26. Spieltag der Bundesliga:Freiburg schockt den HSV, Dortmund besiegt Bremen

Im Heimspiel gegen den SC Freiburg fängt der HSV drei Tore und rutscht weiter ab. Dortmund bleibt nach dem Sieg gegen Bremen Tabellenführer. Gladbach landet einen wichtigen Sieg gegen Leverkusen und bleibt oben dran. Augsburg gewinnt gegen Mainz und verlässt die Abstiegsränge.

Sie wollten es lange nicht wahrhaben, hatten sich immer eher nach oben orientiert, obwohl schon lange die Punkte fehlen - doch jetzt scheint es endgültig allen klar zu sein: Der SC Freiburg hat den Hamburger SV mit einem 3:1 (2:0)-Auswärtssieg endgültig in den Kampf um den Klassenerhalt hineingezogen. Die Freiburger siegten verdient bei der heimschwächsten Mannschaft der Bundesliga und haben als Tabellen-16. nur noch zwei Punkte weniger als der HSV (27).

Hamburger SV v SC Freiburg  - Bundesliga

Willkommen im Abstiegskampf: Freiburg feiert, Hamburg ist geschockt

(Foto: Bongarts/Getty Images)

"Wir hatten uns viel vorgenommen, aber wir haben zu wenig geboten. Wir schießen die Gegentore praktisch selbst", sagte HSV-Kapitän David Jarolim. "Wir waren viel zu nervös, haben uns selbst unter Druck gesetzt. Wenn man zu viele Gegentore bekommt, kann man nicht gewinnen." Der Blick geht nun nur in Richtung Abstiegsränge: "Noch sind acht Spiele, wir dürfen uns nicht aufgeben, es ist noch nichts verloren."

Ganz anders die Stimmung bei den Freiburgern: "Wir sind hinten gut gestanden und waren vorn eiskalt im Abschluss", freute sich Freiburgs Torschütze Cedric Makiadi. "Aber die Saison ist noch nicht zu Ende. Der Sieg in Hamburg ist eine schöne Momentaufnahme, aber die Reise geht weiter."

Die Elf von Trainer Thorsten Fink enttäuschte wie so oft mit mutlosem Fußball und rangiert nur noch knapp über dem Relegationsplatz - nun droht den Hanseaten tatsächlich der erste Bundesliga-Abstieg der Vereinsgeschichte. Für die zuvor in sechs Auswärtsspielen sieglosen Freiburger traf Johannes Flum vor 54.414 Zuschauern nach einer Freistoß-Flanke von Jonathan Schmid zur Führung in der 20. Minute. Kurz vor der Halbzeitpause nutzte Daniel Caligiuri eine Flanke von Mensur Mujdza per Direktabnahme zum 2:0 (43.). Makiadi sorgte in der 72. Minute für die Entscheidung. Hamburgs Ivo Ilicevic traf kurz später nur noch zum 1:3 (75.).

"Es bringt mir nichts, wenn wir im Mittelfeld die Zweikämpfe gewinnen und dann in der Box nicht da sind. Wir hätten eine Vorentscheidung schaffen können. Wir müssen den Abstiegskampf annehmen, was man jetzt wirklich mal in den Mund nehmen muss, und dann kommen wir da unten raus," sagte Fink. Zumindest ihm scheint die Misere der Hamburger gewiss.

Gladbach mit wichtigem Sieg

Auch Bayer Leverkusen muss seine Ziele wohl umformulieren - der Traum von der erneuten Champions-League-Teilnahme ist jedenfalls frühzeitig zu Ende. Gegner Borussia Mönchengladbach darf dagegen weiter für höher Aufgaben planen. Die Gladbacher gewannen das Derby bei Angstgegner Leverkusen 2:1 (1:0) und beendeten damit eine kleine Schwächephase von drei Spielen ohne Sieg.

Leverkusen kassierte seinerseits nach dem peinlichen 1:7 in der Champions League beim FC Barcelona und dem 2:3 in der Meisterschaft am vergangenen Wochenende beim VfL Wolfsburg die dritte Pleite in Folge und muss nach seiner vierten Heimniederlage in dieser Spielzeit nun sogar eine Saison ohne Europacup-Teilnahme fürchten. "Wir durften das 0:1 nicht so herschenken, das war sehr bitter. Wir wollten alle die ganz große Freude haben, jetzt haben wir die ganz große Trauer. Unter dem Strich wäre eine Unentschieden gerecht gewesen," zeigte sich Trainer Robin Dutt enttäuscht.

Für den siebten Auswärtssieg der Gladbacher in dieser Saison sorgten Marco Reus (7.) und der eingewechselte Igor de Camargo (88.). Nationalspieler Reus nutzte vor 30.210 Zuschauern einen katastrophalen Schnitzer von Daniel Schwaab zur Gäste-Führung. Nachdem dem Bayer-Abwehrspieler der Ball versprungen war, ließ Reus Leverkusens Torwart Bernd Leno bei seinem 14. Saisontreffer keine Chance. Nach dem Ausgleich durch Stefan Kießling nach einem Fehler von Torhüter Marc-Andre ter Stegen (75.), sorgte de Camargo nach Reus-Pass für Gladbachs 200. Bundesliga-Auswärtssieg und eine gelungene Generalprobe für das DFB-Pokalhalbfinale am Mittwoch gegen Bayern München.

