Fußball-Bundesliga:Bayern schaffen den Befreiungsschlag

Probleme? Welche Probleme? Fußball-Bundesligist FC Bayern gewinnt überzeugend mit 5:0 gegen den Hamburger SV. Das Hamburger Idol Uwe Seeler stellt daraufhin den Trainer in Frage. Bremen siegt spektakulär mit 5:3 gegen Freiburg und empfängt den Treueschwur eines Nationalspielers. Dortmund erzwingt ein 2:0 gegen Nürnberg, Köln kommt über ein 1:1 gegen Kaiserlautern nicht hinaus und verlängert die Trainerdiskussion.

im Überblick

Es hatte sich offenbar einiges angestaut beim FC Bayern, das war schon beim Aufwärmen zu sehen. Die Spieler ermahnten einander, klatschten aufmunternd in die Hände, feuerten sich an. Was man halt so macht, wenn man an den ersten beiden Spieltagen der Bundesliga nur ein mickriges Tor erzielt hat. Und auch in der Champions-League-Qualifikation beim 2:0 gegen Zürich nicht vollständig überzeugen konnte.

Nach der Auftaktniederlage gegen Mönchengladbach und dem knappen 1:0 gegen Wolfsburg gab es einiges Theater um den holprigen Saisonstart. In München werden Niederlagen regelrecht zelebriert, während bei deutlichen Siegen eine genießerische Ruhe einkehrt. Es dürfte nun ruhig bleiben, bis am Dienstag das Rückspiel gegen Zürich ansteht. Am Samstag gelang dem FC Bayern ein absolut überzeugender 5:0 (3:0)-Sieg gegen den Hamburger SV - und dieses Resultat war noch schmeichelhaft für die Hanseaten.

"Das ist eine Weltklasse-Mannschaft"

"Wenn man kritisch sein will, dann könnte man sagen, wir hätten heute noch ein paar Tore mehr machen müssen", sagte Bayerns Torschütze und -vorbereiter Arjen Robben. "Aber mit der Art und Weise, wie wir heute Fußball gespielt haben, können wir sehr zufrieden sein." Der Hamburger Sportdirektor Frank Arnesen lobte: "Das ist eine Weltklasse-Mannschaft, gegen die wir, das muss ich auch sagen, nicht gut gespielt haben."

Vor 69.000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz Arena erzielten Daniel Van Buyten (13. Minute), Ribéry (17.), Robben (34.), Mario Gomez (56.) und der eingewechselte Ivica Olic (80.) die Tore gegen einen in allen Belangen nicht erstligatauglichen Gegner. Der HSV - als einziger Klub seit 1963 immer in der Bundesliga dabei - muss in dieser Verfassung um den Erhalt seines Nimbus bangen.

Die von Kapitän Heiko Westermann angeführte junge Hamburger Mannschaft ließ sich phasenweise vorführen. Die Maßnahme von Trainer Michael Oenning, mit drei Umstellungen die Defensive zu verstärken, verpuffte völlig.

Müller, Van Buyten und Timostschuk in der Startelf

Mehr Aufstellungsglück hatte Jupp Heynckes, dessen "gruppendynamische Maßnahme", neben Thomas Müller auch Van Buyten und Anatoli Timoschtschuk in die Startelf zu rotieren, bestens aufging. Allein mit Fouls konnte der HSV die Münchner einige Male stoppen. Dabei hatte Nationalspieler Dennis Aogo großes Glück, dass er nach einer brutalen Grätsche gegen Robben mit der Gelben Karte davonkam (7.).

Die Bayern durften ohne Gegenwehr kombinieren - mit den spielfreudigen Robben und Ribéry als Rhythmusgebern. Robbens präzise Freistoßflanke konnte der für Jérome Boateng in die Mannschaft gekommene Ex-Hamburger Van Buyten ungehindert zum 1:0 einköpfen. Ribéry erzielte in seinem 100. Ligaspiel das 2:0, nachdem er Gegenspieler Dennis Diekmeier genarrt hatte.

Beim dritten Treffer umkurvte Robben ebenfalls ohne Widerstand seine Gegner und verlud zum Abschluss auch noch Jaroslav Drobny. Der Hamburger Schlussmann verhinderte bei einem Kopfball von Gomez noch Schlimmeres (33.), zudem hatte er Glück bei einem Pfostenschuss von Müller (43.). Auf der Gegenseite wurde Manuel Neuer lediglich bei einem Schuss von Diekmeier ansatzweise geprüft (29.).

Seeler stellt Oenning in Frage

Der Münchner Beschuss auf Drobnys Tor ging auch nach der Pause weiter. Müller verzog volley (53.), Timoschtschuk schoss mit Wucht vorbei (54.). Dann durfte auch der letztjährige Torschützenkönig Gomez jubeln, er überwand Drobny aus spitzem Winkel.

Heynckes konnte sich schließlich den Luxus leisten, Robben und Ribéry im Hinblick auf Zürich frühzeitig auszuwechseln. Auch der in der vergangenen Saison monatelang verletzte Olic durfte noch jubeln - der Kroate erzielte per Kopf sein erstes Ligator seit dem 8. Mai 2010. Dass er sich dabei an der Hüfte verletzte, war aus Bayern-Sicht der einzige Makel eines ziemlich perfekten Nachmittags.

