1. FC Nürnberg:Bittere Diagnose

1. FC Nuernberg v 1. FC Kaiserslautern - 2. Bundesliga

Wechsel zwischen den Pfosten: Gegen Kaiserslautern (2:1) muss Raphael Schäfer (rechts) mit einen Teilanriss der Achillessehne gehen, für ihn kommt Patrick Rakovsky.

(Foto: Micha Will/Getty)

Erst nach Raphael Schäfers Rückkehr ins Tor wurde der Club zum Aufstiegskandidaten. Nach einer Verletzung droht dem 37-Jährigen jetzt jedoch das Karriereende.

Von Markus Schäflein

Raphael Schäfers Worte hörten sich schon sehr nach Abschied an. "Die Verletzung zeigt mir, dass ich auf meinen Körper hören muss", meinte der Torhüter des Zweitligisten 1. FC Nürnberg, "es war eine sehr schöne und erfolgreiche Zeit beim Club." Diese Aussage ist nun rund fünf Monate her, Schäfer traf sie im Oktober nach einer schweren Verletzung an der Wadenmuskulatur. Doch zum Abschied kam es nicht. Zur Überraschung aller Beteiligten wirkte Schäfer Ende November bereits wieder mit, seine Genesung war unerwartet schnell gelungen, und Trainer René Weiler entschied sich nach nur einem Sieg aus sieben Spielen, gegen Eintracht Braunschweig (2:1) wieder auf den Routinier zu setzen.

Seitdem spielte der Club elf Ligaspiele mit Schäfer, siegte neun Mal, spielte zwei Mal remis, musste nur sieben Gegentore hinnehmen und wurde zu einem Aufstiegskandidaten. Das war auch dem 37-jährigen Torhüter zu verdanken: Beim 1:0 beim TSV 1860 München etwa zeigte er überragende Paraden, sicherte ganz alleine den Sieg und sprach von der besten Leistung seiner gesamten Karriere. Sowohl Schäfer als auch der Club zogen eine Verlängerung des zum Saisonende auslaufenden Vertrags plötzlich wieder in Erwägung.

Am vergangenen Freitag siegte Nürnberg erneut, 2:1 gegen Kaiserslautern, Schäfer stand wieder im Tor - aber nur bis zur 66. Minute. Dann spürte Schäfer einen "Riesenknall", wie er berichtete, er vermutete, ihn habe ein aus dem Kaiserslauterer Fanblock geworfener Golfball getroffen. Aber da war kein Golfball. Da war auch kein Gegenspieler. Da waren nur Raphael Schäfer, seine Achillessehne und ein unglücklicher Schritt nach hinten. "So ein Gefühl, so einen Schmerz hatte ich vorher noch nie", sagte er. "Außerdem ist die Sehne bereits angerissen gewesen, weil mir gegen Bochum ein Spieler hinten reingetreten war."

Am Montag erfuhren Schäfer und der 1. FC Nürnberg die Diagnose: Teilabriss der Achillessehne im rechten Fuß. Ob der Torhüter noch einmal auf den Platz zurückkehrt, ist wieder einmal fraglich, erneut droht ihm das Karriereende. "Das ist eine bittere Diagnose", sagte Sportvorstand Andreas Bornemann, der noch keine endgültigen Worte wählen wollte. Er ergänzte nur: "Ob die Saison für Rapha damit schon beendet ist, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen." Schäfer selbst hatte in der Bild-Zeitung angekündigt: "Bei einem Riss war es das. Dann ist meine sportliche Karriere definitiv durch."

"Rakovsky hat sicher Vorteile", sagt Trainer Weiler auf die Frage nach Schäfers Nachfolger

Unabhängig von der Frage, ob Schäfer irgendwann noch einmal für die Nürnberger auflaufen wird, muss Trainer Weiler nun die Frage klären, wer am Freitagabend (18.30 Uhr) beim Auswärtsspiel in Bielefeld im Tor steht. Thorsten Kirschbaum, zu Saisonbeginn vom damaligen Sportvorstand Martin Bader als neue Nummer eins vom VfB Stuttgart geholt, zuletzt aber bei der zweiten Mannschaft in der Regionalliga im Einsatz? Oder Patrick Rakovsky, der Nachwuchskeeper, der in der vergangenen Saison schon an Schäfer vorbeiziehen sollte, dies aber nicht schaffte? "Da muss man abwarten, aber Rakovsky hat sicher Vorteile", sagte Weiler nach dem Spiel gegen Kaiserslautern.

Auch der Eingewechselte hatte die Partie nur unter starken Schmerzen zu Ende spielen können, bei einer Attacke von Stipe Vucur hatte er sich eine Beckenprellung zugezogen. Dennoch lenkte der 22-Jährige kurz vor Schluss noch einen Kopfball des früheren Nürnbergers Antonio-Mirko Colak über die Querlatte. "Ich bin froh, dass Rakovsky fertigspielen konnte und eine entscheidende Parade gezeigt hat", sagte Weiler. Am Montag trainierte Rakovsky noch individuell, am Dienstag soll er wieder zur Mannschaft aufnehmen, seinem Einsatz am Freitag steht nichts im Wege. Damit dürfte er ins Tor rücken, Kirschbaum aus der Regionalliga auf die Bank.

Seine Qualität stellte Rakovsky nicht erst in der Schlussphase gegen Kaiserslautern unter Beweis. "Wir hatten einen guten Ersatz in der Hinterhand", meinte Even Hovland, der den gesperrten Miso Brecko als Rechtsverteidiger und als Kapitän vertrat und tat, was ein Kapitän nun tun sollte: Den Neuen starkreden. Denn Schäfers Ausfall ist für die Nürnberger Mannschaft in erster Linie eine Kopfsache. Mit ihm als Rückhalt wurde sie vom mäßigen Mittelfeldteam zum Aufstiegskandidaten. Nun muss sie ihren Weg ohne Raphael Schäfer zu Ende gehen.

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