11. Wettkampftag:Olympia kompakt

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Zweimal Gold für das deutsche Team, ein Dressur-Pferd bockt und im Boxen gibt es ein Beiß-Opfer. News aus Peking.

Gewichtheber Matthias Steiner hat am Dienstag die Goldmedaille im Superschwergewicht über 105 Kilogramm gewonnen. Der für Chemnitz startende gebürtige Österreicher bewältigte 461 Kilogramm im Zweikampf und verwies damit Vizeweltmeister Jewgeni Tschigischew aus Russland mit 460 Kilogramm und Europameister Viktors Scerbatihs aus Lettland mit 448 Kilogramm auf die Plätze zwei und drei.

Treibt seine Mannschaft ins Halbfinale: Hockey-Bundestrainer Markus Weise. (Foto: Foto: dpa)

Jan Frodeno aus Saarbrücken hat den Triathlon-Wettbewerb gewonnen. Einen Tag nach seinem 27. Geburtstag triumphierte er im Zielsprint gegen Simon Whitfield aus Kanada und den Neuseeländer Bevan Docherty. Für die Strecke über 1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren und 10 Kilometer Laufen benötigte Frodeno 1:48:53 Stunden. Für die deutschen Triathleten war es die erste Olympia-Medaille seit Silber von Stephan Vuckovic 2000 in Sydney.

Weltmeister Fabian Hambüchen hat den erhofften Olympiasieg am Reck nicht geschafft. Nach vierten Plätzen mit der Mannschaft, am Boden und am Barren gewann der Turn-Star aus Wetzlar am Dienstag in Peking Bronze an seinem Spezialgerät. Mit 15,875 Punkten musste Hambüchen als Dritter des Gerätefinals Goldmedaillen-Gewinner Zou Kai aus China (16,200) und dem Amerikaner Jonathan Horton (16,175) den Vortritt lassen.

Isabell Werth hat nach einem Patzer ihres Pferdes die zweite Goldmedaille verpasst. Die 39 Jahre alte Dressur-Reiterin aus Rheinberg musste sich nach dem Sieg mit der Mannschaft in der Einzelwertung mit Silber zufrieden geben. Mit ihrem 14 Jahre alten Wallach Satchmo ließ sie damit die Chance ungenutzt, zum sechsten Mal bei Olympia Gold zu gewinnen. Olympiasiegerin wurde Anky van Grunsven aus den Niederlanden mit dem 14 Jahre alten Wallach Salinero. Für die 40-Jährige war es der dritte Einzel-Olympiasieg in Folge. Bronze holte Heike Kemmer aus Winsen an der Aller mit dem 15 Jahre alten Hannoveraner Bonaparte. Für die zweimalige Team-Olympiasiegerin war es die erste Einzelmedaille bei Olympia.

Maximilian Levy hat die letzte Chance für die deutschen Bahnrad-Fahrer auf eine dritte Medaille vergeben. Der frühere Junioren-Weltmeister aus Cottbus verlor am Dienstag im Sprint das Rennen um Platz drei nach drei Läufen gegen den Franzosen Mickael Bourgain mit 1:2 und musste sich mit Rang vier begnügen. Levy hatte zuvor im Teamsprint mit Rene Enders (Erfurt) und Stefan Nimke (Schwerin) Bronze sowie Roger Kluge (Cottbus) im Punktefahren Silber gewonnen. Sprint-Olympiasieger wurde Weltmeister Chris Hoy, der sich in zwei Läufen gegen seinen britischen Landsmann Jason Kenny durchsetzte.

Hockey-Weltmeister Deutschland hat das Halbfinale erreicht. Einen Tag nach dem Vordringen der Damen in die Runde der letzten Vier zogen die Herren von Bundestrainer Markus Weise nach. Im letzten Vorrundenspiel der Gruppe A machten sie durch einen 3:1 (2:0)-Erfolg gegen Neuseeland alles klar. Ob das zum Gruppensieg reicht, hängt vom Ausgang des Spiels zwischen Spanien und Südkorea ab.

