85. Geburtstag:Horst Eckel - der bescheidene Weltmeister

Ein Held wollte er nie sein - dabei hatte Horst Eckel 1954 entscheidenden Anteil am "Wunder von Bern". An diesem Mittwoch wird der Lauterer 85 Jahre alt.

Von Carsten Scheele

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(Foto: dpa)

Das wohl berühmteste Bild mit Horst Eckel stammt aus jenem Fußball-Sommer 1954. In der Mitte, natürlich: Fritz Walter, der Kapitän der deutschen Weltmeistermannschaft, auf den Schultern der Fans. Auch dabei, auch auf den Schultern, auch als Weltmeister umjubelt: Horst Eckel (rechts).

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

Eckel (2. v. l.) war der jüngste Spieler der legendären Weltmeistermannschaft, die das "Wunder von Bern" schaffte. Als rechter Außenläufer war er unverzichtbares Mitglied der Elf, hätte das aber selbst nie so formuliert. "Das Wort Held höre ich nicht so gerne. Ich bin ein ganz normaler Mensch geblieben", sagte Eckel kürzlich.

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(Foto: imago/United Archives Internatio)

Begonnen hatte sein Leben als Fußballer im pfälzischen Vogelbach, wo er beim örtlichen SC zum Stürmer heranwuchs. Stets korrekt frisiert, machte er sich einen Namen als wendiger, laufstarker und immer einsatzfreudiger Mann vorne drin. Schon 1950, im Alter von 18 Jahren, ging es für Eckel zum größten Verein der Gegend, zum 1. FC Kaiserslautern, für den er bis 1960 auflief (213 Ligapartien im damaligen Oberhaus, 64 Tore). Sein erstes Gehalt: 320 Mark im Monat. Dazu kamen weitere 300 Mark monatlich, die Eckel als Werkzeugmacher beim Nähmaschinen-Hersteller Pfaff verdiente.

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Dass Bundestrainer Sepp Herberger (im Bild oben, in der Fahrertür) ihn 1954 für die erste Nachkriegs-WM mit deutscher Beteiligung nominierte, sollte sich als Glücksgriff erweisen. Hier posiert Eckel (rechts) neben Helmut Rahn (links) und Hans Schäfer. Dabei hatte sich Eckel nur wenige Wochen zuvor beim 1:5 im Pokalfinale des FCK gegen Hannover noch verletzt.

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(Foto: dpa)

Doch Eckel (rechts im Bild) regenerierte schnell. Er wurde während der WM-Endrunde in der Schweiz zum Stammspieler, im Finale am 4. Juli 1954 im Berner Wankdorf-Stadion hatte er eine besondere Aufgabe: Er sollte den ungarischen Topstürmer Nandor Hidegkuti aus dem Spiel nehmen. Das gelang: "Ich war immer schneller, wendiger und meistens lief ich Hidegkuti die Bälle geschickt ab. Ich spielte nie Foul", erzählte Eckel viele Jahre später in der Zeit. Der Rest ist bekannt: Hidegkuti schoss im Finale kein Tor, stattdessen traf Helmut Rahn in der 84. Minute. Deutschland gewann 3:2 gegen den großen Favoriten - und war Weltmeister.

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(Foto: imago sportfotodienst)

Eckel (links im Bild) war nun ein bekannter Mann, doch er geriet nie in Verdacht, größenwahnsinnig zu werden. Andere Fußballer versuchten, mit ihrem Namen Geld zu machen oder tranken zu viel Alkohol. Eckel blieb, wie er selbst sagte, "immer mit den Füßen auf dem Boden". Ein einfacher Mann aus der Pfalz, der ziemlich gut kicken konnte und 1960 seine Bundesligakarriere beendete.

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(Foto: imago sportfotodienst)

Eckel (hier 1984 neben Ehefrau Hannelore und den Töchtern Susanne, rechts, und Dagmar) machte sich Gedanken über seine Zukunft. Denn er war Weltmeister - aber kein reicher Mann. 1960 wechselte er als Trainer in die zweite Liga zum SV Völklingen, für den er später auch wieder aktiv spielte. Nebenbei hatte er einen Verwaltungsjob in einem Eisenwerk. Ab 1970 ließ er sich zum Kunst- und Sportlehrer umschulen und arbeitete ab 1973 bis zu seiner Pensionierung an der Realschule in Kusel. Dem SWR sagte Eckel: "Ich habe auch meinen Schülern immer gesagt, dass sie nicht abheben sollen, und ihnen gezeigt, wie sie besser werden können."

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(Foto: imago/Mavericks)

Immer wieder in all den Jahren wurde Eckel auf den WM-Titel 1954 angesprochen. Für den Pfälzer immer wieder eine Freude. "Es ist eine tolle Sache, dass die Menschen noch wissen, wer ich bin", sagte Eckel dem SWR: "Das Finale gegen Ungarn habe ich immer noch vor Augen. Was da passiert ist und wie das Spiel gelaufen ist, den Titelgewinn kann man mit Worten nicht beschreiben."

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(Foto: dpa)

Langsam kamen die Weltmeister ins Alter, und Eckel als deren Jüngster überlebte fast alle: Zuletzt starb Ottmar Walter (rechts im Bild), der Bruder des großen Fritz. Heute, 2017, leben nur noch Eckel (Jahrgang 1932) und der Kölner Hans Schäfer (Jahrgang 1927). Eckel sagt: "Ich hoffe auch, dass der Hans noch lange bei mir bleibt und wir uns wieder öfter sehen."

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(Foto: dpa/dpaweb)

Für seine Verdienste um den deutschen Fußball wurde Horst Eckel (im Bild mit dem früheren rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck) vielfach geehrt. 1954 bekam er das Silberne Lorbeerblatt der Bundesrepublik Deutschland verliehen, 2004 das Große Verdienstkreuz. Sogar ein Zug der Deutschen Bahn wurde 2005 nach Eckel benannt.

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(Foto: dpa)

"Natürlich ist 85 eine hohe Zahl", sagt Eckel anlässlich seines Ehrentags: "Ich bin gesund und hoffe, dass es noch Jahre so bleibt." Bei seiner Geburtstagsfeier in Kaiserslautern, zu der rund 200 Gäste geladen sind, dürften die Erinnerungen sicher noch einmal lebendig werden. Vielleicht auch an jenen Moment im Jahr 1954, als Eckel und Fritz Walter auf Schultern getragen wurden. Mit Material des sid

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