11. Etappe der Tour de France:Buchmann jagt über die Pyrenäen

Tour de France 2015 - 11th stage

Emanuel Buchmann (links) bei der 11. Etappe

(Foto: dpa)

Auf dem schweren Pyrenäen-Abschnitt ist der polnische Radfahrer Rafal Majka nicht zu stoppen. Christopher Froome verteidigt souverän das gelbe Trikot - und der junge Deutsche Emanuel Buchmann fährt überraschend ganz vorne mit.

Buchmann fährt lächelnd ins Ziel

Emanuel Buchmann schaute sich ein letztes Mal um, dann trudelte der Tour-Neuling mit einem Lächeln über den Zielstrich. Der erst 22 Jahre alte deutsche Meister hat nach einer furiosen 108-Kilometer-Flucht durch die Pyrenäen seinen ersten Coup auf der großen Bühne gelandet. Der viertjüngste Fahrer im Peloton nutzte den Nichtangriffspakt der Favoriten und belegte beim Ritt über den gefürchteten Tourmalet und fünf weiteren Bergen den starken dritten Platz auf der elften Etappe der 102. Tour de France.

Den Tagessieg sicherte sich am Mittwoch nach 188 Kilometern von Pau nach Cauterets der Pole Rafal Majka, der in einer ursprünglich acht Fahrer starken Ausreißergruppe die größten Reserven besaß. Dahinter folgten Daniel Martin (Irland/1:00 Minute zurück) und Buchmann (1:23). "Das ist ein super Gefühl, heute hier als Dritter über die Ziellinie zu rollen. Am Tourmalet hatte ich noch gehofft, weiter nach vorne zu kommen, aber in der Abfahrt hatte ich Krämpfe. Majka war der Stärkste", sagte Buchmann.

Froome verzichtet auf Attacken

Spitzenreiter Christopher Froome verzichtete dagegen nach seiner Klettershow vom Vortag auf weitere Attacken und erreichte an der Seite seiner verbliebenen Rivalen mit über fünf Minuten Rückstand das Ziel. Damit liegt Froome, dessen Coup in La Pierre-Saint-Martin mit einer Mischung aus Bewunderung und Verdacht registriert worden war, weiter 2:52 Minuten vor seinem ersten Verfolger Tejay van Garderen (USA). Platz drei belegt der Kolumbianer Nairo Quintana (3:09). Vorjahressieger Vincenzo Nibali verlor weitere Sekunden.

Die Schlagzeilen des Tages machten diesmal andere - zum Beispiel Buchmann. Bei Temperaturen von über 35 Grad setzte sich der Ravensburger aus dem Team Bora-Argon bei der Tour erstmals in Szene, nachdem er am Mittwoch durch den krankheitsbedingten Ausfall von Kapitän Dominik Nerz (Magenprobleme) von seinen Helferaufgaben entbunden worden war. Am Berg hinterließ das 64 Kilogramm schwere Leichtgewicht, das eine Woche vor der Tour sensationell den nationalen Meistertitel geholt hatte, einen prächtigen Eindruck. Landsmann André Greipel musste dagegen nach nur einem Tag wieder das Grüne Trikot des Punktbesten an den Slowaken Peter Sagan abgeben.

Vorentscheidung fällt am Tourmalet

Die Vorentscheidung fiel am 17,1 Kilometer langen Anstieg zum Tourmalet, als sich Majka absetzte und in Alleinfahrt zu seinem dritten Tour-Etappensieg fuhr. Buchmann erreichte als Dritter nur zwei Minuten hinter dem Polen den Gipfel des Bergriesen, der zum 80. Mal in der Tour-Historie passiert wurde. Auf der rasenden Abfahrt sorgten frei auf der Straße laufende Kühe für knifflige Situationen. Die Fluchtgruppe, die für die Favoriten keine Gefahr war und zwischenzeitlich bis zu acht Minuten Vorsprung besaß, hatte sich nach gut 80 Kilometern gebildet. Neben Buchmann waren immerhin so prominente Namen wie Majka, Gewinner des Gepunkteten Trikots 2014, Frankreichs in die Jahre gekommener Volksheld Thomas Voeckler oder Klassiker-Spezialist Dan Martin vertreten.

Armstrong kritisiert Froome

Das Team Sky konnte mit den Ausreißern gut leben, nach der Froome-Gala am Dienstag begnügten sich die Briten mit dem Kontrollieren der Favoritengruppe. Zuvor hatten sich die Übermannschaften mit den üblichen Verdächtigungen auseinandersetzen müssen. Ausgerechnet der als Hochleistungsdoper aufgeflogene Lance Armstrong, der am Donnerstag in Muret zu einer Wohltätigkeits-Fahrt auf Tour-Terrain aufbricht, meldete sich als unqualifizierter Kritiker zu Wort. "Froome/Porte/Sky sind sehr stark. Zu stark, um sauber zu sein? Fragt mich nicht. Ich habe keine Indizien", schrieb Armstrong auf Twitter.

In den Medien mischte sich Bewunderung mit einem gewissen Unterton. "Frappierend" titelte am Mittwoch das Tour-Zentralorgan "L'Équipe". In Spanien schrieb "El Mundo" von einem "Massaker", das Froome, bei "Tuttosport" in Italien "der Killer", angerichtet hat. Die Tour wird am Donnerstag mit der dritten und letzten Pyrenäen- Etappe zum Plateau de Beille fortgesetzt. Höhepunkt ist der 15,8 Kilometer lange Schlussanstieg mit durchschnittlich 7,9 Prozent Steigung.

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