"Das war ein völlig verdienter Sieg für uns, denn wir hatten viel mehr Torchancen als der Gegner. Aber es war enorm schwer für uns. Wir haben früh überraschend geführt, aber nach dem Tor war Leverkusen besser. Nach dem 1:1 haben wir dann unglaublich reagiert," fasste Trainer Favre treffend zusammen.

Augsburg gewinnt, Dortmund schafft Rekord

Der FC Augsburg hat im Abstiegskampf einen ganz wichtigen Sieg gefeiert. Der Aufsteiger besiegte am Samstag den FSV Mainz im eigenen Stadion 2:1 (1:1). Das Siegtor erzielte Abwehrspieler Sebastian Langkamp per Kopf in der 51. Spielminute. Vor der Pause hatte der Südkoreaner Ja-Cheol Koo (43.) den überraschenden Mainzer Führungstreffer von Sami Allagui (36.) ausgeglichen. Die Augsburger bewiesen eine Woche nach dem 0:0 gegen den deutschen Meister Borussia Dortmund erneut ihre Heimstärke und rückten mit 26 Punkten bis auf vier Zähler an Mainz heran.

Der FSV wartet nun schon seit zwölf Spielen auf einen Auswärtssieg. "Wir haben uns die Niederlage selbst zuzuschreiben", sagte FSV-Mittelfeldspieler Andreas Ivanschitz. "Wir haben den Kampf nicht angenommen, deshalb haben wir verloren. Eigentlich haben wir das Potenzial, Augsburg zu gefährden. Heute ist uns das leider nicht gelungen."

Wolfsburg dreht Partie in Nürnberg

Zwei Tage nach der Teil-Entmachtung von Felix Magath hat sein Team dem Trainer wieder etwas Sicherheit gegeben. Der VfL Wolfsburg bezwang auswärts den 1. FC Nürnberg 3:1 (2:1) und überholte den Gastgeber damit auch im Tabellenmittelfeld der Bundesliga. Mario Mandzukic (15. Minute) und Patrick Helmes (24./53.) trafen für die noch immer auswärtsschwächste Mannschaft der ersten Liga - und nahmen den leicht angeschlagenen Magath damit vorerst aus der Kritik. Für den 1. FC Nürnberg traf Daniel Didavi (9.).

Erneut war damit Stürmer Helmes ein mitentscheidender Mann auf dem Platz. "Man hat heute wieder gesehen, dass wir auf einem guten Weg sind", erklärte Helmes, der auch in der vergangenen Woche getroffen hatte. "Wir haben uns als Mannschaft gefangen und verdient gewonnen hier." Er schloss mit einem fußballerischen Bonmot: "Ich denke, wir sind gut beraten, von Spiel zu Spiel zu schauen."

Ebenfalls klassisch lautete die Schlussfolgerung des Nürnberger Trainers Dieter Hecking: "Ich glaube, wir können heute gut von einen gebrauchten Tag sprechen." Doch der Coach fand auch deutliche Worte: "Wir sind alle sehr enttäuscht. Wer sagt, dass wir Scheiße gespielt haben, der hat recht. Das war von der ersten Minute an kein gutes Spiel von uns." Ähnlich frustriert zeigte sich FCN-Stürmer Alexander Esswein:"Wir gehen glücklich in Führung und hören dann auf Fußball zu spielen", so der junge Angreifer resümierend zum Auftritt seines Teams.

In Dortmund ist schon fast in Vergessenheit geraten, wie sich Niederlagen anfühlen. Seit dem 18. September hat der deutsche Fußball-Meister in der Bundesliga nicht mehr verloren. Damit wurde der Vereinsrekord aus der Saison 1991/92 verbessert, in der die Borussia unter der Regie von Ottmar Hitzfeld in 19 Spielen nacheinander ungeschlagen geblieben war.

Dass die damalige Elf um den Schweizer Stéphane Chapuisat sich dennoch am Ende mit Rang zwei begnügen musste, wertet beim Tabellenführer niemand als schlechtes Omen für den Meisterkampf. Nach einem dürftigen Saisonstart deutete nur wenig auf eine solche Erfolgsserie hin. Im Anschluss an das 1:2 am 6. Spieltag in Hannover rangierte der Titelverteidiger auf Rang 11 - acht Punkte hinter dem Spitzenreiter aus München. Seither verbuchten die Dortmunder bei 16 Siegen und vier Unentschieden sage und schreibe 52 von möglichen 60 Zählern.

Von der Bundesliga-Bestmarke sind sie jedoch noch ein gutes Stück entfernt: Der Hamburger SV blieb zwischen Januar 1982 und Januar 1983 saisonübergreifend in 36 Spielen ohne Niederlage. Weniger ruhmreich schlug sich der BVB indes auf internationaler Ebene: Vier Niederlagen in der Gruppenphase bescherten den frühen Knockout in der Champions League.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: