17. Bundesliga-Spieltag:Tabellenzweiter ringt Tabellenzweiten nieder

VfL Wolfsburg - 1. FC Köln

Umkämpfte Partie: Ivan Perisic (rechts) gegen Kölns Anthony Ujah.

(Foto: dpa)

Von Lisa Sonnabend

Bayer 04 Leverkusen - Eintracht Frankfurt 1:1 (0:1)

Spiel-Telegramm: 27 Tore hat Bayer Leverkusen in dieser Saison erzielt, Eintracht Frankfurt sogar noch mehr: 33. Das Duell versprach somit ein attraktives Torfestival zu werden - ähnlich turbulent womöglich wie das 4:4 der Frankfurter am Mittwoch gegen Hertha BSC. Doch dann plätscherte das Spiel vor sich hin, den ersten Torschuss der Partie gab Eintrachts Lucas Piazon in der 27. Minute ab. In der 37. Minute landete der Ball dann allerdings doch im Tor: Alexander Meier traf per Elfmeter. Leverkusen wachte nicht auf, sondern agierte weiter sehr zurückhaltend. In der 83. Minuten zielte die Mannschaft das allererste Mal auf das Gehäuse von Timo Hildebrand. Der Ball landete sogleich im Tor, Karim Bellarabi war nach Vorarbeit von Lars Bender der Ausgleich gelungen. Wenig später vergab der junge Julian Brandt eine Riesenchance. Es blieb beim Unentschieden.

Bescheidener Torschütze: Gegen die Hertha traf er zweimal innerhalb von 68 Sekunden, auch gegen Leverkusen ging er nicht leer aus: Alexander Meier, eine der großen Überraschungen der Hinrunde, trat den Elfmeter routiniert ins Tor. Es war der 13. Saisontreffer des 31-Jährigen - so viele Tore hat kein anderer Spieler erzielt. Auch gegen Leverkusen war Meier mal wieder kaum aufgefallen, er dribbelt nur selten, ist eher langsam und hilft im Mittelfeld nur in Ausnahmefällen mit. Doch effizient, das war Meier auch dieses Mal. Ob es in der Rückrunde so weiter geht und Meier womöglich die Torjägerkanone holt? "Die holt am Ende doch einer von den Bayern", sagte Meier vor ein paar Tagen. Damit das gelingt, müssen Robben, Müller und Lewandowski in der Rückrunde jedoch deutlich zulegen.

Zahl der Partie: Frankfurt bekam - laut unserem Statistikpartner Opta - erstmals seit einem Jahr und fünf Tagen in der Bundesliga einen Elfmeter zugesprochen. Den letzten hatte es ebenfalls in Leverkusen gegeben.

FC Augsburg - Borussia Mönchengladbach 2:1 (1:1)

Spiel-Telegramm: Es war eine hochklassige Partie in Augsburg. Nach 70 Sekunden fuchtelte Augsburgs Callsen-Bracker nach einer Ecke wild mit der Hand, so als wolle er das Christkind ins Wohnzimmer lotsen. Doch statt dem Christkind kam der Ball geflogen - an die Hand. Der Elfmeter für Gladbach war die logische Folge, Max Kruse schob den Ball lässig ins rechte Eck (3.). Doch in der 21. Minute glich Augsburg aus. Halil Altintop traf den Ball im Strafraum nicht richtig, was zur Folge hatte, dass dieser direkt vor die Füße von Markus Feulner tröpfelte. Der knallte den Ball aus elf Metern ins linke Eck. Die Augsburger spielten aggressiv weiter, sie hatten mehr als 60 Prozent Ballbesitz. In der 51. Minute flankte Alexander Esswein herrlich in den Strafraum, Bobadilla bedankte sich und verwandelte aus kurzer Distanz. Der Endstand.

Rückkehr des Tages: Eineinhalb Jahre spielte André Hahn für den FC Augsburg. Der gelernte Fahrzeuglackierer tat dies so erfolgreich, dass er von immer mehr Vereinen umschwärmt wurde. Borussia Mönchengladbach angelte sich schließlich den einmaligen Nationalspieler in der Sommerpause. Auch bei seinem neuen Verein läuft der 24-Jährige die Seitenlinie rauf und runter und sorgt für kreative Momente. Nun kehrte Hahn erstmals nach Augsburg zurück. In der 56. Minute vergaß er offenbar, dass er mittlerweile nicht mehr in Augsburg spielt. Er hätte beinahe ein Eigentor geschossen.

Weihnachtsfreuden: Vor der Partie hatte Markus Weinzierl, Trainer von Augsburg, gesagt: "Wenn man bei 24 Punkten bleibt, dann war es eine sehr gute Vorrunde. Sollten es 27 werden, war es eine sehr, sehr gute Vorrunde." Es ist nicht nur eine sehr, sehr gute Vorrunde für den FCA, es ist die beste der Vereinsgeschichte. Die Weihnachtsgeschenke dürften in diesem Jahr etwas größer ausfallen.

VfL Wolfsburg - 1. FC Köln 2:1 (1:1)

Spiel-Telegramm: In der 11. Minute ließ sich Dominic Maroh hinfallen und rutschte mit der Brust voraus über den nassen Rasen. Der Innenverteidiger hatte eben im Spitzenspiel den Führungstreffer für den 1. FC Köln erzielt. Nach einer Ecke hämmerte Maroh den Ball ins kurze Eck. Nur fünf Minuten später jedoch gelang dem VfL Wolfsburg der Ausgleich: Der große Bas Dost köpfelte nach einer Flanke von Jung ins Tor (16.). Es entwickelte sich eine unterhaltsame Partie. Auswärts-Ungeheuer Köln spielte stark, doch der VfL wollte den Sieg unebdingt. Trainer Dieter Hecking wechselte dreimal: Luiz Gustavo, Maximilian Arnold und Daniel Caligiuri kamen. Das machte sich bezahlt: In der 78. Minute sprang Naldo hoch - und köpfelte zum Siegtreffer.

