89. Tour der France:Lance Armstrong in Gelb, Erik Zabel in Grün

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Der Titelverteidiger gewinnt die 11. Etappe nach La Mongie und übernimmt die Führung im Gesamtklassement. Telekom-Kapitän Zabel holt sich beim zweiten Zwischensprint das Grüne Jersey zurück.

Der Sprint-Star vom Team Telekom hat ausgerechnet auf der ersten Bergetappe der 98. Tour de France das Trikot des Punktbesten zurückerobert. Titelverteidiger Armstrong gewann die angekündigte Großoffensive beim ersten Pyrenäen-Duell klar gegen Igor Gonzalez de Galdeano.

Beim Einzelzeitfahren verpasste Lance Armstrong den Sprung an die Spitze des Gesamtklassements, nach der erste Bergetappe schlüpft der Titelverteidiger in das Gelbe Trikot (Foto: sueddeutsche.de)

"Die Tour ist noch völlig offen."

Lance Armstrong wirkte keineswegs erschöpft. "Ich bin verhältnismäßig locker gefahren. Dass es kurz vor dem Ziel noch eine größere Gruppe gab, ist ganz normal", erklärte der US-Amerikaner: "Trotzdem ist die Tour noch völlig offen. Man kann schließlich bei einer Etappe schnell ein oder zwei Minuten verlieren."

Auf dem Weg zum vierten Tour-Sieg in Folge fuhr Armstrong den Spanier mit Leichtigkeit aus dem Gelben Trikot, das dieser im Teamzeitfahren acht Tage zuvor erobert hatte.

1:56 Minuten Rückstand für de Galdeano

Elf Tage nach seinem Prologerfolg machte Armstrong seinen insgesamt 13. Tour-Etappensieg auf den letzten sechs der 158 Kilometer von Pau zum Bergziel der Skistation La Mongie in eindrucksvoller Weise perfekt. Gemeinsam mit seinem Teamkollegen Roberto Heras sowie Galdeanos Co-Kapitän Joseba Beloki attackierte Armstrong den fast 120 Kilometer an der Spitze fahrenden Franzosen Laurent Jalabert und ließ dabei Gonzalez de Galdeano glatt stehen.

Während Armstrong nach 4:21:57 Stunden vor Beloki (7 Sekunden Rückstand) und Heras (13) das Ziel erreichte, kam de Galdeano mit 1:56 Minuten Rückstand noch hinter Jalabert (1:49) an. Im Gesamtklassemnt führt Armstrong nun mit 1:12 Minuten vor Beloki und 1:48 vor Galdeano.

Drei Punkte Vorsprung

"Ich werde gleich heute aggresiv fahren, um mir das Gelbe Trikot zu holen", hatte Armstrong vor dem Start gesagt. Er hielt Wort. Den Sieg von Armstrong hatte Telekom-Sprecher Olaf Ludwig auf der Rechnung: "Das hatten heute wohl viele erwartet, aber dass Erik am Berg das Grüne Trikot zurückholt, wohl niemand. Das war eine große Leistung, vor allem von Rolf Aldag".

Die Punktwertung führt Zabel jetzt mit drei Zählern Vorsprung vor Robbie McEwen an. "Das war ein hartes Stück Arbeit. Wir sind 40 Kilometer durch die Reihen gejagt. Ich freue mich natürlich über das Grüne Trikot. Aber drei Punkte sind nur ein Wimpernschlag, bis Paris ist es noch weit", sagte Zabel, dem sein Teamleiter Mario Kummer eine "Meisterleistung" bescheinigte.

Aldag bringt Zabel nach vorne

"Unsere Taktik für Erik heißt, das Grüne Trikot von Robbie zurückzuholen", hatte Teamdirektor Rudy Pevenage gesagt und damit die Punkte für den ersten Zwischensprint bei Kilometer 48 im Sinn.

Doch Zabel und sein australischer Rivale waren zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr im Vorderfeld. Dank einer Energieleistung von "Einpeitscher" Aldag kam Zabel beim zweiten Sprint wieder nach vorne und sicherte sich vier Punkte.

Jens Voigt stürzt

Nicht nur für die Sprintfraktion des Telekom-Express begann nach einer Schweigeminute für den am Mittwoch tödlich verunglückten Siebenjährigen Melvin Pompele mit dem Aufstieg in die Pyrenäen die "Tour der Leiden". Früh ließen die Stars der vergangenen Woche "abreißen" und überließen das Terrain den "Bergziegen".

Nach dem Überqueren des Cote de Louvie-Juzon, einem Berg der vierten Kategorie, hatte sich eine neunköpfige Spitzengruppe gebildet, zu der auch Jens Voigt vom französischen Rennstall Credit Agricole gehörte. Der Berliner stürzte jedoch wenig später wie sein australischer Teamgefährte, der Sprinter Bradley McGee, bei der Abfahrt und zog sich eine blutende Knieverletzung zu.

Jalabert träumt vom Tagessieg

Beim 16,7 Kilometer langen Anstieg mit über sieben Prozent Steigung zum 1709 Meter hohen Col d'Aubisque, dem ersten Gipfel der höchsten Kategorie bei der Tour 2002, wurde die von Jalabert dominierte Spitzengruppe weit auseinander gezogen.

Der "Berg-König" des vergangenen Jahres hängte auf dem Weg über die 1200 Höhenmeter einen Rivalen nach dem anderen ab und nahm nach dem Aubisque als Erster rund eine Minute vor dem nächsten Verfolger die Abfahrt zum Col du Saulor (1474 m) in Angriff. Lange durfte der 33-Jährige vom Tagessieg träumen, ehe Armstrong im Finale den Turbo einschaltete. Neuer "Berg-König" ist nun Vortagessieger Fabrice Halgand (Frankreich).

Zehn Prozent Steigung

Am Mittwoch warten fünf Gipfel von der zweiten bis zur höchsten Kategorie auf die Tour-Karawane. Allein auf dem letzten Anstieg zum 1780 Meter hohen Plateau de Beille sind rund 1250 Höhenmeter zu überwinden. Bis dahin müssen auf dem 199,5 Kilometer langen Teilstück mit Start in Lannemezan der Col de Mente (1349 Meter/1. Kategorie) Portet d'Aspet (1069/2.), Col de la Core (1395/1.) und Col de Port (1249/2.) überquert werden.

Mit durchschnittlich zehn Prozent Steigung ist der 4,3 Kilometer lange Anstieg zum d'Aspet der steilste Abschnitt der diesjährigen Schleife durch Frankreich.

(sueddeutsche.de/sid)

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