1860-Spieler Daniel Adlung:Entschlossener Kapitän einer zaghaften Offensive

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Der TSV 1860 München verharrt nach der Niederlage gegen Fortuna Düsseldorf am Tabellenende. Wären doch alle nur so engagiert wie Daniel Adlung: Der Mittelfeldspieler sprintet, flankt, grätscht und schießt aus allen Positionen.

Aus dem Stadion von Mathias von Lieben

Unmittelbar nach dem Spiel stand 1860-Mittelfeldspieler Daniel Adlung im Bauch der Fröttmaninger Arena und schreckte auf. Eine Fernsehreporterin wollte wissen: "Warum haben Sie zugelassen, dass die Löwen in der Anfangsphase so einfach das Spiel machen konnten?" Adlungs Augen wurden größer. Dann fragte er überrascht: "Die Löwen?" Die Reporterin bemerkte ihren Fehler sofort und entschuldigte sich: "Ich meinte natürlich Fortuna Düsseldorf."

Adlungs Reaktion zeigte, wie paradox diese Frage nach der 0:1-Niederlage seines Vereins erschien. Er wusste: Der TSV 1860 München hatte an diesem Montagabend zu keinem Zeitpunkt das Spiel gegen die Fortuna, nun Tabellenzweiter, kontrolliert. Und schon ganz bestimmt nicht in der Anfangsphase. Die Münchner liegen nun mit 12 Punkten aussichtslos auf dem 15. Tabellenrang, vom letzten Platz trennen sie lediglich zwei Punkte. Das Interview mit Adlung verlief im Anschluss ohne weitere Zwischenfälle, der 27-Jährige analysierte sachlich. Er hatte sich als bester Münchner auch nichts vorzuwerfen.

Wenn die Löwen einmal gefährlich in die Nähe des Düsseldorfer Tores kamen, war Adlung, der seit eineinhalb Jahren in München spielt, fast immer beteiligt. Er rannte, passte und grätschte auffällig viel, als wollte er das Spiel alleine entscheiden. In der 40. Minute schoss er aus 25 Metern gefährlich auf das Düsseldorfer Tor, in der 60. flankte er mit viel Gefühl auf Marius Wolf, der kurz vor dem Tor wegrutschte. "Adi will sich natürlich in so einer wichtigen Partie beweisen", sagte sein Trainer Markus von Ahlen nach dem Spiel. "Auch wenn Fortuna das Zentrum sehr gut zugemacht hat. Er war immer präsent."

1860 München gegen Düsseldorf
:Zurück im Abstiegskampf

Der TSV 1860 München steckt weiter im Tabellenkeller fest. Fortuna Düsseldorf siegt mit 1:0 und beschert den Münchnern ihre siebte Saisonniederlage. Das Tor des Tages fällt unter Mithilfe der Löwen.

Der Vollbart-Träger verfiel auf dem Platz ob des frühen Rückstands (4. Minute) trotzdem nicht in eine vorgezogene Länderspielpausen-Lethargie, sondern klatschte seinen Mitspielern nach gelungenen Aktionen Beifall und baute sie nach Fehlern wieder auf. Er war so etwas wie der Kapitän in der Offensive. Immer anspielbar, mit viel Übersicht und gutem Zweikampfverhalten.

Leider machten Adlungs Spielpartner nicht mit. Marius Wolf (Linksaußen) und Marin Tomasov (Rechtsaußen) waren zwar engagiert, bewarben sich allerdings nicht dauerhaft für einen Stammplatz auf den offensiven Außenpositionen. Sie konnten Adlungs Bälle nicht gut verarbeiten und offenbarten bei schnellem Umschaltspiel technische Mängel - alleine konnte es der gebürtige Fürther nicht richten. Da die defensive Viererkette während der Partie unsicher agierte, wurde es vorne nicht einfacher. Nur Außenverteidiger Martin Angha konnte ab und an Akzente nach vorne setzen.

Adlung probierte es trotzdem immer wieder. Er alleine konnte der Mannschaft am Montagabend aber nicht weiterhelfen. Er machte andere Faktoren für die Niederlage aus: "Vielleicht dürfen wir in der Anfangsphase einfach ganz vorne nicht so stürmisch drauf los rennen, sondern müssen ruhiger bleiben und mehr auf Ballbesitz spielen." Von Ahlen ließ erneut sehr offensiv spielen, die Systemfrage stellte sich nach dem 3:0-Auswärtssieg vergangene Woche in Bochum nicht. Adlungs Aussage konnte man jedoch als leise Kritik daran verstehen.

In der Nachspielzeit stürmte Torwart Stefan Ortega nach vorne, um bei einer letzten Ecke seiner Mannschaft für Überzahl im Düsseldorfer Strafraum zu sorgen. Doch auch diesmal konnten die groß gewachsenen Defensivspieler der Fortuna klären und über Jonathan Tah über die linke Außenbahn sogar einen Konter einleiten. Ortega war noch nicht zurück in seinem Tor, das machte aber nichts. Adlung hatte den Passversuch von Tah schon längst ins Aus gegrätscht.

Dass es nicht zu einem Dreier oder zumindest zu einer Punkteteilung gegen die Düsseldorfer kam, lag nicht an Adlung - auch wenn seine Standards am Montag nur selten gefährlich waren. "Daniel hat erneut ein unglaubliches Laufpensum abgespult und auch wieder seine spielerische Klasse aufblitzen lassen. Er hat einfach einen tollen Charakter", sagte von Ahlen.

Auch bei der Partie gegen Bochum vor einer Woche hatte Adlung als bester 1860-Spieler überzeugt und zwei Tore vorbereitet und eins selbst erzielt. Diesmal reichte es nicht, doch das Gesicht der Misere sind andere. Adlung ist der Hoffnungsschimmer.

Nach Spielende ging von Ahlen zuerst auf Adlung zu, nahm ihn in den Arm und redete minutenlang auf ihn ein. Der Trainer weiß genau: Im Abstiegskampf braucht er solche Kämpfertypen.

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