.

Zum Wetter: Nach dem bislang kältesten Tag der Spiele von Peking können sich die Athleten heute wieder auf heiße Temperaturen einstellen. Von angenehmen 22 Grad am Morgen soll das Thermometer im Verlauf des 14. Wettkampftages auf bis zu 31 Grad ansteigen. Für die ersten Medaillenrennen der deutschen Kanuten im Shunyi-Park erwarten die Meteorologen viel Sonne und leichten Wind. Die deutschen Hockey-Damen können bei ihrem Spiel um Bronze am Abend (Ortszeit) gegen Argentinien mit 29 Grad rechnen. Beste Bedingungen sind auch für das Finale der Stabhochspringer mit Danny Ecker und Olympia-Debütant Raphael Holzdeppe im Nationalstadion vorhergesagt. Den brasilianischen Fußballern um Ronaldinho könnte im Spiel um Platz drei gegen Belgien in Shanghaiallerdings ein Gewitter drohen.

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