Der Linksverteidiger Philipp Max steht in dieser Saison für den Fußball des FC Augsburg. Es war also beispielhaft, was er in der 83. Minute des Spiels machte. Wie er den Ball in der eigenen Hälfte abschirmte, sich drehte, in Windeseile eine Anspielstation suchte. Wie er sie in seinem Mitspieler Caiuby fand, gleich weiter sprintete, den Ball in den Lauf bekam, noch mal sprintete und ihn dann in den Strafraum flankte. Dort wartete Michael Gregoritsch und traf, für Max war es die 12. Torvorlage der Saison. Dieses rasante sogenannte Umschaltspiel macht den Augsburger Erfolg in dieser Spielzeit aus.
Ein gewöhnliches Tor war der Treffer zum 3:1-Endstand in Hannover trotzdem nicht. Denn zuletzt war der FC Augsburg gar nicht erfolgreich gewesen. Der Sieg war der erste nach zuvor vier sieglosen Partien, weshalb danach große Erleichterung herrschte. "Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft. Wir fahren sehr zufrieden und glücklich nach Augsburg zurück", sagte Trainer Manuel Baum. Mit nun 35 Punkten und zehn Zählern Vorsprung auf Platz 16 können die Schwaben wohl endgültig für eine weitere Spielzeit im Fußball-Oberhaus planen.
Hannover muss nach der dritten Niederlage in Serie dagegen aufpassen, nicht noch weiter abzurutschen. 32 Punkte könnten trotz der Schwäche der Teams im Tabellenkeller am Ende vielleicht doch nicht reichen. "Uns fehlt ein stückweit die Leichtigkeit, die uns lange Zeit ausgezeichnet hat", sagte 96-Trainer André Breitenreiter. Vor 36 500 Zuschauern erzielte Salif Sané den zwischenzeitlichen Ausgleich für Hannover (37.). Der starke Gregoritsch hatte in der 26. Minute bereits das 1:0 geschossen, außerdem traf in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit Gojko Kacar für die Gäste - und das war die nächste Besonderheit aus Augsburger Sicht.
Kacar, 31, hätte Augsburg im Winter beinahe verlassen, er hatte mit dem Gedanken gespielt, sich einen neuen Verein zu suchen. Dass er seinen im Sommer auslaufenden Vertrag verlängert, ist unwahrscheinlich. Denn lange war er in dieser Saison nur Reservist, scheinbar ohne Chance auf einen Einsatz. Doch dann verlieh der FCA im Winter die Verteidiger Kostas Stafylidis, Tim Rieder, Georg Teigel und Jan-Ingwer Callsen-Bracker, verkaufte den Innenverteidiger Marvin Friedrich. Dann suspendierte der Klub den Rechtsverteidiger Daniel Opare, der Rechtsverteidiger Raphael Framberger verletzte sich, genauso wie die Innenverteidiger Jeffrey Gouweleuw und Kevin Danso. Und so spielte in der Abwehr am Samstag Kacar. Und dann traf er per Kopfball, nach Vorlage von Caiuby Er stand ganz frei im gegnerischen Strafraum.
Während in Augsburg die Stimmung also wieder besser ist, bleibt sie in Hannover mäßig. Auch gegen Augsburg war für die Gastgeber von Heimspielatmosphäre die meiste Zeit mal wieder nicht viel zu spüren. "Fast das gesamte Stadion hat sich heute hinter die Mannschaft gestellt, das war eine sehr positive Stimmung", sagte Breitenreiter, doch da übertrieb er ein wenig. Im Dauerzwist zwischen dem harten Kern der 96-Anhänger und Klub-Boss Martin Kind setzen Hannovers Ultras ihre Stimmungsboykott weiter fort. Zwar blieben Beschimpfungen gegen Kind anders als vor zwei Wochen beim 0:1 gegen Mönchengladbach dieses Mal aus. Einige kritische Plakate gegen den 96-Präsidenten gab es aber dennoch. "Hochmut kommt vor dem Fall Martin!", war auf einem zu lesen. An diesem Montag gibt es ein erstes Treffen zwischen Club und Fans, bei dem die verzwickte Situation erörtert werden soll. Noch wichtiger dürfte aber eine Podiumsdiskussion in naher Zukunft sein, an der auch die Ultras teilnehmen wollen. 96 hatte eine solche Veranstaltung zunächst abgesagt, will diese nun aber doch stattfinden lassen.