Mit einem Biss in die Schulter seines Gegners hat sich der tadschikische Boxer Dschachon Kurbanow um die Medaillenchance gebracht. 17 Sekunden vor Ende wurde der Viertelfinal-Kampf gegen den Kasachen Yerkebulan Schinalijew im Halbschwergewicht abgebrochen, da Kurbanow die Schulter Schinalijews blutig gebissen hatte. Die Attacke im Clinch dürfte aus Verzweiflung entstanden sein. Schinalijew führte bereits mit 12:6. Ein Zuschauer im Workers Gymnasium hatte wohl besonderes Mitgefühl mit Schinalijew. Ausgerechnet Evander Holyfield, 1997 von Mike Tyson in einem legendären Profi-Kampf ins Ohr gebissen, war prominenter Zeuge der olympischen Beiß-Attacke.

Weiter zur Leichtathletik

Robert Harting hat die erhoffte Olympia-Medaille im Diskuswerfen verpasst. Der 23-jährige Berliner und WM-Zweite kam mit 67,09 Metern auf den undankbaren vierten Platz. Olympiasieger wurde der Este Gerd Kanter mit 68,82 Metern. Silber ging unerwartet an Piotr Malachowski (Polen/67,82). Der zweimalige Olympiasieger Virgilius Alekna (Litauen) verpasste mit 67,79 Metern als Dritter den goldenen Hattrick.

Britta Steffen hat ein interessantes Angebot vorliegen. (Foto: Foto: dpa)

Die WM-Zweite Christina Obergföll und Europameisterin Steffi Nerius stehen im Speerwurf-Finale. Die Offenburgerin Obergföll kam am Dienstag gleich im ersten Versuch der Gruppe B auf 67,52 Meter und konnte ihre Tasche packen. Nerius (Leverkusen) gelangen in der Gruppe A im dritten und letzten Versuch 63,94 Meter. Damit übertraf sie ebenfalls die geforderten 61,50. Überragende Werferin der Gruppe A war Weltmeisterin Barbora Spotakova aus Tschechien mit 67,69 Meter. Katharina Molitor erreichte das Finale nach zwei ganz schwachen Versuchen erst mit dem letzten Wurf.

Hochspringer Raul Spank hat mit persönlicher Bestleistung überrascht und Platz fünf belegt. Der 20-Jährige aus Dresden steigerte sich um zwei Zentimeter auf 2,32 Meter. Mit einer Höhe von 2,36 Metern wurde der Europameister und Weltjahresbeste Andrej Silnow aus Russland Olympiasieger. Silber ging mit 2,34 Metern an den Briten Germaine Mason vor dem höhengleichen Russen Jaroslaw Rybakow. Titelverteidiger Stefan Holm (Schweden) blieb mit 2,32 Metern nur Platz vier.

Christine Ohuruogu aus Großbritannien hat das Rennen über 400 Meter gewonnen. Die Weltmeisterin verwies in der Weltjahresbestzeit von 49,62 Sekunden die 22-jährige Shericka Williams aus Jamaika (49,69) auf den zweiten Platz. Bronze holte die in Jamaika geborene Amerikanerin Sanya Richards, die 49,93 Sekunden lief.

Dawn Harper hat überraschend die 100 Meter Hürden gewonnen. Die 24 Jahre alte krasse Außenseiterin aus den USA setzte sich in 12,54 Sekunden vor Sally McLellan aus Australien und der Kanadierin Priscilla Lopes-Schliep durch, die beide 12,64 Sekunden liefen. Die Bremerin Carolin Nytra war im Halbfinale ausgeschieden.

Leichtathlet Rashid Ramzi hat dem Königreich Bahrain die erste Medaille in der Geschichte der Olympischen Spiele beschert. Der WM-Zweite gewann Gold über 1500 m in 3:32,94 Minuten und verwies Asbel Kipruto Kiprop aus Kenia (3:33,11) und Nicholas Willis aus Neuseeland (3:34,16) auf die Plätze zwei und drei. Weltmeister Bernard Lagat (USA) war genau wie der Berliner Carsten Schlangen im Halbfinale ausgeschieden.

Weiter zum Fußball-Halbfinale Argentinien gegen Brasilien und anderen Sportarten.

