3. Spieltag der Europa League:Hannover verschenkt Sieg

Zweimal geführt, doch am Ende steht nur ein 2:2: Weil Hannovers junger Keeper Ron-Robert Zieler bei beiden Gegentoren etwas unglücklich agiert, verpasst 96 gegen den FC Kopenhagen den Sieg. Schalke 04 freut sich dagegen über einen deutlichen Erfolg in Zypern.

Am Ende standen die Spieler von Hannover 96 ziemlich bedröppelt auf dem Rasen. Sie hatten zweimal geführt und die Partie gegen den FC Kopenhagen kontrolliert, ja sogar dominiert - doch als der Schlusspfiff ertönte, stand es 2:2 (1:0). Nur 2:2. Die Niedersachsen haben in der Europa League damit einen entscheidenden Schritt in Richtung Gruppenphase leichtfertig vergeben. Trotz streckenweise deutlicher Überlegenheit kam der Bundesligist gegen die Dänen nicht über ein Unentschieden hinaus und konnten sich damit nicht wie erhofft einen kleinen Vorsprung herausspielen.

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Und am höchsten springt: Dame N'Doye. Der Kopenhagener Stürmer traf zum zwischenzeitlichen 1:1 - nachdem 96-Torwart Zieler am Ball vorbeigesegelt war. 

(Foto: AFP)

Vor 43.100 Zuschauern in Hannovers nicht ganz ausverkaufter Arena brachten Christian Pander (29.) und Sergio Pinto (82.) die Platzherren zweimal in Führung. Doch Dame N'Doye (67.) und Cesar Santin (89.) gelang jeweils der Ausgleich. Vor dem zweiten Duell der beiden Teams am 3. Novemver liegt 96 nun in der Gruppe weiterhin nur einen Punkt vor dem Gastteam aus Dänemark. "Wir haben heute einen Big Point vergeben, das ist sehr schade. Kopenhagen mit einem Sieg hinter uns zu lassen, hätte uns schon sehr geholfen. Aber wir waren am Ende zu unkonzentriert," sagte 96-Coach Mirko Slomka.

Eigentlich wollte sich der Trainer mit seinem Team dank einer mutigen Offensiv-Aufstellung für die 0:2-Niederlage beim 1. FC Köln am vergangenen Wochenende rehabilitieren. Erstmals in der laufenden Saison bot der Coach deshalb seine drei besten Stürmer gemeinsam in der Startelf auf. Während Mohammed Abdellaoue und der zuletzt angeschlagene Jan Schlaudraff das Duo in der Spitze bildeten, wich Didier Ya Konan auf den rechten Flügel aus. Lars Stindl rückte dafür in das zentrale Mittelfeld.

Für Ertrag sorgte die mutige Formation zunächst jedoch nicht. Statt zwingender Chancen gab es über weite Strecken wenig ansehnliches Gekicke und große Zurückhaltung zu sehen. Kopenhagen machte es den Platzherren mit einer äußerst defensiven Ausrichtung aber auch schwierig, Offensivakzente zu setzen. War Hannover in Ballbesitz, baute der FCK vor der Abwehr eine massive Fünferreihe im Mittelfeld auf und verschanzte sich weit in der eigenen Hälfte. So musste der Bundesligist bis zur 27. Minute auf seine erste gelungene Kombination warten. Über Pinto und Jan Schlaudraff kam der Ball zu Pander, doch der Schuss des Ex-Schalkers landete in den Armen von Gäste-Keeper Johan Wiland.

Offenbar beflügelt von der Aktion legte Hannover nach. Nachdem Ya Konan mit einem Distanzschuss noch gescheitert war (28.), benötigten die Gastgeber zur Führung die tatkräftige Unterstützung der Dänen. Pander nahm einen katastrophalen Querpass des Brasilianers Claudemir auf, guckte Wiland aus und versenkte den Ball gekonnt aus rund 20 Metern. In der Folgezeit überließ Hannover den biederen Gästen ein wenig die Initiative, geriet aber bis zur Pause weiterhin nie in Bedrängnis. In der ersten Hälfte gelang dem ehemaligen Team des heutigen Kölner Trainers Stale Solbakken nicht ein Torschuss.

Stattdessen hätte Schlaudraff erhöhen können. Nach starker Einzelleistung scheiterte der ehemalige Nationalspieler mit einem Lupfer aber an Wiland (42.). Auch nach dem Seitenwechsel kam Hannover schwungvoll aus der Kabine. Einen Kopfball von Abdellaoue konnten die Dänen erst kurz vor der eigenen Linie für ihren bereits geschlagenen Keeper klären (47.). Kopenhagen agierte derweil zumindest etwas mutiger als noch im ersten Durchgang, war aber noch immer erschreckend harmlos.

Bis N'Doye die erste Chance zum Ausgleich nutzte. Nach einer Ecke ging Hannovers Hintermannschaft nur halbherzig zu Werke und der Angreifer drückte den Ball aus kurzer Distanz per Kopf ins Tor. 96-Schlussmann Ron-Robert Zieler wurde bei der Aktion allerdings unbemerkt von Schiedsrichter Laurent Duhamel (Frankreich) von einem Gegenspieler behindert. Die Niedersachsen mühten sich anschließend, die erneute Führung zu erzielen und wurden durch Pintos Fernschuss belohnt. Doch Santin sorgte für Kopenhagens glücklichen Ausgleich, als der Brasilianer 96-Keeper Zieler mit einem Kullerball überwand. Dann war die Partie zu Ende - und Hannovers Spieler wussten selbst nicht, wie es zu diesem Ergebnis kommen konnte.

