2:1 für Stuttgart:Eine Hymne für Jogi

Vor den Augen des Bundestrainers schießt Mario Gomez den VfB Stuttgart mit zwei Toren zum Sieg, befreit seinen Klub wohl von allen Abstiegssorgen - und sammelt Argumente für die WM-Teilnahme.

Von Christoph Ruf, Freiburg

Das "Badnerlied", eine Art Gelsenkirchener Barock unter den Stadion-Songs, wird in Freiburg ebenso vor jedem Spiel intoniert wie in Karlsruhe oder Hoffenheim. Doch so laut, wie es am Freitagabend in der Freiburger Nordkurve mitgesungen wurde, geht das nur vonstatten, wenn der VfB Stuttgart in Südbaden spielt. Also einmal im Jahr.

Nach dem Spiel war dann allerdings nur noch der Gäste-Anhang im höheren Dezibel-Bereich unterwegs. Zweierlei Dinge wurden behauptet. Erstens, dass jeder, der nicht hüpft, "Badenser" sei. Und zweitens, dass Mario Gomez "der beste Mann" sei. Auf Letzteres konnten sich Badener und Schwaben gleichermaßen verständigen.

Sport-Club Freiburg v VfB Stuttgart - Bundesliga

Nach nicht mal vier Minuten bringt Gomez den VfB erstmals in Führung. Freiburgs Alexander Schwolow konnte den Kopfball nicht abwehren.

(Foto: Matthias Hangst/Getty)

Schließlich war es der Stuttgarter Stürmer gewesen, der beide Tore geschossen hatte und im Zusammenspiel mit dem Kollegen Daniel Ginczek auch ansonsten immer wieder gezeigt hatte, dass eine gute Sturmreihe im Bundesliga-Alltag mehr als die halbe Miete ist. Gomez gelang es dabei schon früh, den ebenfalls anwesenden Bundestrainer Joachim Löw zufriedenzustellen. Der hatte ja am selben Tag bekanntgegeben, Gomez für die ersten Länderspiele des Jahres gegen Spanien und Brasilien zu nominieren. Nach einem Freistoß von Dennis Aogo köpfte er zum 0:1 ein (4). Dass SC-Keeper Alexander Schwolow auf der Linie blieb, anstatt den Ball wegzufausten, dürfte Gomez dabei ebenso gefreut haben wie dessen Hilfe beim zweiten Treffer. Da hatte Andreas Beck nach innen geflankt und Gomez musste drei Meter vor der Torlinie nur noch den Fuß hinhalten. Dort wo Gomez´ Schuh war, hätte allerdings auch Freiburgs Keeper sein können, doch der blieb erneut auf der Linie.

WM-Chancen? "Ein Mario Gomez muss kein Bewerbungsschreiben abgeben", sagt Tayfun Korkut

2:1 ging letztlich also sowohl die Partie als auch das Duell zwischen zwei für den Verlauf dieser Saison prägenden Angreifern aus. Denn auch Freiburgs Prominenter im Sturm, Nils Petersen, hatte getroffen - zum zwischenzeitlichen 1:1, mit einem herrlichen Lupfer über Stuttgarts Torwart Ron-Robert Zieler hinweg. Petersens Treffer war der schönste und gleichzeitig wertloseste der insgesamt 13, die in dieser Spielzeit bereits auf sein Konto gehen. Freiburg, das erneut spielerisch schwach blieb, und der VfB driften in der Tabelle ja gerade auseinander wie zwei Magnete gleicher Ladung.

SC Freiburg VfB Stuttgart Deutschland Freiburg 16 03 2018 Fussball Bundesliga Saison 2017 201

In der 75. Minute drückt Gomez (Mitte) den Ball erneut an Schwolow (links) vorbei über die Linie zum 2:1-Endstand.

(Foto: Robin Rudel/Imago)

Während Petersen also Fragen nach den (trotzdem immer noch positiven) Aussichten im Abstiegskampf beantworten musste, ist der VfB seit der Amtsübernahme von Trainer Tayfun Korkut ungeschlagen und mit 37 Punkten faktisch alle Abstiegssorgen los. Allerdings sah man auch Gomez in der Interviewzone ein paar Meter weiter ein paar Mal süffisant lächeln. Das erste Mal, als er auf die Chancen auf eine Europokal-Teilnahme angesprochen wurde. Da runzelte er vielsagend die Stirn. Und das zweite Mal, als es darum ging, wie er seine Chancen auf eine WM-Teilnahme beziffere. "Habe ich jemals einen Schlachtruf über die Medien formuliert?", fragte er spitzbübisch. "Das mache ich nie." Warum sollte er auch? Sein Trainer sagte: "Ein Mario Gomez muss kein Bewerbungsschreiben abgeben."

Zumindest braucht er kein Anschreiben, wenn die Bewerbungsunterlagen so überzeugend ausfallen wie in den letzten Wochen. Wobei Gomez' verbale Zurückhaltung auch damit zu tun haben könnte, dass sein Langzeitgedächtnis besser funktioniert als das mancher Chronisten: Er hat nun im 22. Saisonspiel seine Saisontore sechs und sieben geschossen. Für Wolfsburg hatte er vor seiner Rückkehr nach Stuttgart im Winter ja nur einmal getroffen. Das ist nicht unbedingt Quote, wegen der man Lobeshymnen singen müsste. Und Gomez weiß das.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: