Vor dem Champions-League-Halbfinale:Der FC Bayern gibt sich "topfit" und "bereit"

GER 1 FBL Hannover 96 vs FC Bayern Muenchen 21 04 2018 HDI Arena Hannover GER 1 FBL Hannove

Sebastian Rudy und Thomas Müller bejubeln den Treffer zum 3:0.

(Foto: Ewert/imago/Nordphoto)
  • Vor dem Champions-League-Duell mit Real Madrid präsentiert sich der FC Bayern in Bestform.
  • Die Partie gegen Hannover ist eine Partie der Rollenwechsel - vor allem, um für das Halbfinale so viele Spieler wie möglich zu schonen.
  • "Wir sind bereit", schlussfolgert Arjen Robben nach dem 3:0-Sieg.

Von Maik Rosner, Hannover

Arjen Robben vermeldete die wesentliche Nachricht des Tages so zügig, wie er seinen Dienst in Hannover begonnen hatte. Schon bei der Ankunft an der Arena war er als Erster aus dem Mannschaftbus des FC Bayern gestiegen. Nach dem Spiel trat er ebenso eilig aus der Kabine. Und was der Niederländer danach verkündete, war zumindest für die Münchner weitaus wichtiger als der 3:0 (0:0)-Sieg bei Hannover 96.

"Wir sind top in Form, es hat sich keiner verletzt. Jetzt freuen wir uns auf Mittwoch", sagte Robben. Als ob er sicher gehen wollte, dass jeder die Botschaft des Tages vor dem Halbfinal-Hinspiel in der Champions League gegen Real Madrid vernimmt, unterstrich er sie mehrfach. "Das Wichtigste" und "das Allerwichtigste" sei es, dass sich keiner verletzt habe. "Wir sind bereit", folgerte Robben und erinnerte an die "vielen Probleme" vor dem verlorenen Viertelfinale gegen Real in der Vorsaison, in dem die Münchner eher wie eine Versehrtenelf dahergekommen waren. "Da waren drei, vier Spieler dabei, die hatten nur 50 Prozent", sagte Robben. Und nun? "Wir sind gut drauf jetzt, und wir sind alle fit."

Es fügte sich ins Bild eines Nachmittags der Rollenwechsel, dass Robben hinterher zudem ein bisschen klang, als habe er den Job des Pressesprechers übernommen. Von Amts wegen neigt PR-Personal ja dazu, so weit wie möglich positive Nachrichten zu verkünden. Das galt nun auch für Robben, der die Münchner Mannschaft zuvor als Vertretungs-Kapitän aufs Feld geführt hatte. Die Ausfälle der Kollegen Manuel Neuer, Kingsley Coman und Arturo Vidal hatte er ja unterschlagen. Aber zumindest die übrige Belegschaft scheint in der Tat unversehrt geblieben zu sein in Hannover.

Der nächste ungefährdete Sieg durch die Tore der eingewechselten Thomas Müller (57.) und Robert Lewandowski (73.) sowie durch Sebastian Rudy (89.) geriet zur Nebensache. Wenngleich Jupp Heynckes erfreut registrierte, "dass wir im Fluss bleiben und die Stimmung in der Mannschaft hochhalten". Müller traf volley nach Juan Bernats Flanke, danach Lewandowski zu seinem 28. Saisontor mit einem Kopfball nach Rudys Eckball. Und schließlich erzielte Rudy noch sein erstes Pflichtspieltor für die Bayern, per Direktabnahme nach Müllers Hereingabe. Seine ungewohnt formierte Elf habe "exzellenten Fußball" geboten, sagte Heynckes.

Innenverteidiger Lars Lukas Mai, 18, durfte von Beginn an neben Jérôme Boateng auflaufen und sich über ein ordentliches Pflichtspieldebüt bei den Profis freuen. Ebenso beachtlich geriet der fachfremde Einsatz des Innenverteidigers Niklas Süle, den Heynckes als Sechser aufbot, obwohl Süle mit der Figur eines Türstehers nur bedingt geeignet scheint für die Rolle als Balldieb vor der Abwehr. Der eigentliche Ergänzungssechser Sebastian Rudy durfte sich im offensiven Mittelfeld ausprobieren. Ein bisschen offensiver sogar als James Rodríguez, der am liebsten die zentrale Rolle hinter der Sturmreihe bekleidet. Und Thiago Alcántara gab den Außenstümer auf der linken Seite.

"Die Mannschaft ist topfit, egal wer spielt und egal auf welcher Position"

Eine ziemlich ungewohnte Formation also, die natürlich wenig mit Hannover 96 zu tun hatte, sondern vor allem mit Real Madrid. Das verriet auch der Blick auf die Ersatzbank, auf der sich zunächst Müller, Lewandowski und Martínez sowie während der kompletten 90 Minuten Mats Hummels, Franck Ribéry und Joshua Kimmich wiederfanden, um sich für Mittwoch zu schonen. Es verwunderte nicht wirklich, dass diese Münchner Elf nicht ganz so viele glanzvolle Momente kreieren konnte. Überlegen agierte sie dennoch. "Der Trainer hat wahnsinnig viel rotiert. Ein Debütant in der Innenverteidigung, ein Debütant auf der Sechs", scherzte Süle über Süle, "dafür haben wir es richtig gut gemacht."

Spätestens in der zweiten Halbzeit kam das Spiel wie ein Beleg für die These daher, dass die Münchner hierzulande derzeit konkurrenzlos sind. Es konnte sogar zu der Hypothese verleiten, dass der FC Bayern momentan auch dann gegen jeden Bundesligisten gewinnen würde, wenn sämtliche Spieler in ungewohnter Rolle eingesetzt werden. Der eigentliche Sechser Martínez jedenfalls erweiterte die Positionsrotation nach seiner Einwechslung ins offensive Mittelfeld für James, Innenverteidiger Süle verblieb auf der angestammten Position von Martínez. "Niklas Süle hat ein überragendes Spiel absolviert", lobte Heynckes seinen Verteidiger im neuen Betätigungsfeld und nebenbei auch ein bisschen sich selbst, als er übergeordnet festhielt: "Die Mannschaft ist topfit, egal wer spielt und egal auf welcher Position."

Die Münchner, sagte Hannovers Trainer André Breitenreiter, seien trotz der großangelegten Rotation bei Personal und Positionen einfach "zu gut. Die sind in einer herausragenden Verfassung. Da gibt es keine A-, B-, oder C-Elf, das ist von eins bis 30 einfach überragend." Dann wünschte er noch "alles, alles Gute" für das Halbfinale gegen Real und versprach, am Mittwoch die Daumen zu drücken. Breitenreiter klang wie ein Fan des FC Bayern. Ein Rollenwechsel war das aber nicht wirklich. "Vielen Dank für das tolle Erlebnis", hatte Breitenreiter vor drei Jahren zum damaligen Bayern-Trainer Pep Guardiola gesagt. Nach einer 0:6-Niederlage mit dem SC Paderborn.

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