3:0-Sieg gegen Schalke:Drei Dortmunder Tore in acht Minuten

Borussia Dortmund v FC Schalke 04 - Bundesliga

Batman und Robin: die Dortmunder Pierre-Emerick Aubameyang (links) und Marco Reus feiern den Sieg gegen Schalke

(Foto: Lars Baron/Getty Images)

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Superhelden warten schon aus dramaturgischen Gründern gerne lange mit ihrem Auftritt. Pierre-Emerick Aubameyang hat das am Samstag im emotionalen Revierderby zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 nicht anders gemacht. Als der 25-jährige Torjäger aus Gabun sich in der 77. Minute im Torjubel eine Batman-Maske über das Gesicht zog, waren die auf Rettung wartenden Dortmunder Fans schon beinahe mit den Nerven am Ende.

Erst 13 Minuten vor dem Ende brachte Aubameyang die zuvor drückend überlegenen und in der Chancenverwertung zugleich ein bisschen bemitleidenswerten Dortmunder mit 1:0 in Führung. Erst danach brachen im Schalker Abwehrbollwerk die Dämme. Henrikh Mkhitaryan und Marco Reus schossen Dortmund noch zu einem 3:0 (0:0)-Sieg, der zwar spannend gestaltet, aber dafür umso verdienter ausfiel.

Es ist bloß vier Wochen her, dass sogar Schalker Fans verwirrende Gefühle entwickelt haben könnten: eine unbekannte und ungewollte Furcht um den damaligen Tabellenletzten Borussia Dortmund. Bei einem Abstieg des geliebten Feindes würden die Schalker ihre alljährlichen Derbys schmerzlich vermissen. Jenes am Samstag war das 146. Revierduell, seit die Schalker am 3. Mai 1925 die Premiere in Herne mit 4:2 gewonnen hatten.

Zum ersten Mal seit vier Jahren waren die Gelsenkirchener diesmal als tabellarischer Favorit ins Rennen gegangen, allerdings war von ihrem statistischen Vorsprung im Spiel dann überhaupt nichts zu sehen. Die Schalker Verteidigungskunst unter dem Trainer Roberto di Matteo wurde im Dortmunder Stadionmagazin 'Echt' als "blauer Beton" diskreditiert. Zurecht. Schalke bot auch in Dortmund seine tief stehende Fünfer-Abwehrreihe auf, diesmal neu mit Atsuto Uchida ganz rechts und Roman Neustädter zentral. Klaas-Jan Huntelaar durfte nach seiner Vier-Spiele-Rot-Sperre wieder mitspielen und bildete mit Eric Maxim Choupo-Moting eine Doppelspitze, bekam allerdings so gut wie keinen Ball.

Dortmund schuf Riss um Riss im blauen Schalker Beton

BVB-Trainer Jürgen Klopp musste auf die Verteidiger Lukasz Piszczek (Bänderriss) und Sokratis (Leistenprobleme) verzichten und setzte den Mittelstürmer Ciro Immobile auf die Bank. Neven Subotic und Oliver Kirch rückten neu in die Abwehr und Shinji Kagawa ins zentrale Mittelfeld, wo er von Beginn an den hohen Dortmunder Takt vorgab. Die Gastgeber klopften genüsslich den blauen Beton auf und schufen Riss um Riss im Schalker Putz.

Allerdings brachte ihnen dies bis zur Pause noch gar keinen zählbaren Vorteil. Pierre-Emerick Aubameyang scheiterte einschussbereit ein Mal knapp am Torwart Timon Wellenreuther und ein Mal hauchdünn am Abwehrmann Matija Nastasic. Marco Reus scheitete drei Mal an mangelnder Präzision. Zwei Mal schoss er haarscharf am Tor vorbei, und in der 34. Minute traf er die Latte. 15:2 Torschüsse wurden in der ersten Hälfte gezählt. Die Schalker nutzten jede ihrer spärlichen Standardsituationen vor allem zum Luftholen.

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Die zweite Halbzeit ging weiter, wie die erste zu Ende gegangen war. Es war offensichtlich, dass es ein Geduldsspiel würde. Schalke wollte um jeden Preis ein Gegentor verhindern und profitierte weiterhin von der mangelnden Dortmunder Konsequenz. Ob Reus per Schuss oder Hummels per Kopfball, nichts gelang. Knapp 80 000 Zuschauer in einem ausverkauften Stadion, in dem aus Sicherheitsgründen ein paar Plätze frei bleiben mussten, sahen ein leidenschaftliches, einseitiges, aber im (schwarz-gelben) Hoffen und (königsblauen) Bangen um das eine entscheidende Tor trotzdem spannendes Derby.

Für die Rolle des Batmans erhielt Aubameyang die Gelbe Karte

Insofern war es ein dramaturgisch geschickter Schachzug, dass Aubameyang bis zur 77. Minute wartete, um sich auf Vorlage von Reus im Strafraum gegen den stürzenden Neustädter durchzusetzen und das 1:0 für die Dortmunder zu erzielen. Seine Verwandlung in den Superhelden Batman wurde natürlich mit der gelben Karte bestraft.

Als diese psychologische Schwelle aber erst einmal überwunden war, legten die Gastgeber ihre Scheu ab. Henrikh Mkhirayan wartete nach dem Führungstreffer bloß drei Minuten, um auf Hereingabe von Ilkay Gündogan das 2:0 (80.) zu erzielen. In der 86. Minute machte Reus mit dem 3:0 dann endgültig alles klar zu einem späten, aber auch in dieser Höhe verdienten Sieg.

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