1. FC Nürnberg:Kollektiv naiv

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Ratlos ob der Naivität seiner Mannschaft: Club-Trainer Michael Köllner. (Foto: imago/Zink)

Nürnberg gibt gegen Kiel eine 2:0-Führung aus der Hand. Torwart Fabian Bredlow reicht ein Bewerbungs­schreiben ein, der zurückgekehrte Innen­verteidiger Georg Margreitter diagnostiziert "Angst vor der eigenen Courage".

Von Martin Wallentich, Nürnberg

Zum dritten Mal in dieser Spielzeit durfte sich Fabian Bredlow zwischen den Nürnberger Pfosten präsentieren - zur Freude der Fans, bei denen der bisherige Stammtorwart Thorsten Kirschbaums keinen guten Stand hat. Nach dem unglücklichen Auftritt Kirschbaums gegen Ingolstadt entschied sich Michael Köllner, Trainer des 1. FC Nürnberg, für Bredlow - und trotz des 2:2 gab der 22-Jährige eine Bewerbung ab, er wirkte bei hohen Bällen sicher und blieb bei den Gegentoren schuldlos. Gibt es damit eine neue Nummer eins? "Es ist ein offenes Rennen zwischen den beiden", erklärte Köllner.

Der Trainer hatte auf Kevin Möhwald und Patrick Erras verzichtet. "Wir riskieren dann, dass wir bis zum Winter auf die zwei Spieler verzichten müssen. Da hätte keiner was davon", begründete er die Vorsichtsmaßnahme. Die beiden Ausfälle forderten einiges an Kreativität, im Vergleich zum vergangenen Spieltag wurde die Aufstellung auf fünf Positionen verändert. Georg Margreitter kehrte nach einem hartnäckigen Infekt in die Viererkette zurück. Trotz seines soliden Auftrittes konnte der Österreicher nachträglich nicht zufrieden auf die Leistung nach der Führung zurückblicken: "Wir haben im Kollektiv unglaublich naiv verteidigt. Als ob wir Angst vor unserer eigenen Courage gehabt hätten."

Nach der torlosen ersten Hälfte trat Nürnberg zumindest offensiv beherzter als in den ersten 45 Minuten auf, besonders nach der Führung durch Hanno Behrens (54.) wirbelte die Mannschaft die Kieler Verteidigung durcheinander. Eine Drangperiode mündete in einer 2:0-Führung durch Mikael Ishak (62.). Dass die Partie doch noch ein Kampf um den Sieg werden sollte, daran dachte zu diesem Zeitpunkt keiner der rund 27 000 Zuschauer. "Uns hat so ein bisschen die Coolness gefehlt", kritisierte Kapitän Behrens. Als wäre das 1:2 gegen Ingolstadt am vergangenen Spieltag wieder ins Gedächtnis der Spieler zurückgekehrt, häuften sich die Konzentrationsschwächen. Als es nach dem Anschlusstreffer durch Aaron Seydel (70.) noch so wirkte, als könnte der Club den Sieg über die Zeit retten, schlug der Aufsteiger in der 88. Minute durch Alexander Mühling nochmals zu - und bejubelte die Tabellenführung.

Die Nürnberger stehen weiter aussichtsreich auf Rang vier, mit zwei Punkten Abstand auf den Dritten Union Berlin. "Ich denke, da gibt es keine Krise. Wir haben heute wieder ein gutes Gesicht gezeigt und ein starkes Spiel abgeliefert", meinte Köllner. Trotzdem fühle "es sich an, als hättest du wenig richtig gemacht. Aber das ist nicht der Fall." In Braunschweig wartet am Samstag (13 Uhr) die nächste schwere Aufgabe.

© SZ vom 20.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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