2. Bundesliga:Nürnberg ist zum Aufstieg verdammt

1. FC Nürnberg - 1. FC Union Berlin

Erzielte gegen Union Berlin einen Dreierpack: Niclas Füllkrug.

(Foto: dpa)
  • Der 1. FC Nürnberg belegt den dritten Platz in der 2. Bundesliga. Seit dem 1:1 zwischen RB Leipzig und Kaiserslautern ist auch der direkte Aufstieg wieder in greifbarer Nähe.
  • Sollten die Nürnberger den Sprung in die Bundesliga verpassen, müsste der exorbitant teure Kader deutlich verändert werden.
  • Hier gibt es die Tabelle und Ergebnisse der 2. Bundesliga.

Von Markus Schäflein

Schon Martin Bader hatte davon geträumt, dass Ilkay Gündogan irgendwann mal Borussia Dortmund verlassen würde. Denn der 1. FC Nürnberg als früherer Verein des Mittelfeldspielers erhält dann knapp zehn Prozent der Ablöse und mithin einen "wunderbaren Schnaps obendrauf", wie es der frühere Vorstand Bader formulierte. Nun steht Gündogan vor einem Wechsel von Borussia Dortmund zu Manchester City, und der neue Nürnberger Finanzvorstand Michael Meeske kann sich auf eine Summe von voraussichtlich über zwei Millionen Euro freuen.

Allerdings muss Meeske feststellen, dass der wunderbare Schnaps auf ein äußerst üppiges und fettiges Mahl folgt, das Bader und der frühere Finanzvorstand Ralf Woy zubereiteten und das dem Club so bleischwer im Magen liegt, dass der kleine Trunk kaum zu helfen vermag.

Rund um den Valznerweiher ist in diesen Tagen immer mal wieder zu hören, dass der Club zum Aufstieg verdammt sei. Einerseits müssten die Nürnberger bei einem Verbleib in der zweiten Fußball-Bundesliga nämlich den exorbitant teuren Kader deutlich verändern. Und andererseits sind die Auflagen für die Lizenzerteilung für Liga zwei weitaus drastischer als für Liga eins. Meeske will nicht von Verdammnis reden, er sagt, der Aufstieg sei "keine Existenzfrage, wäre aber bei der Konsolidierung natürlich hilfreich".

Honorare für Spielerberater in Höhe von 1,92 Millionen Euro

Und Hilfe bei der Konsolidierung kann Meeske, der seit September beim Club arbeitet, gut brauchen. "Dass es hier herausfordernd werden würde, war mir klar", sagt er, "aber es hat sich schwieriger dargestellt als erwartet, man findet im Detail naturgemäß immer wieder das eine oder andere." Seine Vorgänger, Martin Bader und Ralf Woy, hätten "schon eine Risikobereitschaft" gezeigt, wobei "verschiedene Erwartungen nicht aufgegangen sind".

Das ist selbstredend relativ freundlich formuliert. Als die deutschen Profivereine unlängst erstmals die gezahlten Honorare für Spielerberater veröffentlichen mussten, verblüffte der Club mit einem Wert von 1,92 Millionen Euro, der höher liegt als bei manchem Erstligisten - und den dritten Platz in der zweiten Liga hinter RB Leipzig und Freiburg bedeutet, wobei der Viertplatzierte Kaiserslautern nur knapp 45 Prozent von der Nürnberger Summe ausgab (861 602 Euro). "Das ist ein sehr hoher Berateraufwand, der hier gefahren wurde", stellt Meeske fest, "und es ist sicherlich insgesamt ein sehr teurer Betrieb, der unterhalten wird." Er wird, darum macht niemand ein Geheimnis, nicht mehr unterhalten werden, wenn die Nürnberger den Aufstieg verpassen sollten.

Droht ein Punktabzug?

Denn eine Verschlechterung der Eigenkapitalquote zum Stichtag 31. Dezember soll es in der kommenden Saison nicht mehr geben - neben der Strafe von knapp einer Million Euro, die der Club in diesem Spieljahr zahlen muss, droht sonst wegen Wiederholungstäterschaft ein Punktabzug. Bis zum Ende des Kalenderjahres muss der Club, wie der Kicker berichtete, daher einen Gewinn von rund 500 000 Euro erwirtschaften.

Und um überhaupt eine Zweitliga-Lizenz zu erhalten, muss er bis zum Stichtag (24. Mai) laut Meeske "die Finanzierungszusage durch Dritte" für eventuelle Etatlöcher nachweisen.

Sicher auf dem Relegationsplatz

"Der Betrag ist geringer als im Vorjahr, und wir sind dabei, das Thema analog zum Vorjahr mit unseren Finanzierungspartnern zu lösen", sagt er. Gelingt der Aufstieg in die erste Bundesliga, erhält der Club die Lizenz hingegen in jedem Fall. Dass der Trikotsponsor Wolf Möbel - unabhängig von der Liga - nach zwei Jahren aussteigt, spielt angesichts einer Garantiesumme von Vermarkter Lagardère (ehemals Sportfive) eine eher untergeordnete Rolle und überrascht Meeske nicht: "Wir wussten das schon länger, das ist keine neue Aufgabe für uns. Wir befinden uns mitten in der Akquise."

Den Relegationsplatz hat der Club schon mal sicher, und seit dem 1:1 von RB Leipzig am Montag in Kaiserslautern ist auch der direkte Aufstieg wieder ein nicht ganz undenkbares Szenario. Die Gunst der Stunde sollte der Club nutzen - denn dass er im kommenden Jahr noch einmal so nahe an die Tür zu Liga eins kommen könnte, nimmt auch Meeske nicht an: "Mit Einsparungen wird es im Regelfall nicht einfacher, aufzusteigen." Nach dem Verdauungsschnaps müsste beim Club die Schlankheitskur beginnen.

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