2:1 von United:Schweinsteigers halbes Tor

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Entscheidende Aktion: Bastian Schweinsteiger (rotes Trikot) bringt den Ball in die Mitte und Troy Deeney (langes Bein) drückt ihn ins eigene Tor. (Foto: Richard Heathcote/Getty Images)

In der Nachspielzeit entscheidet der Ex-Münchner gegen den FC Watford zum ersten Mal ein Spiel für seinen neuen Klub.

Der Spieler Bastian Schweinsteiger ist schon in einem für Fußballer fortgeschrittenen Alter von 31 Jahren und je älter man wird, desto schwieriger wird es ja, Gewohnheiten abzulegen. Darum erkennt man auch bei Manchester United so ein paar Sachen wieder, die man auch schon in München bei ihm gesehen hat. Zum Beispiel die ungewöhnliche Kombination aus kurzärmeligem Trikot und Handschuhen, die normalerweise Torhüter tragen aber eben auch Schweinsteiger, wenn die Tage kälter werden, aber noch nicht in Schnee übergehen. Oder den Tick, wirklich bei jeder Spielunterbrechung die Socken hochzuziehen, zieht er in Manchester mindestens genauso häufig wie in München durch. Und natürlich: Auf dem Spielfeld mit den Armen sprechen.

Letzteres ist weniger eine Gewohnheit sondern vielmehr Teil der Job-Beschreibung, denn mit den Armen drigieren gehört zu den Aufgaben eines Führungsspielers, und ein solcher ist Bastian Schweinsteiger natürlich auch in der Premier League. Und am Samstag waren diese Qualifikationen pülötzlich gefragt: Es lief die 86. Minute am 13. Spieltag gegen den FC Watford, als Schiedsrichter Robert Madley beim Stande von 1:0 für United (Memphis Deepay, 11. Minute) plötzlich Elfmeter für Watford pfiff. Marcos Rojo hatte Odion Ighalo umgetreten und Bastian Schweinsteiger war einer der Ersten beim Schiedsrichter, um sich mit weit ausgebreiteten Armen zu beschweren. Wie immer, wenn man sich nach einem Elfmeter-Pfiff beim Schiedsrichter beschwert, brachte es nichts, aber Schweinsteiger war es immerhin, der die erfolglosen Verhandlungen für die Mannschaft führen durfte. Troy Deeney traf anschließend zum 1:1.

Schweinsteiger reagiert am schnellsten

Es waren dann noch drei Minuten Zeit. Schweinsteiger dirigierte, gab im Mittelfeld Anweisungen und spielte zwei haarsträubende Fehlpässe, an die sich kein Mensch erinnern wird, weil sie zum einen folgenlos blieben und er zum anderen kurz darauf einen viel besseren Fehlpass spielte. Nach einem Eckball kann Watfords Torhüter Heurelho Gomes (der 2013 mal ein paar Bundesligaspiele für Hoffenheim gemacht hat) den Ball nur nach vorne abklatschen lassen, Schweinsteiger reagiert am schnellsten, kann den Ball aber nur noch vor der Torauslinie retten. Er schießt in die Mitte, kein Mitspieler ist dort, eigentlich ein Fehlpass, aber weil Troy Deeney reingrätscht, bugsiert er den Ball als menschliche Bande über die Linie. 2:1 durch ein halbes Tor von Schweinsteiger. Das erste Spiel also, bei dem man sagen kann, dass es der Ex-Münchner für United entschieden hat.

"Nach dem Gegentor hat man die Einstellung meiner Mannschaft gesehen", lobt United-Trainer Louis van Gaal nach dem Spiel. "Ich freue mich für Bastian Schweinsteiger, er hat ein Tor gebraucht. Ich bin ein glücklicher Trainer." Sein Watford-Kollege Quique Sanchez Flores meinte, sein Team hätte ein Unentschieden verdient gehabt, es sei aber schwierig, in der ersten Halbzeit gegen den Wind zu spielen. Schweinsteiger sagte dem britischen TV-Sender BT Sport: "Natürlich war am Ende ein bisschen Glück dabei, aber die drei Punkte waren sehr wichtig für uns. Jetzt spielen wir gegen Leicester und bei einem Sieg wären wir in der Premier League sehr happy:" United bleibt damit mit 27 Punkten nach 13 Spielen in der Spitzengruppe. Leicester City ist das Überraschungsteam der Saison und steht sensationellerweise noch vor United auf Platz eins. Nur glücklich zu sein, wenn man in der Liga an der Spitze steht, ist übrigens auch so eine Angewohnheit, die Schweinsteiger aus München über den Kanal mitgebracht hat.

© SZ vom 22.11.2015 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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