Auswärtsstark: Der VfL Wolfsburg überwintert als Tabellenzweiter. Der 1. FC Köln ebenso. Denn nur der FC Bayern ist auswärts stärker als der 1. FC Köln. 13 Punkte sammelten Anthony Ujah und Kollegen in fremden Stadien. Zwar verloren die Kölner die Partie gegen den VfL, doch von der Angst vor dem Abstieg redet beim Aufsteiger mittlerweile kaum jemand mehr.

Premieren: Kölns schneller Stürmer Anthony Ujah traf diesmal ausnahmsweise nicht, dafür sprangen anderen Spieler ein. Der Innenverteidiger Maroh traf erstmals in der Bundesliga für Köln. Daniel Halfar war - laut Opta - erstmals für Köln an einem Tor beteiligt. Auch für die Kölner Fans bedeutet dies ein bisschen Abwechslung: So konnten sie einmal jemand anderem zujubeln.

Erstes Unentschieden unter Di Matteo

FC Schalke 04 - Hamburger SV 0:0

Spiel-Telegramm: Schalke zeigte sich zunächst von seiner attraktiven Seite. Statt defensiv-destruktiv griff das Team von Roberto Di Matteo munter an. Nur ins Tor des HSV wollte der Ball in der ersten Hälfte nicht. Hamburg dagegen war kaum präsent, immerhin erspielte sich Artjoms Rudnevs kurz vor der Pause die größte Möglichkeit der Partie. Nach der Pause ließ Schalke nach, die Spieler wirkten so träge, als hätten sie gerade eine Weihnachtsgans verzehrt. Gefährlich wurde meist nur noch eine Mannschaft: der HSV. Lediglich einmal brandete im Schalker Stadion Jubel auf: Als der zweite Bremer-Gegentreffer gegen den verhassten Rivalen aus Dortmund auf der Leinwand eingeblendet wurde. Es blieb beim 0:0 - das erste Unentschieden unter Di Matteo in der Bundesliga.

Nachricht des Tages: Schon vor Anpfiff - um 15.20 Uhr - gab es das erste Mal Applaus für Klaas-Jan Huntelaar. Schalke verkündete, dass der Stürmer seinen Vertrag bis 2017 verlängert. 101 Tore hat der Niederländer in den vier Jahren in Gelsenkirchen erzielt. Nach 77 Sekunden wäre fast ein weiterer Treffer hinzugekommen. Huntelaar köpfelte aus kurzer Distanz an die Latte. Danach spielte Huntelaar jedoch so wie seine anderen Kollegen: extrem unauffällig.

Aus der Rubrik Profis und ihr Auto: In der Nacht auf Freitag, um kurz vor Mitternacht, war Schalkes Mittelfeldspieler Christian Clemens auf der A3 Richtung Oberhausen unterwegs. Bei Rattingen Ost wurde sein Auto plötzlich von einer Windböe erfasst, der Wagen krachte in die Leitplanke. Clemens verpasste zwar die Partie gegen den HSV, erlitt jedoch nur einen Schock und ein Schleudertrauma. Das Auto erwischte es schlimmer: Totalschaden. Immerhin: Der 23-Jährige besaß einen gültigen Führerschein.

VfB Stuttgart - SC Paderborn 0:0

Spiel-Telegramm: Wie auch am Mittwoch gegen Schalke begann der SC Paderborn schwungvoll und setzte den Gegner im fremden Stadion unter Druck. Dem VfB konnte man nur eines zu Gute halten: Er stand hinten sicher und auch die besseren Chancen hatte zunehmend die Heimmannschaft. Trainer Huub Stevens sah zum Ende der ersten Hälfte ein wenig zufriedener aus. Doch schnell verschlechterte sich seine Laune wieder, der Trainer fuchtelte wild mit den Händen am Spielfeldrand. Ein Tor fiel auch für Paderborn nicht, die Gäste wurden immer lethargischer. Die Partie endete 0:0 - keine einzige Szene daraus hätte für einen Bundesliga-Imagefilm verwendet werden können. Mit hängenden Köpfen machten sich die Stuttgarter Spieler nach Schlusspfiff auf in die Fankurve.

Ausgeglichenheit der Partie: Paderborn war aktiver, doch das Keller-Duell war laut Statistiken so ausgeglichen wie kaum eine andere Partie der Saison. Nach der ersten Hälfte stand es 7:7 nach Torschüssen, Stuttgart foulte achtmal, Paderborn neunmal. Die Eckenbilanz: 3:3. Auch kurz vor Schluss sah die Bilanz ähnlich aus: fünf zu fünf stand es nun nach Ecken. Beide Teams kamen auf 16 abgefangene Bälle, der VfB kam auf zehn Flanken, Paderborn auf elf.

Optimist des Tages: Natürlich war auch Stuttgarts Daniel Didavi nicht zufrieden mit der Leistung seines Teams. Doch im Gegensatz zu anderen gewann er dem Nachmittag zwei positive Dinge ab. "So wie wir gespielt haben, müssen wir froh sein über den einen Punkt", sagte der 24-Jährige nach der Partie in ein Mikrophon. Und dann meinte er noch: "Es hätte auch schlimmer sein können, wir überwintern nicht auf dem Abstiegsplatz." Na, dann: Frohe Weihnachten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: