1. FC Nürnberg:Wartungsarbeit beim Club

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Gegen Darmstadt wünscht sich Trainer Weiler mehr Konsequenz im Abschluss. Am Montag stehen bei der Aufsichtsratssitzung wegweisende Entscheidungen an.

Von Markus Schäflein

An diesem Freitagabend (18.30 Uhr) tritt der 1. FC Nürnberg gegen den SV Darmstadt 98 an, und dabei geht es nicht etwa für den fränkischen Bundesliga-Absteiger noch um Punkte für den Aufstiegskampf, sondern für die aus der dritten Liga gekommenen Hessen, die sich derzeit auf Rang drei der zweiten Fußball-Bundesliga finden. Die Ansprüche in Nürnberg sind bescheidener, nach vier Niederlagen in Serie muss sich der Club schon glücklich schätzen, dass sein Abstand zur Abstiegszone noch immer beruhigend groß ist. Dabei waren die Leistungen nicht immer schlecht, zuletzt beim 1:2 in Leipzig etwa dominierten die Nürnberger die erste Hälfte deutlich, erzielten dabei allerdings nur ein Tor. "Wir müssen beim Abschluss konsequenter werden, auch mal ein Tor schießen, das nicht so schön herausgespielt ist", wünscht sich Trainer René Weiler.

Der noch wichtigere Termin für den Club folgt dann am Montagabend. Es findet nun tatsächlich eine Aufsichtsratssitzung statt, nachdem das vergangene geplante Treffen wegen einer kurzfristigen Krankmeldung von Mitglied Johannes Bisping und der daraus folgenden Beschlussunfähigkeit abgesagt werden musste. Dabei geht es einerseits um die Entscheidung, ob Michael Meeske vom FC St. Pauli neuer Finanzvorstand werden soll, und andererseits um die Zukunft von Sportvorstand Martin Bader. Thomas Grethlein, Vorsitzender des Gremiums, dementiert zwar beständig, dass der Aufsichtsrat in der Frage gespalten sei; allerdings zeigte sich spätestens in der Posse um die abgesagte Sitzung, dass er die Lage offenbar exklusiv so einschätzt. Neben Baders hartnäckigem Langzeitkritiker Günther Koch zählt nun auch Mathias Zeck zu den Skeptikern, der Bild-Zeitung sagte er: "Sportlich haben wir unsere Ziele in den vergangenen zwei Jahren mehr als deutlich verpasst. Ich fordere zwar keine Köpfe, aber wie es bislang lief, kann es nicht weitergehen."

Zuvor hatte Bader einmal mehr öffentlich über einen Abschied vom 1. FC Nürnberg gesprochen. "Natürlich stellt man sich die Frage: Was ist für den Verein das Beste? Aber erst nach der Saison", sagte Bader. "Falls der Aufsichtsrat der Meinung ist, ein Neuanfang wäre besser, wird man eine vernünftige Lösung finden." Mitglieder und Fans zetern im Internet - eine Petition zur Absetzung Baders wies am Donnerstag 2800 Unterschriften auf, das Glubbforum wurde nach einem Aktionsaufruf "Zeigt Bader die rote Karte" wegen "technischen Wartungsarbeiten und organisatorischen Veränderungen" geschlossen. Aber Bader kann zumindest auf Rückendeckung zahlreicher Ultras bauen, auf eine Mehrheit im Aufsichtsrat und vor allem die Unterstützung Grethleins.

Der Vorsitzende war bei der vergangenen Mitgliederversammlung im Oktober 2014 in das Gremium gewählt worden, bei der eine ebenso offene wie chaotische Opposition gegen Bader durchfiel. "Ich bin den Mitgliedern gegenüber verantwortlich, die sich gegen die Kandidaten entschieden haben, die Herrn Bader entlassen wollten", erklärte Grethlein dem Donaukurier. Den Wahlauftrag interpretierte er also, zwei Mal Nein gleich Ja, als Wunsch nach weiterer Zusammenarbeit. "Natürlich trägt Herr Bader als Sportvorstand die Verantwortung dafür, wie die Mannschaft aussieht", sagte Grethlein, "trotzdem kann man nicht sagen, dass Herr Bader die Mannschaft so zusammengestellt hat. Es ist in Nürnberg so, dass der Trainer das entscheidende Wort spricht. Der Prozess ist komplex."

Ungeachtet der unlängst geführten Debatten um die Kompetenzverteilung bei Transferentscheidungen - neben Bader sind auch noch Sportleiter Wolfgang Wolf, Chefscout Christian Möckel und natürlich Trainer Weiler an den Entscheidungen beteiligt - geht die Personalplanung für die kommende Spielzeit und den nächsten Anlauf Richtung Bundesliga voran. Für das Tor ist Thorsten Kirschbaum im Gespräch, der einst beim Club in der Jugend spielte und derzeit Ersatztorwart beim VfB Stuttgart ist; der 27-Jährige weist 92 Zweitliga-Einsätze auf. Und Nachwuchsstürmer Dominic Baumann vom Drittligisten Dynamo Dresden soll verpflichtet werden. Um eine Idee Weilers kann es sich dabei nicht handeln, schließlich hatte der 1. FC Nürnberg bereits im vergangenen Sommer Interesse an dem 19-Jährigen kundgetan.

© SZ vom 10.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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