1. FC Nürnberg:Nicht gut genug

1. FC Nürnberg - Eintracht Frankfurt

Große Leere: die Nürnberger um Dave Bulthuis nach dem verpassten Aufstieg in die Bundesliga.

(Foto: Daniel Karmann/dpa)

Keine Torchance, keine Offensive: Der 1. FC Nürnberg muss sich schmerzhaft eingestehen, dass die eigene Leistung nicht für die erste Liga ausgereicht hat. Der Verein hat nun große finanzielle Sorgen.

Von Markus Schäflein, Nürnberg

Die Nordkurve hatte inbrünstig "You'll never walk alone" gesungen, die Spieler hatten geweint und ihre Gesichter in ihren Trikots vergraben. Aber diese Stimmung nach dem Schlusspfiff, nach dem 0:1 gegen Eintracht Frankfurt, hielt nicht lange. Als die letzten Töne verklungen und die letzten Tränen vergossen waren, fanden die Nürnberger einen anderen Weg, mit der Enttäuschung des verpassten Aufstiegs umzugehen: Sie gaben in einer ebenso frappierenden wie tröstlichen Ehrlichkeit einfach zu, dass sie den Aufstieg nicht verdient hatten, dass sie in der ersten Liga nichts verloren hätten - die Fans sahen das so, die Spieler, und auch der Trainer.

"Man ist einfach ein Stück weit nüchtern", sagte René Weiler, kurz nachdem er dem Meer aus Emotionen entstiegen war. "Hätten wir pro Spiel fünf, sechs Torchancen gehabt, wäre das anders. Aber wir haben heute versucht, nach vorne zu spielen, und es ging halt nicht. Wir konnten uns in 180 Minuten nie durchsetzen, obwohl die Spieler alles versucht und unglaublich gekämpft haben - was soll man dazu sagen?" Wer angesichts des Spielverlaufs dachte, dass die Nürnberger tatsächlich auf 0:0 spielen wollten, obwohl sie Weiler davor gewarnt hatte, sah sich getäuscht. Es war nicht geplant, einen Abwehrriegel zu errichten, aber es ergab sich einfach so - mangels Entlastung. "Es geht ja auch um Freistöße rausholen, mal den Ball halten", sagte Weiler. All das gelang dem Zweitliga-Dritten gegen den Bundesliga-16. nie: "Da sieht man den Qualitätsunterschied - und daran sieht man, dass es mehr bedarf, wenn wir künftig an der Zweitligaspitze oder in der ersten Liga mitspielen wollen." Um den Ansprüchen zu genügen, die sich durch das Erreichen der Relegation verstärkt haben, müssten die Nürnberger ihre Mannschaft halten, weiterentwickeln und am besten verstärken. Allein: All das wird kaum möglich sein. Die Budgets der vergangenen Zweitliga-Spielzeiten, die noch von den früheren Vorständen Martin Bader und Ralf Woy verantwortet wurden, waren mit aller Macht auf Aufstieg gebürstet. Einmal wurde das Ziel deutlich verfehlt und nun ganz knapp - letztlich allerdings, wenn man die Eindrücke der beiden Relegationsspiele nachhallen lässt, eben doch wieder deutlich.

Der neue Finanzvorstand Michael Meeske muss nun einen rigiden Sparkurs fahren, um künftig einen Punktabzug wegen weiterer Verschlechterung der Eigenkapitalquote zu verhindern. Ein neuer Trikotsponsor ist auch noch nicht gefunden. Viele Honorare, nicht nur die der wichtigen Spieler, sprengen den Rahmen, und die gut zwei Millionen Euro, die der Club aus dem Transfer seines früheren Spielers Ilkay Gündogan aus Dortmund nach Manchester kassieren würde, wären wahrlich nur ein "wunderbarer Schnaps obendrauf", wie es Bader zu sagen pflegte. "Was die Wirtschaftskraft des Vereins angeht, wäre der Aufstieg ein Segen gewesen", sagte Sportvorstand Andreas Bornemann, der nun die Aufgabe hat, mit mittlerem Zweitliga-Budget ein Spitzenteam zu formen. Wenn mit mittlerem Budget nur eine mittelmäßige Mannschaft herauskommt, droht dem Club ein Schicksal wie dem 1. FC Kaiserslautern. Diese Relegation war der Notausgang aus der Zweitliga-Konsolidierung, die Nürnberger haben ihn verpasst. Möglich, dass 180 Minuten nun über viele Jahre entschieden haben.

Georg Margreitter und Hanno Behrens sagten noch am Abend, dass sie in Nürnberg weiterspielen wollen, andere wie die in der Relegation wirkungslosen Zweitliga-Torjäger Niclas Füllkrug und Guido Burgstaller lassen das offen. Weiler wird ziemlich sicher bleiben, er ahnt, dass die nächste Saison schwer wird. Seine Mannschaft habe während der vergangenen Spielzeit eben durchgängig "am oberen Limit gespielt", es sei "keine Selbstverständlichkeit, das zu wiederholen", mahnte er: "Da fehlt schon noch was." Was vor allem fehlen wird, ist Geld.

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