2. Bundesliga:Neue Erfahrung für den 1860-Coach

Fortuna Duesseldorf v TSV 1860 Muenchen - Second Bundesliga

Weiß jetzt, wie es ist, mit dem TSV 1860 München in einer anderen Stadt zu gewinnen: Trainer Vitor Pereira.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Von Ulrich Hartmann

Vitor Pereira hat bis zum Freitagabend nicht gewusst, wie sich das anfühlt, mit dem TSV 1860 München in einer anderen Stadt zu gewinnen. Der Trainer aus Portugal hatte mit den Löwen in Bielefeld gespielt, in Lotte, in Berlin und in Hannover - und überall verloren. Nach Niederlagen sind Heimreisen unangenehm, insofern ist der Heimflug aus Düsseldorf eine neue, angenehme Erfahrung für Pereira.

Im fünften Anlauf unter dem neuen Coach ist den Sechzigern der erste Auswärtssieg gelungen; über Pereiras Amtszeit hinaus war es sogar der erste nach acht Niederlagen. Stefan Aigner hat diese Serie beendet, seine Münchner mit einem Kopfballtreffer in der 55. Minute zum 1:0 und damit etwas stärker im Mittelfeld verankert. Dass die Düsseldorfer seit fünf Monaten kein Heimspiel mehr gewonnen haben, schmälerte die Löwenfreude nicht.

Pereira warf in der Pressekonferenz nach dem Spiel zwar erneut die Stirn in Falten, klang aber erkennbar gütiger als in den vergangenen Wochen. "Wir haben taktische Reife gezeigt, Ruhe bewiesen, unsere Erfahrung ausgespielt und den Gegner mit der Zeit nervös gemacht", bilanzierte Pereira: "Das war ein verdienter Sieg für uns." Lange stand diese Behauptung nicht im Raum. "Da bin ich komplett anderer Meinung", entgegnete Fortuna-Trainer Friedhelm Funkel: "Dieser Sieg war nicht verdient, sondern glücklich."

In den sieben Ligaspielen zuvor hatte Pereira dieselbe Fünfer-Abwehrkette aufgeboten, diesmal hatte er die Eingebung, mit dem Rechtsfuß Marnon Busch anstelle vom linksfüßigen Rechtsaußen Maxi Wittek "mehr Tiefe" auf die rechte Seite zu bringen. Auch Michael Liendl beorderte er neu in die Startelf anstelle von Florian Neuhaus, weil Liendl einst für die Fortuna gespielt hat und viel Emotionen versprochen hatte. Tatsächlich setzten die München die Gastgeber zu Beginn unter Druck. Ivica Olic erlief einen Rückpass von Lukas Schmitz (4.), brachte den Ball aus steilem Winkel aber nicht mehr aufs Tor. Eine Unsicherheit von Löwen-Verteidiger Felix Uduokhai erlaubte Fortunas Ihlas Bebou bloß eine winzige Chance (15.).

Die größte Stärke der Löwen: ihre Hartnäckigkeit

Pereira hatte vor dem Spiel behauptet, das Düsseldorfer Spiel sei "leicht zu entschlüsseln". Das ist den Löwen in der Anfangsphase gelungen. Amilton machte im Mittelfeld Dampf. Woran es aber schon da erkennbar mangelte, waren die Pässe ins letzte Drittel des Feldes. Kurz vor der Pause sorgten zunehmend wehrhafte Düsseldorfer noch zwei Mal für Tumult im Löwen-Strafraum, womit sie das Nullzunull zur Halbzeit rechtfertigten.

Als die Münchner in der Kabine saßen und über die zweite Halbzeit redeten, führte Karlsruhe gerade in Nürnberg und Aue gegen St. Pauli - die tabellarische Gefahr war folglich allgegenwärtig und erforderte eine Reaktion in der zweiten Halbzeit. Das dachte sich auch Romuald Lacazette, als er in der 51. Minute aus 25 Metern abzog. Fernschüsse können ein probates Mittel sein gegen eine dichte Abwehr, Lacazettes Schuss aber landete auf der Tribüne.

Bei all den fußballerischen Mängeln war die größte Stärke der Löwen ihre Hartnäckigkeit. Als Liendl in der 55. Minute von links einen Freistoß in den Strafraum brachte, war dort von allen Münchnern als einziger Aigner ungedeckt - und genau auf seinem Kopf landete der Ball. "Viel hat er da nimmer machen müssen", witzelte der Österreicher Liendl und lobte an Aigners Tor vor allem seine präzise Flanke. "Ich habe keinen Gegenspieler gesehen, der mir zugeteilt war", berichtete Aigner. Sieben Monate hatte er auf dieses Zweitligator warten müssen, passenderweise konnte er es direkt vor der Sechzig-Fankurve feiern. Nun hatte das Fahnenschwenken dieser Fans nichts stoisches mehr, sondern etwas freudiges.

In den letzten Minuten waren es aber auch Fahnenzeichen der Hoffnung, denn die Münchner mussten sich einer Düsseldorfer Schlussoffensive erwehren, die ihr jähes Ende in einem Konter von Aigner (82.) hätte finden können - es aber erst im Schlusspfiff fand. Nach fünf Minuten Nachspielzeit feierten die Löwen ihr Happy End. "Wenn wir heute wieder nichts mitgenommen hätten, wäre es nächsten Mittwoch gegen Stuttgart enorm schwer geworden", sagte Aigner. Für Liendl war der Sieg viel wert: "Drei Siege noch, dann brennt nichts mehr an", schätzt er die Chancen im Abstiegskampf nun ein.

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