2:1 gegen Schweden:Kroos rettet DFB-Elf in 95. Minute

Germany v Sweden: Group F - 2018 FIFA World Cup Russia

Der Treffer zum 2:1: Toni Kroos zirkelt einen Freistoß ins Tor.

(Foto: Getty Images)

Die DFB-Elf hat sich mit einem Last-Minute-Tor von Toni Kroos ins WM-Rennen zurückgekämpft. Der Champions-League-Sieger von Real Madrid mit einem direkten Freistoß in der Nachspielzeit (90.+5) und Marco Reus (48.) verhinderten mit ihren Treffern beim 2:1 (0:1) am Samstag in Sotschi gegen Schweden nicht nur den sofortigen WM-K.o. - jetzt ist für Joachim Löw und sein Team auch wieder alles drin. Die deutsche Nationalmannschaft kann im Gruppenfinale am Mittwoch gegen die bereits ausgeschiedenen Südkoreaner aus eigener Kraft den Achtelfinal-Einzug perfekt machen.

Das DFB-Team verdiente sich den Sieg im zweiten Gruppenspiel vor 44 287 Zuschauern in der Fischt-Arena mit einer deutlichen Steigerung nach der Pause. Gegen Südkorea wird jedoch Innenverteidiger Jérôme Boateng fehlen, der in der 82. Minute die Gelb-Rote Karte sah. Ola Toivonen (32.) hatte die Skandinavier in Führung gebracht. "So wie wir gefightet haben, haben wir uns das verdient am Ende", sagte Kroos in der ARD. "Jetzt müssen wir Südkorea schlagen und dort von der ersten Minute an Gas geben."

Mit seinen Personal-Rochaden hatte Löw überrascht - und war Risiko eingegangen. Denn er setzte nicht nur die Weltmeister Mesut Özil und Sami Khedira auf die Bank. Der Bundestrainer änderte auch sein System und wich damit von seinem ursprünglichen WM-Plan ab. Die von Löw neu aufgestellte Elf begann couragiert, extrem offensivfreudig und erarbeitete sich nach wenigen Minuten gleich die erste gute Chance.

Rudy muss blutend vom Feld

Die Vorgabe des Bundestrainers: Mehr Spieler als gegen Mexiko sollten in den Strafraum - das zeigte gleich Wirkung. Nach schöner Vorarbeit des umtriebigen Timo Werner scheiterte Julian Draxler aus bester Position (3.). Gegen die wie erwartet defensiv kompakt stehenden Schweden versuchte es das DFB-Team mit viel Bewegung, die Offensivkräfte Thomas Müller, Marco Reus und Draxler gingen immer wieder abwechselnd in die Spitze. In den ersten zehn Minuten hatten Jonas Hector (4.), Draxler (8.) und Werner nach feinem Zuspiel von Reus (9.) weitere Chancen. Doch ein Fehler Draxlers ermöglichte den Schweden auch die erste Konterchance, bei der Müller am eigenen Strafraum aushalf (6.).

Die Zuschauer sahen eine temporeiche und unterhaltsame Anfangsphase. Denn auch die Schweden kamen zu Chancen. Ein schlimmer Ballverlust von Antonio Rüdiger, der für den verletzten Mats Hummels in die Innenverteidigung gerückt war, ermöglichte Marcus Berg einen schnellen Gegenzug. Jérôme Boateng brachte den Ex-Hamburger im letzten Moment ins Straucheln - und hatte Glück, dass der polnische Schiedsrichter Szymon Marciniak kein strafbares Handeln des Münchners sah (13.).

Es entwickelte sich das erwartete Spiel gegen sehr zweikampfstarke Schweden, die gegen Südkorea zum Auftakt 1:0 gewonnen hatten. Löws variables System ging zunächst vor allem offensiv auf. Die defensive Anfälligkeit allerdings, das große Manko bei der Niederlage gegen die Mexikaner, war bei den beiden schwedischen Chancen auch zu sehen.

Nach einer halben Stunde folgte jedoch der erste Schockmoment. WM-Debütant Sebastian Rudy, der im defensiven Mittelfeld durchaus Ballsicherheit ins Spiel gebracht hatte, wurde bei einem Zweikampf unabsichtlich im Gesicht getroffen, blutete stark und musste nach einer sechsminütigen Behandlungspause und Unterzahlspiel vom Platz.

Für den Münchner kam Ilkay Gündogan, der eine Minute nach seiner Einwechslung das 0:1 miterleben musste. Mit einem fatalen Fehlpass schenkte Champions-League-Sieger Toni Kroos den Schweden den Ball und lief auch nicht konsequent mit zurück. Angreifer Toivonen vom FC Toulouse nutzte die Gelegenheit konsequent. Ersatzverteidiger Rüdiger konnte nicht mehr klären und fälschte den Ball noch unglücklich ab. Kapitän Manuel Neuer hatte keine Chance - und tobte über das 0:1.

Brandt trifft den Pfosten

Die Ordnung im deutschen Spiel schwand nach der starken Anfangsphase mehr und mehr. Zudem brachten krasse individuelle Fehler den Weltmeister immer wieder in Not. Hector konnte mit der Hacke in letzter Sekunde gegen Viktor Claesson klären (44.). In der Nachspielzeit der ersten Hälfte befand sich die DFB-Elf bei einem schnell ausgeführten Freistoß komplett im Tiefschlaf. Den Kopfball von Berg lenkte Neuer reaktionsschnell um den Pfosten (45.+3).

Löw wirkte bedient, als er nach dem Halbzeitpfiff mit versteinerter Miene direkt in die Kabine schritt. Als das erhoffte Tor zu Beginn nicht gefallen war, reagierten seine Spieler viel zu früh mit Hektik und verloren die nötige Ruhe. Das 2:1 der Mexikaner gegen Südkorea wenige Stunden zuvor hatten den Druck noch einmal gewaltig erhöht - und diesem schien die deutsche Elf nicht gewachsen.

Mit viel Wut und Schwung kam die DFB-Auswahl mit Mario Gomez anstelle des Paris-Profis Draxler aus der Kabine. Der zuvor glücklose Kroos setzte Werner auf dem linken Flügel ins Szene. Die Eingabe des Leipzigers bugsierte Reus mit dem linken Knie in das schwedische Tor.

Kurz danach (51.) wäre Müller fast die Führung gelungen, sein Kopfball strich nur knapp am Pfosten vorbei. Nun war eine deutliche Steigerung zu erkennen, die deutschen Spieler agierten mit mehr Energie und Einsatz und direkterem Zug zum Tor. Vor allem der auffällige Werner sorgte mit seiner enormen Geschwindigkeit immer wieder für gefährliche Aktionen.

Auch die Fehlerquote im Aufbauspiel verringerte sich. Der letztlich zwingende Abschluss zum möglichen Siegtor kam aber nicht mehr zustande, weil die Schweden ihre Defensivtaktik durchzogen und bei Chancen von Hector (56.), Reus (61.) und Gomez (68.) Glück hatten.Werner hatte das 2:1 auf dem Fuß (81.), schoss aber drüber. Eine Minute später dann der Platzverweis für Boateng, der nach einem Foul an Berg zurecht Gelb-Rot sah. In der 88. Minute scheiterte Gomez mit einem Kopfball an Olsen, der eingewechselte Julian Brandt traf den Pfosten (90.+2) - und dann schlug Kroos zu.

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