2. Liga:Tag der Taschentücher

Während die Fans des TSV 1860 München eine Party feiern, steigt der FSV Frankfurt trotz eines 2:1-Siegs gegen die Münchner ab. Der kleine Klub vom Bornheimer Hang dürfte nun für lange Zeit auf der Zweitliga-Bühne fehlen.

Der FSV Frankfurt hatte sein Heimspiel gegen den TSV 1860 München 2:1 gewonnen, war dennoch abgestiegen, und im Stadion herrschte gute Laune. Es war eine bizarre Szenerie zum Abschied des kleinen Klubs vom Bornheimer Hang nach acht Jahren in der zweiten Liga: Die Hälfte der 12 542 Plätze war von Sechzig-Fans besetzt, die ihre Karten in der Annahme erworben hatten, es komme auch für ihre Mannschaft zu einem Endspiel um den Klassenverbleib. Weil das nicht so war, machten sie den Nachmittag zu einer Party mit albernen Hüten, exzessivem Einsatz von Pyrotechnik, Dauergesängen und einer Portion Häme: Nach dem Schlusspfiff packten sie die Taschentücher aus und grüßten so den früheren 1860-Trainer Falko Götz, der in der Saison 2003/04 bei den Löwen arbeitete, die mit dem Bundesliga-Abstieg endete. Das passte zu einer alten Geschichte: Als Götz Giesing verlassen hatte, erhielt er Post von Löwenstüberl-Wirtin Christl Estermann. Er habe bei ihr noch 30 Euro Rechnung offen. Götz schickte damals das Geld per Post und legte eine Packung Taschentücher bei, damit Christl die Tränen nach dem Abstieg trocknen könne.

Die Mannschaft des TSV 1860 legte weniger Wert darauf als die Fans, Götz den Nachmittag zu vermiesen: Zwar war sie durch eine abgefälschte Flanke von Valdet Rama in Führung gegangen (48.), insgesamt war es ihr offenbar aber nicht so wichtig, in Frankfurt zu gewinnen. Zwei völlig unnötige Fouls von Christopher Schindler und Gary Kagelmacher im Strafraum nutzte Edmond Kapllani, um mit zwei Elfmetern (56., 88.) die Partie zu drehen. Zwischendurch sah Maxi Wittek noch Gelb-Rot (81.). Dass der FSV abstieg, lag nur am 1:0 des MSV Duisburg gegen RB Leipzig. Für die Hessen hat der Abstieg weitreichende Folgen. Da dem Klub um Geschäftsführer Clemens Krüger die Wirtschaftskraft fehlt, um den sofortigen Wiederaufstieg anzupeilen, dürfte der FSV für lange Zeit auf der Zweitliga-Bühne fehlen. "Die Trauer und die Enttäuschung sind riesengroß. Das kann man nicht in Worte fassen. Das ist die bitterste Stunde in den 16 Jahren, in denen ich für den Verein gearbeitet habe", sagte Krüger bei Sky. Und Mittelfeldspieler Besar Halimi meinte: "Das ist eine Katastrophe für den Klub und ein sehr bitterer Tag für alle Leute, die hier leben, arbeiten und mit dem Verein mitfiebern."

Die Löwen indes hatten den Verlust von Platz 14 zu beklagen - der 15. Rang bedeutet sowohl 450 000 Euro Fernsehgeld weniger als auch die Bürde, in der ersten DFB-Pokal-Runde gegen einen Erst- oder Zweitligisten antreten zu müssen. Auf Rang 14 schob sich Fortuna Düsseldorf mit dem früheren Löwen-Trainer Friedhelm Funkel und dem früheren Löwen-Geschäftsführer Robert Schäfer durch ein 2:0 bei Eintracht Braunschweig. Beide Treffer steuerte Kerem Demirbay bei (74., 83., Foulelfmeter). Mit einem Erfolg verabschiedete sich auch der VfL Bochum aus der Saison: In Heidenheim gelang ein 4:2-Sieg. Dabei erzielte Simon Terodde drei Treffer und sicherte sich mit insgesamt 25 Erfolgen den Titel des Torschützenkönigs vor Freiburgs Nils Petersen (21).

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