Argentinien hat seinen Erzrivalen Brasilien im Halbfinale des Fußball-Turniers gedemütigt und steht nach einem hochverdienten 3:0 (0:0)-Erfolg im Endspiel gegen Nigeria. Sergio Aguero von Atletico Madrid mit einem Doppelschlag in der 52. und 58. Minute sowie Kapitän Roman Riquelme per Foulelfmeter (76.) trafen im Arbeiterstadion für den Olympiasieger von Athen. Nigeria hatte wenige Stunden zuvor in Shanghai Belgien mit 4:1 (1:0) bezwungen. Damit kommt es am Samstag (12.00 Uhr) im Nationalstadion von Peking zur Neuauflage des Olympia-Endspiels von 1996. Damals hatte Nigeria Gold gewonnen.

Roger Kluge und Olaf Pollack haben bei den Bahnrad-Wettbewerben im Madison die Medailleränge verpasst. Das Duo musste sich mit einer Runde Rückstand und 15 Punkten mit Platz fünf begnügen. Gold holten die Argentinier Juan Esteban Curuchet/Walter Fernando Perez mit acht Punkten vor Joan Llaneras/Antonio Tauler aus Spanien (7) und den Russen Michail Ignatjew/Alexej Markow (6).

Der russische Freistil-Ringer Mawlet Batirow hat seine Favoritenrolle in der Klasse bis 60 kg eindrucksvoll bestätigt. Der Welt- und Europameister, der vor vier Jahren in Athen Olympiagold in der 55-kg-Klasse geholt hatte, setzte sich im Finale gegen den Ukrainer Wasil Fedorischin durch. Die Bronzemedaillen gingen an Kenichi Yumoto aus Japan und Seyedmorad Mohammadi, der Iran die erste Medaille in Peking bescherte. Für Russland war es bereits das vierte Ringer-Gold in Peking.

Shawn Johnson hat am Dienstag ihre erste Goldmedaille Turnwettbewerben gewonnen. Die Mehrkampf-Weltmeisterin aus den USA siegte am Schwebebalken vor ihrer Landsfrau Nastia Liukin, die mit Silber ihre fünfte Medaille bei diesen Spielen eroberte. Bronze sicherte sich die Chinesin Cheng Fei.

Der Streit in der 49er-Klasse im Segeln geht auch nach der Medaillenvergabe weiter. Sowohl Spanien als auch Italien haben noch einmal einen Antrag auf Wiedergutmachung bei der Internationalen Jury eingelegt. Der ist zwar inzwischen abgelehnt worden, doch nun erwägen die Nationalen Olympischen Komitees beider Länder vor den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) in Genf zu ziehen. Im Mittelpunkt des Tauziehens um die bereits vergebenen Medaillen steht ein ungewöhnliches Tauschmanöver der inzwischen zu Olympiasiegern gekürten Dänen Jonas Warrer und Martin Ibsen kurz vor dem letzten Rennen.

Der dreimalige Kanu-Olympiasieger Andreas Dittmer hat auch im Canadier-Einer über 500 Meter den direkten Einzug in das Finale verpasst. Einen Tag nach dem zweiten Platz über 1000 Meter erreichte Dittmer über den halben Kilometer als Vierter seines Vorlauf das Semifinale am Donnerstag. Über den Kilometer muss der Neubrandenburger am Mittwoch um den Endlauf-Einzug kämpfen. Im Kajak-Einer kam der Essener Jonas Ems als Zweiter seines Vorlaufs über 500 Meter locker unter die ersten Sechs, die sich für das Semifinale am Donnerstag qualifizierten.

Die umfangreichen Maßnahmen zur Eindämmung der Luftverschmutzung während der Olympischen Spiele haben die Schadstoffe in der Luft im Vergleich zum Vorjahr um etwa acht Prozent verringert. Das erklärte der Vizedirektor des städtischen Umweltamts, Du Shaozhong, am Dienstag in Peking. Die Luftqualität im August war demnach so gut wie seit acht Jahren nicht mehr. An neun Tagen herrschte laut offiziellem Schadstoff-Index beste Luftqualität. Auch an schlechteren Tagen habe die Verschmutzung in diesem Monat den nationalen Standard bislang nicht überschritten. Damit habe Peking sein Versprechen gehalten, für bessere Luft während der Spiele zu sorgen.

Weiter zum Wassersport und der Frage, was David Beckham mit Olympia zu tun hat:

Der Fußballer David Beckham und Led-Zeppelin-Gitarrist Jimmy Page laden die Jugend der Welt bei der Schlussfeier am Sonntag in Peking zu den Olympischen Spielen 2012 nach London ein. Beckham soll auf dem Dach eines roten Doppeldeckerbusses durch das Stadion fahren, Page tritt gemeinsam mit Popstar Leona Lewis auf.

Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen kann sich eine längere Trainingsphase im Ausland vorstellen. Sie habe ein Angebot, in Australien zu trainieren, sagte die 24 Jahre alte Berlinerin. Steffen, die bei ihrer dritten Olympia-Teilnahme Gold über 50 und 100 Meter Freistil gewonnen hat, betrachtet dies auch als "schönen Reiz", um ihre englischen Sprachkenntnisse zu verbessern "und mit den Besten der Welt zu schwimmen".

Deutschlands Wasserspringer sind am Olympia-Finale von Peking mit beiden Startern beteiligt. Der 19 Jahre alte Berliner Patrick Hausding erreichte am Dienstag nach einer sehr guten Leistung mit 481,90 Punkten als Fünfter sicher den Medaillenkampf der besten Zwölf. Auch der Aachener Pavlo Rozenberg zog nach einer erfolgreichen Aufholjagd mit Platz zwölf (454,30) in das Finale ein.

Großbritannien hat durch Laser-Segler Paul Goodison bereits die dritte Goldmedaille bei der olympischen Segelregatta vor Qingdao gewonnen. Der 30-jährige Steuermann aus Sheffield segelte im Medaillen-Finale mit Rang neun und strikter Kontrolle seines einzig möglichen Rivalen Rasmus Mygreen souverän zum Triumph. Der Schwede verlor durch das Duell die erhoffte Medaille. Silber ging an Vasilij Zbogar aus Slowenien, Bronze sicherte sich Diego Romero aus Italien. Bei den Frauen wurde Anna Tunnicliffe ihrer Favoritenrolle gerecht geworden und hat Amerika das erste Segel-Gold beschert.

Das Gastgeber-Duo Tian Jia/Wang Jie und die Athen-Olympiasiegerinnen Kerri Walsh/Misty May-Treanor aus den USA stehen sich im Endspiel des Beachvolleyball-Turniers gegenüber. Die top-gesetzten Tian Jia/Wang Jie setzten sich in einem chinesischen Halbfinale gegen Xue Chen/Zhang Xi mit 2:1 (22:24, 29:27, 15:8) durch. Weniger Mühe hatten die amerikanischen Weltmeisterinnen von 2003, 2005 und 2007 beim 2:0 (21:12, 21:14) gegen Talita Antunes/Renata Martins Ribeiro aus Brasilien.

Zum Wetter: Nach nächtlichen Regenschauern hat der elfte Wettkampftag klar und sonnig begonnen. Die Temperaturen sollen am Dienstag von 22 Grad am Morgen bis zum Nachmittag auf 30 Grad steigen. Die deutschen Triathleten um Weltmeister Daniel Unger erwartet bei ihrem Angriff auf die Medaillen eine Hitzeschlacht bei stickigen 91 Prozent Luftfeuchtigkeit. Diskuswerfer Robert Harting muss bei seinem Finale im Nationalstadion am Abend mit 26 Grad rechnen. Für die Dressur-Entscheidung mit Gold-Kandidatin Isabell Werth in Hongkong sagten die Meteorologen einen Mix aus Sonne und Wolken und 30 Grad voraus. Mit erneut nur schwachen Winden können die Segler vor Qingdao planen. Regen und Gewitter lautet die Prognose für das Halbfinale der Fußballer aus Nigeria und Belgien in Shanghai.

Hier geht's zu Olympia kompakt vom Vortag

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