1. FC Nürnberg:Viel Aufsehen um die Auflagen

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Im Dezember 2009 unterschreibt der damalige Präsident Franz Schäfer mit Finanzvorstand Ralf Woy eine Fan-Anleihe.

(Foto: imago)

Der Club hat die Lizenz noch nicht final erhalten und muss in einem Jahr die Fan-Anleihe zurückzahlen. Kurioserweise führt die finanzielle Lage zu etwas Ruhe im Verein - und stärkt gar Sportvorstand Bader.

Von Markus Schäflein

Die Nachricht, dass der 1. FC Nürnberg die Lizenz für die kommende Saison in der zweiten Fußball-Bundesliga von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) nur unter "Auflagen und Bedingungen erhalten" hat, sorgte am Valznerweiher selbstredend für einiges Aufsehen. Zumal die derzeit ebenfalls nicht gerade erfolgreichen Nachbarn aus Fürth nur ein bisschen an ihrer Flutlichtanlage herumschrauben müssen, um auch künftig mitspielen zu dürfen. Da half auch die Beschwichtigung des Nürnberger Aufsichtsratsvorsitzenden Thomas Grethlein herzlich wenig, dass es bereits im vergangenen Jahr solche Bedingungen für die Lizenz gab. Es ging und geht dabei vor allem darum, das negative Eigenkapital zu reduzieren. "Nur wurde damals der Erstbescheid von der DFL nicht öffentlich gemacht", sagte Grethlein der Bild-Zeitung.

Nun wird man erstens bei der DFL argumentieren, dass der 1. FC Nürnberg die Tatsache, dass er Auflagen erhalten hat, selbst veröffentlichte. Und zweitens ist die Herausforderung, diese Auflagen zu erfüllen, in diesem Jahr ungleich höher. Der Club steht mit dem zweitteuersten Kader der zweiten Liga auf Platz 13, was das zahlende Publikum und die Sponsoren gleichermaßen wenig begeistert. Die Prognose eines Verlusts von drei Millionen Euro sei aber "unseriös", sagte Mario Hamm, 33, der seit der Trennung von Finanzvorstand Ralf Woy im Februar interimsweise die Finanzen verantwortet. Dabei hatte Woy diese Zahl noch in einem Worst-Case-Szenario eingeplant - obwohl nach dem Bundesliga-Abstieg insgesamt 24 Spielerverkäufe satte 14 Millionen Euro einbrachten, von denen der größere Teil noch in die laufende Spielzeit einfloss. Doch es wurde eben beim Club auch viel Geld ausgegeben im Ansinnen, den direkten Wiederaufstieg in Angriff nehmen zu können. Für Zweitliga-Verhältnisse: sehr viel Geld.

In zweieinhalb Monaten wird die Bilanz erstellt; es gebe "sehr viele Faktoren, die das Ergebnis bis dahin beeinflussen können", erklärte Hamm frohgemut dem Kicker: "Für alle, die jetzt die Horrorszenarien an die Wand malen, kann es bei der Bilanzpressekonferenz eine große Überraschung geben." Angesichts von derlei Ankündigungen wird beim Club spekuliert, welcher Kniff den Vorständen eingefallen sein könnte. Dass das banale Mittel der Notverkäufe - etwa von U20-Nationalspieler Niklas Stark, an dem laut Syker Kreiszeitung Werder Bremen interessiert ist, oder von Alessandro Schöpf - zum Einsatz kommt, hat Sportvorstand Martin Bader mehrfach bestritten.

Nicht das größte Problem im Lizenzierungsverfahren, aber auch eine Herausforderung, ist die Fan-Anleihe, mit der das neue Funktionsgebäude finanziert wurde. Sie muss im April 2016 zurückgezahlt werden. Dabei geht es um sechs Millionen Euro zuzüglich Zinsen. Nun kann man darauf hoffen, dass ein Teil der treuen Anhänger die Anleihe vielleicht gar nicht zurückgibt, sondern hübsch gerahmt ins Wohnzimmer hängt; sicher sein kann man sich aber nicht, vor allem angesichts der aktuellen Lage, in der mal wieder viele den Club für einen Depp halten.

Da der 1. FCN etwaige Rückzahlungen in großem Stil nicht stemmen kann, muss eine Bank eine Anschlussfinanzierung ermöglichen. Nun ist eine Immobilie als Sicherheit normalerweise kein schlechtes Argument, um eine Bank von einer Kreditvergabe zu überzeugen; ganz so einfach wie bei einem Eigenheimer stellt sich die Lage allerdings nicht da. Sie wird dadurch verkompliziert, dass die Abteilungen des FCN-Dachvereins ein Nutzungsrecht an dem Gelände genießen.

Die finanzielle Lage führt kurioserweise dazu, dass im Verein etwas Ruhe einkehrt. Die Kritiker im Aufsichtsrat, die sich eine Trennung von Sportvorstand Bader wünschen, haben offenbar vorerst Abstand von ihrem Ansinnen genommen. Wer einen Kredit von einer Bank will, kann sich Vakanzen und Wechsel im Vorstand schließlich nur bedingt erlauben. Und Woy ist ja schon weg.

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