2. Liga:90:02 Minuten Langeweile

Löwen nur graues Mittelmaß: Beim torlosen Unentschieden in Ahlen stabilisiert 1860 München die Defensive - und vergisst das Spiel nach vorne.

Nach exakt 90 Minuten und zwei Sekunden war das Spiel beendet, ohne den gewohnten Nachschlag, und auch wenn Löwen-Trainer Ewald Lienen hinterher aufgebracht mit Schiedsrichter Sascha Thielert aus Buchholz in der Nordheide debattierte - der Schlusspfiff kam keine Sekunde zu spät. 0:0 endete die Freitagabend-Partie der Zweiten Liga zwischen Rot-Weiß Ahlen und dem TSV 1860 München.

2. Liga: Kampf um den Ball - ohne Sieger: Der Münchener Florin Lovin (l) und der Ahlener Marcel Reichwein.

Kampf um den Ball - ohne Sieger: Der Münchener Florin Lovin (l) und der Ahlener Marcel Reichwein.

(Foto: Foto: dpa)

Es war ein hektisches, meist unansehnliches Spiel fast ohne Torszenen, in dem sich beide Teams in der neutralen Zone aufrieben. Die Verunsicherung war Sechzig nach zwei Niederlagen ebenso anzumerken wie Gastgeber Ahlen, der bis dato null Punkte hatte. 1860, zuletzt gegen Karlsruhe (1:3) durch grobe Abwehrsünden aufgefallen, war laut Lienen darauf bedacht, "konzentriert in der Defensive zu stehen" - leider, klagte der Trainer, habe man ob dieses Auftrags "vergessen, Fußball zu spielen." Den eigenen Ansprüchen hechelt 1860 mit vier Punkten aus vier Partien hinterher.

Lienens Zorn nach der mäßigen Montags-Präsentation in der heimischen Arena führte zu den erwarteten drei Änderungen. Statt Zugang Alexander Ludwig und Talent Sandro Kaiser kamen schon länger bekannte Löwen in die Startelf: Sascha Rösler (links) und Stefan Aigner (rechts) sollten das Flügelspiel vitalisieren. Dauerbrenner Torben Hoffmann sollte zudem anstelle Ghvinianidzes (Wadenverletzung) die Abwehr festigen.

Hoffmann war dann sogar gefühlt am häufigsten am Ball, was nichts Gutes aussagte über das Vorwärtsspiel der Löwen. Von links nach rechts lief der Ball, und wieder zurück nach hinten, von rechts nach links und wieder zurück nach hinten - bloß nicht: gefährlich vor das gegnerische Tor. Der erste Torschuss, von Aigner aus 20 Metern links vorbei gezielt, wurde nach 53 Minuten notiert. 53!

Ahlen beschäftigte 1860-Torwart Gabor Kiraly während des gesamten Spiels nie ernsthaft. Der einzige Aufreger: RW-Stürmer Thomas Bröker fiel im Strafraum auf die Nase, nachdem ihn Löwen-Verteidiger Felhi leicht am Fuß touchiert hatte, der Schiedsrichter pfiff sofort ab - und zeigte Richtung Kabine statt auf den Punkt. Es war Halbzeit, zur großen Verärgerung der Ahlener, die Elfmeter reklamierten. Eine sehr ähnliche Szene hatten die Löwen zuletzt gegen Karlsruhe (Mini-Foul an Kaiser) nicht als Strafstoß geahndet bekommen, so glich sich das noch in derselben Kalenderwoche aus.

4025 Zuschauer im Wersestadion der Münsterländer erlebten nach der Pause leicht verbesserte Löwen. Allerdings hatten die Gäste in ihren grün-schwarzen Auswärtshemden auch nur eine Torchance von wirklicher Relevanz: Die Stürmer Cooper und Lauth - als Künstlerduo Kenny & Benny bekannt - inszenierten ein gekonntes Zusammenspiel, der Texaner bediente den blonden Fischbachauer, wobei der Schwabe Rösler den Ball noch kurz weiterleitete. Lauth schoss nach schöner Ballmitnahme flach aufs Tor, RW-Torwart Kirschstein wehrte mit einem Fußreflex ab, im Nachsetzen traf Cooper das Außennetz - eine hochkarätige Doppelchance in der 64.Minute.

Sonst? Wurde an der Auslinie hitzig diskutiert zwischen Lienen, Manager Miki Stevic und den Unparteiischen, wegen eines nicht geahndeten Fouls eines Ahleners. Die Gastgeber hatten ihre beste Szene in der 84.Minute, nach Flanke von Di Gregorio kam Bröker nur mit den Haarspitzen zum Kopfball, eine echte Torgelegenheit war auch das nicht. Die Löwen wechselten noch Kaiser und Djokaj ein und müssen nun 15 Tage lang auf eine wenig erbauliche Tabelle blicken.

Erst nach der Länderspielpause - am Samstag, 12.September - bietet sich ihnen im Heimderby gegen Greuther Fürth die Chance, das Publikum zu versöhnen und aus dem grauen Mittelmaß der Liga ein wenig nach oben zu klettern.

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