Beim Gegner herrschte hingegen gewaltiger Frust: Das Hamburger Idol Uwe Seeler, ehemals Vereinspräsident, rechnete in einer emotionalen Reaktion mit der Mannschaft ab und stellte den Trainer Michael Oenning in Frage. "Die Jungs haben sich kampflos ergeben. So kann man kein Spiel gewinnen. Da muss sich schnell was ändern! Die Argumente für Oenning muss ich schnell hören", sagte Seeler. "Ich muss das jetzt erst mal verdauen und dieses 0:5 runtertrinken."

Köln weiterhin sieglos

Neben dem Rekordmeister Bayern München präsentierte sich auch der Meister in ansteigender Form: Borussia Dortmund tat sich im Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg zwar lange schwer, kam letztlich aber zu einem verdienten 2:0-Erfolg. Den Sprung an die Tabellenspitze verpasste der VfB Stuttgart. Die Schwaben verloren in heimischer Arena 0:1 gegen Bayer Leverkusen.

Der Spitzenreiter heißt damit weiterhin Borussia Mönchengladbach. Die Elf vom Niederrhein hatte am Freitag ihr Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg 4:1 gewonnen. Am Sonntag haben noch der FSV Mainz 05 (gegen Schalke 04/15.30 Uhr) und Hannover 96 (gegen Hertha BSC/17.30) die Chance, an die Tabellenspitze zu stürmen.

Im Tabellenkeller haben sich derweil Köln und Kaiserslautern festgesetzt: Im direkten Duell trennten sich beide Klubs vor 47.200 Zuschauern in Köln 1:1 (1:1). Ilo Ilicevic brachte die Pfälzer in der 17. Minute in Führung, Mato Jajalo gelang nur zwei Minuten später der Ausgleich für das Team von Stale Solbakken. Trotz des ersten Punktgewinns in dieser Spielzeit bleiben die Rheinländer auf dem letzten Tabellenplatz, die Lauterer belegen mit zwei Zählern vorerst Rang 14.

Mit viel Mühe setzte sich Werder Bremen im bislang torreichsten Spiel der Saison 5:3 gegen den SC Freiburg durch. 1899 Hoffenheim kam scheinbar unbeeindruckt vom Beschallungs-Skandal zu einem 2:0 beim Aufsteiger FC Augsburg.

Bei Borussia Dortmund war von der Galaform des Bundesliga-Auftakts erneut nicht viel zu sehen, doch der Meister arbeitete im Spiel gegen Nürnberg beharrlich auf die Führung hin. Robert Lewandowski (50.) und Kevin Großkreutz (80.) erzielten die Tore zum 2:0-Sieg. Die Schmach der 0:1-Niederlage vor einer Woche in Hoffenheim ist damit getilgt.

Es war für die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp der fünfte Sieg in Folge gegen Nürnberg, gegen das man am 30. April mit einem 2:0 den siebten Meistertitel der Vereinsgeschichte perfekt gemacht hatte.

Apropos Geschichte: Der SC Freiburg kann gegen Werder Bremen nicht gewinnen. Auch im zehnten Bundesligaspiel in Folge gegen die Norddeutschen kassierte das Team aus dem Breisgau mit 3:5 (1:2) eine Niederlage und konnte dabei nicht einmal den Vorteil zweier früher Tore von Papiss Demba Cissé in beiden Halbzeiten (7./48. Minute) nutzen.

Per Mertesacker hält Werder die Treue

Als sich die nervösen und in der Abwehr zunächst ungeordneten Bremer gefangen hatten, sorgten Clemens Fritz (30.), Claudio Pizarro (34.), der gerade erst eingewechselte Marko Arnautovic (65.), Aaron Hunt (87.) per Elfmeter sowie Wesley (90.+3) für den 700. Werder-Sieg in der Fußball-Bundesliga.

Erfreuliches für die Werder-Fans hatte Verteidiger Per Mertesacker mitzuteilen: Er widersprach Wechselgerüchten und verkündete, die Saison in Bremen absolvieren zu wollen. "Ich spiele sehr gerne bei Werder Bremen - und daran wird sich auch nichts ändern", sagte Mertesacker nach dem 5:3-Sieg gegen Freiburg. "Ich bin gerne Kapitän des Vereins und werde die Farben Grün-Weiß auch weiter vertreten", sagte der 26-Jährige, der zuletzt beim FC Arsenal im Gespräch war.

Der FC Augsburg muss auch nach dem dritten Spieltag weiter auf den ersten Sieg seiner noch jungen Bundesliga-Geschichte warten. Das 0:2 (0:1) gegen die 1899 Hoffenheim war die erste Heimniederlage in der Bundesliga überhaupt. Vor etwa 30.000 Zuschauern entschieden Ryan Babel (5.) und Sejad Salihovic (75.) per Foulelfmeter das Spiel für die Hoffenheimer.

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