1. FC Nürnberg:Die Vergangenheit holt den Club ein

DFB-Pokalfinale VfB Stuttgart - 1.FC Nürnberg

Träumen muss erlaubt sein: Vor zehneinhalb Jahren gewann der 1. FC Nürnberg letztmals den DFB-Pokal.

(Foto: Johannes Eisele/dpa)
  • Beim 1. FC Nürnberg sorgen sie sich trotz Aufstiegschancen um den Verbleib von vier Spielern, deren Verträge zum Saisonende auslaufen.
  • Das kostspielige Wirken des früheren FCN-Vorstands Martin Bader hat noch lange nachgewirkt. Eine rechtzeitige Planung mitten im Sparzwang war nicht möglich.
  • Das DFB-Pokalspiel am Dienstagabend (20.45 Uhr) gegen Wolfsburg ist daher finanziell enorm wichtig für den Club.

Von Markus Schäflein, Nürnberg

Die gute Nachricht für die Anhänger des 1. FC Nürnberg zuerst: Um Mikael Ishak müssen sie sich keine Sorgen machen. Andreas Bornemann, Sportvorstand des Fußball-Zweitligisten, kann sogar lachen, wenn es um die Frage geht, ob die Nürnberger - wie schon im vergangenen Winter, als Guido Burgstaller nach Schalke ging - schon wieder zur Halbzeit des Ligabetriebs und in aussichtsreicher Lage ihren besten Torjäger abgeben werden. Er lacht, weil er sie verneinen kann. Ishak, der in 18 Einsätzen 11 Tore und fünf Vorlagen beisteuerte, wird bleiben. "Das war eine ganz andere Situation", sagt Bornemann, "Burgstaller war älter, hatte nur noch ein halbes Jahr Vertrag und wir brauchten die Ablöse dringend. Ishak steht noch länger unter Vertrag, ist erst 24 - und den wirtschaftlichen Druck, Spieler abgeben zu müssen, haben wir nicht mehr."

Allerdings muss sich der über 33 Punkte verfügende Tabellendritte, der mit Düsseldorf (34) und den punktgleichen Kielern ein Spitzentrio bildet und auf den vierten Rang fünf Zähler Vorsprung hat, trotzdem um andere Akteure sorgen - vornehmlich um die aufstrebenden Cedric Teuchert, 20, Tim Leibold, 24, Kevin Möhwald, 24, und Patrick Kammerbauer, 20. Bei dem Quartett laufen die Verträge allesamt zum Saisonende aus, die Wintertransferperiode ist die letzte Chance, Ablösen zu erhalten. "Das trübt die aktuelle Freude etwas. Es ist leider eine größere Gruppe", sagt Bornemann, "da holt uns die Vergangenheit ein bisschen ein."

Es ist ja nicht so, dass die Nürnberger vergessen hätten, ihre Talente rechtzeitig zu binden. "Verträge verlängerst du normalerweise ein, zwei Jahre vor Vertragsende. Das fiel aber genau in unsere Konsolidierungsphase", sagt er. Das kostspielige Wirken des vorherigen FCN-Vorstands Martin Bader hat noch lange nachgewirkt. "Wir kommen von einem relativ hohen Gehaltsniveau, und Verlängerungen werden selten zu niedrigeren Konditionen abgeschlossen", sagt Bornemann - also war eine rechtzeitige Planung mitten im Sparzwang nicht möglich. "Wir wussten, dass es uns begegnen kann, dass sich die Spieler jetzt über Berater umsehen."

Ein finanziell enorm wichtiges Pokalspiel

Der erste Akteur, dessen bevorstehender Abschied publik wurde, war Teuchert, der 20-jährige Oberfranke, der in dieser Spielzeit sechs Tore und zwei Vorlagen beigesteuert hat. Die Verhandlungen über eine Verlängerung scheiterten, Hertha BSC, Mainz und mal wieder Schalke gelten als Interessenten, rund 1,5 Millionen Euro Ablöse sind aufgerufen. Trainer Michael Köllner äußerte seinen Unmut in der Bild: "Ich weiß nicht, ob sich so ein Spieler am Ende so über die Mannschaft stellen kann. Wenn er mir genau zugehört hätte, dann hätte er eine realistische Selbsteinschätzung. Das ist aber generell für alle Menschen ein hohes pädagogisches Gut."

Wie es mit den anderen Dreien weitergeht, ist offen. "Wir müssen jeden dieser Fälle prüfen", sagt Bornemann. Selbst wenn es keine Einigung über eine Verlängerung gibt, bedeute das nicht unbedingt, dass der Spieler im Winter gehen darf oder soll: "Wir wollen den positiven weiteren Verlauf der Saison nicht gefährden."

Denn ein Aufstieg wäre der Königsweg, um die finanziellen Zwänge loszuwerden. Den Nürnbergern geht es da kaum anders als anderen großen Traditionsvereinen, die über längere Zeit ihr Dasein in der zweiten Liga fristen - großer Kostenapparat, zu geringe Einnahmen. Wirtschaftlicher Erfolg, weiß Bornemann, klappt nur auf drei Wegen: "Über Transfererlöse, über den Aufstieg - oder du schaffst es im Pokal mal richtig weit." Oder gar, Träumen muss erlaubt sein, zum Sieg wie letztmals 2007 unter Trainer Hans Meyer. Im DFB-Pokal-Achtelfinale steht an diesem Dienstag (20.45 Uhr) das Heimspiel gegen den Bundesliga-12. VfL Wolfsburg an. Eine schwere, aber nicht unlösbare Aufgabe - und eine finanziell enorm wichtige.

Denn der aktuelle Erfolg ist kein Zufall, sondern vor allem das Ergebnis etwas größeren Spielraums. "In diesem Sommer und auch schon im vergangenen Winter waren wir in der Lage, nicht immer nur Substanz aus dem Kader rauszuziehen, sondern auch mal was reinzugeben", sagt Bornemann. Er holte die neuen Stammspieler Enrico Valentini, Ewerthon - und Mikael Ishak.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: