Punktabzug für den VfR Aalen:Heimlich lacht der Löwe

VfR Aalen

Aalens Jürgen Gjasula bei der 1:3-Niederlage gegen St. Pauli.

(Foto: dpa)
  • Die DFL bestraft den abstiegsbedrohten Zweitligisten VfR Aalen mit einem Punktabzug.
  • Die Strafe wird verhängt, weil es der Verein zum zweiten Mal hintereinander verpasste, seine Schulden zu verringern.
  • Der Rückstand auf den rettenden 15. Platz beträgt jetzt vier Zähler.
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Von Philipp Schneider

Also bitte, jetzt schön langsam, sagt Carl Ferdinand Meidert. Wer verstehen wolle, weshalb der VfR Aalen am Dienstag von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) zur Strafe zwei Punkte abgezogen bekam, der müsse zunächst einmal begreifen, dass der Zweitligist den Abzug von zwei weiteren Zählern verhindert habe. "Es ärgert mich, dass mir einfach nicht zugehört wird", sagt Aalens Geschäftsführer. Doch der Reihe nach.

Im Januar erst hatten die Aalener eine von der DFL prognostizierte Liquiditätslücke von 431 000 Euro geschlossen. VfR-Präsident Berndt-Ulrich Scholz, ein reicher Schrottrecycler, bürgte mal wieder persönlich für eine Bankgarantie in der entsprechenden Höhe, die bei der DFL fristgerecht zum 15. Januar eingereicht wurde. Schon damals hieß es in einer Pressemitteilung, man gehe davon aus, dass kein Punktabzug drohe "für den Sachverhalt der Liquiditätslücke".

Und damit behielten die Aalener Recht. Die zwei Punkte bekam der VfR nämlich wegen eines anderen Vergehens abgezogen: Weil der Klub zum zweiten Mal nacheinander seine negative Eigenkapitalquote nicht verbesserte, also seine Schulden nicht verringerte, wie es die Financial-Fair-Play-Regularien der Uefa vorschreiben. "Wir sind nicht überrascht von der Strafe, wir kennen ja die Regularien", sagt Meidert.

Aalen will innerhalb von fünf Tagen Beschwerde bei der DFL einlegen

Dessen ungeachtet wird der VfR wohl innerhalb der nächsten fünf Tage bei der DFL Beschwerde gegen die Strafe einlegen; Meidert möchte kein Mittel ungenutzt lassen, um die Situation im Abstiegskampf erträglicher zu gestalten: Nach dem Punktabzug beträgt der Rückstand auf den rettenden 15. Platz vier Zähler. Dort steht derzeit zufällig der TSV 1860 München, der als bislang letzter Profi-Klub einen Punktabzug hinnehmen musste, im Oktober 2010.

Seit dem Ausstieg von Haupt- und Trikotsponsor Imtech im Sommer 2013 hat sich die finanzielle Situation in Aalen zunehmend verschlechtert. "Wir tun uns seitdem schwer damit, neue Sponsoren zu finden, um die im Schnitt fehlenden zwei Millionen Euro auszugleichen", sagt Meidert.

Seit dieser Saison wird die Suche nach Sponsoren zusätzlich durch die neu erwachsene Konkurrenz des Zweitliga-Aufsteigers 1. FC Heidenheim erschwert, dessen Stadion nur 27 Kilometer von dem in Aalen entfernt ist - und das "klar wettbewerbsfähiger" ist, wie Meidert sagt: "In Heidenheim haben sie in den letzten zehn bis 15 Jahren gute Arbeit geleistet. Indem sie nicht nur in den Kader investiert haben, sondern auch in die Strukturen."

Langfristig sanieren, davon ist zumindest der Geschäftsführer überzeugt, ließe sich sein Klub nur, wenn das Stadion um eine neue Südtribüne bereichert würde, "mit Platz für 600 bis 800 weitere Business-Seats" für zahlungskräftige Sponsoren. Noch ist allerdings vollkommen unklar, wer besagte Tribüne finanzieren soll. Mit der Stadt hat der Klub noch keine Einigung erzielt, Meidert hofft inzwischen auf "einen Dritt-Investor, dem das Angebot noch schmackhaft gemacht werden muss". Für Investoren ist die zweite Liga wesentlich attraktiver als die dritte.

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