5:4 in Leipzig:FC Bayern demonstriert seine Macht

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Großer Jubel beim FC Bayern: Thomas Müller (Mitte) und Thiago (rechts) liegen sich in den Armen. (Foto: AFP)
  • Der FC Bayern gewinnt 5:4 in Leipzig durch ein Tor von Arjen Robben in der 95. Minute.
  • Damit beweisen die Münchner auch, wer die Nummer eins in der Bundesliga ist.
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Von Javier Cáceres, Leipzig

Es lag ihnen tatsächlich noch daran, ein Statement abzugeben. Denn anders lässt sich kaum erklären, dass ein völlig entrücktes Spiel eine wahnwitzige Wendung nahm. Die fünf Minuten Nachspielzeit, die der Schiedsrichter angezeigt hatte, waren vorüber, als Bayerns Außenstürmer Arjen Robben sich auf der rechten Seite durchsetzte, in den Strafraum kurvte und, als alle Welt einen Pass auf Mittelstürmer Robert Lewandowski erwartet, den Ball doch ins Tor der Leipziger chippte. Es war der neunte Treffer der Partie, das 5:4 für den FC Bayern München, der schon seit zwei Wochen als Deutscher Meister feststeht.

Den Leipzigern tat es nicht sonderlich weh, dass sie im torreichsten Spiel der Saison unterlegen waren. Denn es steht fest, dass der Aufsteiger aus dem Osten die Saison nicht nur als Champions-League-Teilnehmer, sondern auch als Tabellenzweiter beschließen wird. "Wir haben heute zwar keine Punkte gewonnen, dafür aber Herzen und Sympathien. Wir haben gegen die beste Mannschaft Deutschlands lange Zeit wie der Sieger ausgesehen", sagte Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl.

Lange Zeit - das ließ sich präziser sagen. Denn Leipzig hatte bis zur 83. Minute 4:2 geführt. Dann drehten die Bayern das Spiel doch noch durch Tore von Robert Lewandowski und zwei veritable Kunstwerke in der Nachspielzeit. Erst zirkelte David Alaba einen Freistoß aus 20 Metern in den linken Winkel, dann setzte Arjen Robben auf der rechten Seite, kurz hinter der Mittellinie zu einem Solo an, kurvte in den Strafraum - und zirkelte den Ball, just als alle Welt einen Pass auf den mitgelaufenen Lewandowski erwartete, einfach ins Tor. "Das war natürlich super", sagte Robben.

Bayern fehlt es deutlich an Anspannung vor der Sommerpause

Es wird ein ewiges Rätsel bleiben, wie die Partie wohl ausgesehen hätte, wenn die Bayern noch die Notwendigkeit gehabt hätten, in Leipzig zu gewinnen. Denn es war fast schon körperlich spürbar, dass es ihnen zu Beginn an der notwendigen Anspannung fehlte, vor allem defensiv. "Bei uns sah es lange so aus, als wären wir schon in der Sommerpause", gestand Philipp Lahm. Das fiel vor allem im Vergleich mit einer Leipziger Mannschaft auf, die vor den Augen des Red-Bull-Eigners Dietrich Mateschitz einen immensen Ehrgeiz an den Tag legten.

Nach zwei Minuten, nach einem weiten Abwurf von Torwart Peter Gulacsi, leitete Bernardo auf der linken Außenbahn den Ball auf Timo Werner um, der ihn auch umstandslos auf Emil Forsberg weitergab. Forsberg konnte von Glück reden, dass Tom Starke im Tor der Bayern stand und nicht Manuel Neuer, denn dieser hätte sich wohl längst auf die Position des rechten Verteidigers verschoben. So aber konnte Forsberg den Ball in den Strafraum flanken, wo Marcel Sabitzer herangerauscht kam und den präzisen Flankenball aus fünf Metern einköpfeln konnte.

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In ihrem Stolz getroffen, versuchten die Bayern, Ball und Spiel an sich zu ziehen. Vor allem über Joshua Kimmich, der neben Thiago die Fäden im Mittelfeld ziehen konnte. Die gefährlicheren Szenen freilich gehörten den Leipzigern: Erst schoss neuerlich Sabitzer übers Tor (5. Minute), dann setzte Timo Werner den Ball an den zweiten Pfosten (12.). In der 16. Minute verursachte Leipzigs Linksverteidiger Bernardo einen Handelfmeter - Robert Lewandowski verwandelte und erzielte damit seinen 29. Saisontreffer. Doch auch danach blieben die Leipziger wach und aggressiv. Kurz danach führte Leipzig auch wieder, durch einen klaren Foulelfmeter von Xabi Alonso an Forsberg. Timo Werner verwandelte sicher.

Nach der Pause erwischten die Leipziger wieder den besseren Start - auch bedingt durch die gelbe Karte, die Alonso bei der Elfmeterszene gesehen hatte. Der Spanier ging am Strafraum einem Zweikampf mit Yussuf Poulsen aus dem Weg, möglicherweise um in der kommenden Woche sein Abschiedsspiel gegen den SC Freiburg (Samstag, 15.30 Uhr) nicht zu verpassen. Dann fälschte er auch noch Poulsens Schuss unhaltbar für Ersatztorwart Tom Starke ab (46.).

Thiago verkürzte nach einer Stunde per Kopf, er köpfelte eine Kopfballablage von Xabi Alonso ein. Doch in der 65. Minute stellte Leipzig den Zweitore-Vorsprung wieder her. Dem scheidenden Bayern-Kapitän Lahm versprang am Strafraum der Ball, Leipzigs Stürmer Werner sprintete dazwischen und schob Torwart Starke den Ball durch die Beine.

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Doch auch dieses 4:2 war vor ausverkauftem Haus nur ein zwischenzeitliches Resultat, frei nach dem Motto, das Stunden später Bayerns spanischer Regisseur Thiago twittern sollte: "Es ist nicht vorbei, bis wir gesagt haben, dass es vorbei ist." Voilà: Erst staubte Lewandowskis einen Lattentreffer von Arjen Robben zu seinem 30. Saisontreffer (84.) ab, dann folgte die mörderische Nachspielzeit, in der Alaba und Robben dafür sorgten, "dass ein verrücktes Resultat herauskam", wie Bayerns Trainer Ancelotti zu Protokoll geben sollte.

Ein verrücktes Resultat, das vor allem die Stellungnahme der Bayern barg, dass sie doch die Nummer Eins sind in der Republik. "Wenn der Erste gegen den Zweiten spielt, dann musst du zeigen, dass du besser bist", sagte Robert Lewandowski. "Wir haben es gezeigt, egal ob es am Anfang gut war oder nicht. Am Ende steht die Leistung nach 95 Minuten", fügte er hinzu.

Er darf sich kommende Woche auf das letzte verbleibende Saisonziel konzentrieren. Lewandowski liegt in der Torjägerliste mit 30 Treffern ein Tor vor Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang.

© SZ vom 14.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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