Schalke zaubert in Zypern

Von Mannschaften, die Huub Stevens trainiert, ist man eigentlich anderes gewohnt. Der Coach, der quasi als Erfinder der Weisheit "die Null muss stehen" gilt, konnte an diesem Abend mit seinem Team einen auch offensiv sehr ansehnlichen Sieg in Zypern landen. Mit bemerkenswerter Effektivität kam der Schalke 04 in der Europa League bei AEK Larnaka zu einem nie gefährdeten 5:0 (3:0)-Erfolg und führt die Tabelle der Gruppe J nach drei Spielen mit 7 Punkten vor Maccabi Haifa (6), Steaua Bukarest (2) und Larnaka (1) an.

3. Spieltag der Europa League: Eine Reise, die sich lohnte: Schalker Fans feiern das 5:0 bei AEK Larnaka.

Eine Reise, die sich lohnte: Schalker Fans feiern das 5:0 bei AEK Larnaka. 

(Foto: AP)

Zudem blieb Schalke erstmals im vierten Spiel der zweiten Amtszeit von Trainer Huub Stevens ohne Gegentor - die Null stand also wieder, doch diesmal gab es eben vorne einiges zu sehen. Vor allem in der ersten Halbzeit waren die Schalker ungemein effektiv und nutzten alle ihre drei Chancen zu Toren durch Lewis Holtby (23.), Klaas-Jan Huntelaar (35.) und Joel Matip (40.). Auch nach dem Wechsel waren die bemühten aber biederen Zyprer, die im achten Europacup-Heimspiel ihrer Vereinsgeschichte die erste Niederlage kassierten, ohne jede Chance. Julian Draxler (87.) und erneut Huntelaar mit seinem 18. Pflichtspieltor für Schalke in dieser Saison (88.) bauten das Ergebnis in der Schlussphase aus.

"Das war ein standesgemäßer Sieg. Nach der 3:0-Führung haben wir den Schongang eingelegt und dennoch insgesamt fünf Tore erzielt. Damit kann man sehr zufrieden sein", sagte Sportdirektor Horst Heldt: "Wir sind in der Europa League auf dem richtigen Weg. Mit einem weiteren Sieg wären wir schon durch. Unser Ziel ist es aber, Gruppenerster zu werden."

Als Ersatz für den verletzten Stammkeeper Ralf Fährmann (Anriss des vorderen Kreuzbands) hatte Stevens dem jungen Lars Unnerstall den Vorzug vor dem erfahrenen Mathias Schober gegeben. Der 21-Jährige habe nach seiner Einwechslung gegen Kaiserslautern überzeugt, erklärte Stevens vor dem Anpfiff. Im ersten Durchgang hatte Unnerstall, der aufgrund der bevorstehenden Verpflichtung von Ex-Nationalspieler Timo Hildebrand wohl nur ein Schlussmann auf Zeit ist, aber keine Chance, sich zu beweisen.

Nicht einen Schuss der Gastgeber musste er parieren. Eine Entscheidung über eine Verpflichtung Hildebrands soll nach Angaben von Sportdirektor Heldt noch in dieser Woche fallen. Die Zyprioten zeigten auch ohne den erfahrenen Ex-Wolfsburger Kevin Hofland zunächst wenig Respekt und spielten nach vorne. Nach zehn Minuten fanden die Schalker jedoch zu ihrem Spiel und übernahmen die Kontrolle.

Da es zunächst wenig Lücken in der Abwehr Larnacas gab, ergriff Holtby aus der Distanz die Initiative und war prompt erfolgreich: Aus knapp 20 Metern ließ er Marco Fortin im Tor der Heimmannschaft keine Chance. Der erste Schuss, der in diesem Spiel überhaupt aufs Tor ging, fand damit direkt sein Ziel. Ein mitreißendes Spiel wurde es auch danach nicht, wohl aber ein eindeutiges. Schalke kontrollierte den Gegner, ohne zu glänzen - und nutzte seine Chancen weiter konsequent: Nach einer Flanke von Christian Fuchs war der von drei Gegenspielern umringte Huntelaar mit einem Kopfball-Aufsetzer aus acht Metern erfolgreich.

Beim 3:0 köpften Kapitän Benedikt Höwedes und Matip den Ball nach einer Ecke von Fuchs gemeinsam ins Tor, die Uefa legte sich erst nach fast einer halbe Stunde auf Matip als offiziellen Torschützen fest. Zur Pause konnte es sich Stevens erlauben, seinen Superstar Raul bereits mit Blick auf das schwere Ligaspiel am Sonntag bei Bayer Leverkusen zu schonen. Und sein Team leistete sich erstmals den Luxus, Chancen zu vergeben und zuzulassen. Zunächst scheiterte Jefferson Farfan an Larnakas Keeper (51.), dann erhielt Unnerstall bei einer Chance von Ruben Gomez seine erste Bewährungschance (56.).

Nach einer scharfen Hereingabe von Höwedes war Draxler kurz vor Schluss noch einmal erfolgreich. Huntelaar nutzte schließlich einen katastrophalen Abwehrschnitzer der Südländer zu seinem zweiten Tor in diesem Spiel. Beste Spieler bei den Schalkern waren Holtby und Fuchs, der nach seinen zwei Toren beim 3:1 gegen Maccabi Haifa diesmal zwei Treffer vorbereitete. Bei Larnaca hinterließ Kapitän Gregoor van Dijk den besten Eindruck.

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