2. Bundesliga:Runjaic bei 1860: "Kosta passt ideal zu diesem Verein"

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Lachte viel bei seinem Einstand: der neue 1860-Trainer Kosta Runjaic (Foto: Bongarts/Getty Images)

Der Österreicher gibt sich bei seiner Vorstellung als neuer Trainer des TSV 1860 selbstbewusst - und spricht sogar vom Erstligaaufstieg. Investor Ismaik gefällt das forsche Auftreten.

Von Patrick Reichardt

Zu seinem Einstand erlebte Kosta Runjaic im "Pressestüberl" von 1860 München gleich mal etwas, worauf er bei einem Heimspiel mit seinem neuen Verein wohl noch lange warten muss: ein ausverkauftes Haus. Es waren sogar so viele Kamerateams, Fotografen und Journalisten gekommen, dass sie den ersten Auftritt des neuen Trainers des Fußball-Zweitligisten im Stehen verfolgen mussten. Der Verein brauchte nach geschafftem Klassenverbleib schließlich mehr als vier Wochen, um den neuen Coach vorzustellen.

"Kosta war immer unsere gemeinsame A-Lösung. Er ist unsere große Lösung. Ich bin sehr glücklich darüber", stellte Präsident Peter Cassalette zu Beginn der Pressekonferenz unmissverständlich klar. Runjaic sprach davon, dass es zwischen ihm und Sechzig "sofort gefunkt" habe. Warum bis zur Verkündung dennoch so viel Zeit verstrichen, dafür hatte Cassalette einen eigenwilligen Vergleich: "In der freien Wirtschaft geht das bei den Managern ja auch nicht von heute auf morgen."

Stattdessen sieht er den Trainerfindungsprozess, bei dem vorab äußerst wenig an die Öffentlichkeit gedrungen war, als Erfolg für den Verein: "Wir haben das geheim gehalten. Das ist der neue Stil des TSV 1860." Auch der jordanische Investor Hasan Ismaik, der augenscheinlich einen prominenteren Kandidaten bevorzugt hätte, lenkte ein und bezeichnete Runjaic bereits nach der Verkündung am Dienstag als den "idealen Trainer". Er verkörpere "Strategie, Jugend, Herzblut und Charakterstärke", schrieb Ismaik auf seiner berüchtigten Facebook-Seite.

Auf dem Spielfeld soll derweil Runjaic, der einen Vertrag bis 2018 unterschrieben hat, einen neuen Still des Giesinger Vereins verantworten. Dafür will der 45-Jährige auf Offensivfußball setzen und die vergangenen Jahre inklusive großer sportlicher Sorgen schnell vergessen machen. "Der Verein muss Ambitionen haben. Er gehört nicht in die Regionen der vergangenen zwei Jahren. Mein Ziel ist es, vom ersten Tag an das Abstiegsgespenst zu vertreiben", betonte der gebürtige Wiener, der den Verein stets "München Sechzig" nannte. Einen ersten personellen Schritt dafür machten die Löwen bereits am Freitag mit der Bekanntmachung, dass Flügelflitzer Levent Aycicek ein weiteres Jahr von Werder Bremen ausgeliehen wird.

Runjaic, der im vergangenen September seinen Rückzug beim 1. FC Kaiserslautern verkündete, nahm sich in den vergangenen Monaten Zeit für Freunde und Familie, Fußball spielte unmittelbar nach dem Ende bei den Pfälzern gar keine Rolle im Leben des Trainers. Runjaic hospitierte danach bei Zenit St. Petersburg und wartete auf die richtige Aufgabe. Die sei nun gekommen: "Ich gehe die Sache mit Motivation, Leidenschaft und Begeisterung an", kündigte er an.

Fünf Trainer in vergangenen zwei Jahren

Bei den Münchnern, die in den vergangenen beiden Jahren zweimal nur knapp dem Absturz in die Drittklassigkeit entkommen waren, will er das "große Ganze" im Blick haben und neben der ersten Mannschaft das Augenmerk auch verstärkt auf die Jugendarbeit richten. Auch deshalb habe man sich für Runjaic entschieden, betonte Sportdirektor Oliver Kreuzer. Der wiederum hofft, dass er eine solche Pressekonferenz zur Vorstellung eines Trainers nun für längere Zeit nicht mehr abhalten muss. Mit Ricardo Moniz, Markus von Ahlen, Torsten Fröhling, Benno Möhlmann und Interimsretter Daniel Bierofka hat Sechzig allein in den vergangenen beiden Jahren ausreichend Erfahrungen mit neuen Übungsleitern gemacht.

Der 50 Jahre alte Kreuzer machte stattdessen eine ganz andere Rechnung auf. Runjaic habe beim MSV Duisburg 1,4 Punkte und beim 1. FC Kaiserslautern 1,6 Punkte pro Spiel im Schnitt geholt, erklärte der Ex-Hamburger. "Wenn wir da irgendwo in der Mitte landen, dann sind wir auf einem guten Weg", sagte Kreuzer. Hochgerechnet auf eine Saison wären das über 50 Punkte. Eine Ausbeute, die der TSV 1860 letztmals in der Saison 2011/2012 erreichte.

Doch Kreuzer ist optimistisch: "Kosta passt ideal zu diesem Verein. Er ist ein ausgewiesener Fachmann für anspruchsvollen Offensivfußball." Die Münchner nannte er einen "Verein, der perspektivisch irgendwo den Aufstieg anstreben sollte". Im kommenden Jahr sei das freilich noch nicht das Ziel, "das wäre ja kurios". Um für eine Stabilisierung zu sorgen, werden Runjaic und Kreuzer eng zusammenarbeiten müssen. Wie das aussehen könnte, demonstrierte das Duo bereits am Freitag. "Die Mannschaft ist noch nicht", begann der neue Trainer einen Satz, den Kreuzer prompt zu Ende brachte: "die, die wir uns vorstellen."

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