1. FC Nürnberg:Billardsieg mit Fragen

Lesezeit: 2 min

Erlöser von der Bank: Nürnbergs Kapitän Jan Polak (Mitte) trifft nur drei Minuten nach seiner Einwechslung zum 2:0 gegen Sandhausen. (Foto: Timm Schamberger/dpa)

Der Club schlägt in einer niveauarmen Partie Sandhausen, Trainer René Weiler ist zufrieden - und doch bleiben nach dem 2:0 viele Fragen offen. Auch die nach dem Sportdirektor.

Von Martin Schneider, Nürnberg

René Weiler sagte nach dem Spiel: "Wenn man gewinnt, dann ist das natürlich immer beruhigend" und man kann dem Trainer des 1. FC Nürnberg nun natürlich vorwerfen, dass das eine Binsenweisheit ist. Man kann aber auch selbst versuchen, aus diesem 2:0 des Clubs am siebten Spieltag gegen den SV Sandhausen mehr als diese Erkenntnis zu ziehen und stellt dann fest: Das ist ziemlich schwierig. Die Lage in Nürnberg ist nun ein Stück ruhiger. Aber immer noch kompliziert.

Das Spiel selbst war eines der besseren der Nürnberger in dieser Saison, vor allem in der ersten Halbzeit. Aber da fangen schon die Schwierigkeiten mit der Einordnung an: Wenn eine Mannschaft in einer insgesamt - auch für Zweitligaverhältnisse - niveauarmen Partie ihre beste Leistung bringt, was bedeutet das dann?

Weiler hatte im Vergleich zur 2:3-Derbyniederlage gegen Fürth am vergangenen Wochenende durchgewechselt. Hanno Behrens, Danny Blum, Davy Bulthuis und Tim Leibold spielten für Niklas Füllkrug, Jan Polak, Sebastian Kerk (Adduktorenverletzung) und Georg Margreitter (Infekt). Behrens war es dann auch, der in der 18. Minute nach einer Ecke traf. Zunächst hatte Alessandro Schöpf den Pfosten getroffen, Behrens staubte zur verdienten Führung ab.

Sandhausen schrumpft wieder auf Normalmaß

Der SV Sandhausen, der eigentlich hauptsächlich zum Verteidigen nach Nürnberg gekommen war, versuchte nun mehr zu agieren, schaffte das aber nicht wirklich, und weil Nürnberg auch passiver wurde, entwickelte sich ein Zweitliga-Spiel der schlechteren Sorte. Der gute Schöpf scheiterte zwischendurch mal am Sandhauser Torwart Marco Knaller. Sonst passierte nicht viel. Sandhausen scheint nach seinem furiosen Saisonstart wieder auf Normalmaß zu schrumpfen.

Es passte dann zu der Partie, dass Nürnberg sie mit einem Billardtor entschied. In der 82. Minute gibt es wieder Ecke für den Club, Knaller faustet den Ball heraus. Schöpf schießt: abgeblockt. Der drei Minuten zuvor eingewechselte Polak schießt: abgeblockt. Polak schießt nochmal: drin. Polak war ja einer der Spieler, die unter der Woche besonders hart in der Kritik standen, weil sich einige fragten, ob er als Kapitän ohne Stammplatz noch haltbar ist. "Wichtig ist, dass wir gewonnen haben. Noch wichtiger ist es aber, dass wir ein gutes Spiel abgeliefert haben. Das gibt uns Selbstvertrauen für die nächsten Wochen", sagte Weiler. Schon am Dienstag spielt Nürnberg beim ebenfalls angeschlagenen 1. FC Kaiserslautern.

Trotzdem bleiben in Nürnberg viele Fragen: Zum Beispiel, wer neuer Sportdirektor wird, wenn Martin Bader am 30. September gehen wird. Einig scheinen sich die Verantwortlichen jedenfalls zu sein, dass es nicht der ehemalige Nationaltorhüter Jens Lehmann wird. Thomas Eichin ist nach seiner Vertragsverlängerung bei Werder Bremen auch aus dem Rennen. Und was sie am Valznerweiher nun von diesem Kader, den der scheidende Sportvorstand ja noch zusammengestellt hat, erwarten können, das wissen sie nach diesem Spiel auch nicht so richtig. Zehn Punkte nach sieben Spielen sind zu gut, um in Panik zu verfallen - aber zu schlecht, um selbstbewusst und glaubhaft vom Aufstieg reden zu können.

© SZ vom 20.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: