2. Bundesliga:Mirko Slomkas Job nach dem Tabubruch

Hannover 96 v Hamburger SV - Bundesliga; Slomka

Mirko Slomka ist neuer Trainer beim KSC

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Seit September 2014 war Mirko Slomka ohne Trainerjob, nun wird er neuer Coach des Karlsruher SC.
  • Er trifft dort auf seinen Freund Oliver Kreuzer, den er noch aus Hamburger Tagen kennt.
  • Vor Kurzem hat sich Slomka noch selbst als Trainer des VfL Wolfsburg ins Gespräch gebracht. Ein Tabubruch unter Trainerkollegen.

Von Tobias Schächter

Der abstiegsgefährdete Zweitligist Karlsruher SC hat noch vor Weihnachten einen Nachfolger für den vor drei Wochen entlassenen Tomas Oral gefunden: Mirko Slomka soll beim KSC für den Aufschwung sorgen, der 49-Jährige unterschrieb einen Kontrakt bis Ende Juni 2018.

Vor zwei Wochen etwa spielte Oliver Kreuzer, der gerade als Nachfolger von Jens Todt als Sportdirektor des KSC mit der Trainersuche betraut worden war, in einer TV-Sportsendung ein lustiges Spielchen mit: Der Journalist legte Kreuzer Bilder von potenziellen Kandidaten auf dessen Schreibtisch in der KSC-Geschäftsstelle, die der 51-Jährige dann launig kommentierte. Als ein Bild von Mirko Slomka an der Reihe war, sagte Kreuzer: "Der Mirko ist ein sehr guter Freund von mir, interessanter Mann." In der Pressemitteilung, die der KSC gestern um 16.54 Uhr verschickte, wird Kreuzer nach der Verpflichtung seines Freundes so zitiert: "Mit Mirko haben wir unseren Wunschtrainer gewinnen können." Ob das so stimmt, ist allerdings fraglich, nachdem zuletzt durchgesickert war, dass Franco Foda lieber bei Sturm Graz in Österreichs erster Liga bleibt, und auch der jüngst in Augsburg gefeuerte Dirk Schuster via Berater eine Anfrage des KSC negativ bescheiden ließ.

Nun also Slomka, der in Hannover, Schalke und dem Hamburger SV in der ersten Liga gearbeitet hat - beim HSV mit dem Sportdirektor Oliver Kreuzer. Seit 15. September 2014 aber war Slomka nach seiner Entlassung in Hamburg ohne Job. Er gilt als karrierebewusster Ehrgeizling. Erst vor zehn Tagen riefen Äußerungen des gebürtigen Hildesheimers Empörung in der Branche hervor, als er sich als Gast einer TV-Show unverhohlen als Trainerkandidat beim VfL Wolfsburg ins Gespräch brachte ("Ich bin Niedersachse"), in dem er auch den amtierenden und in der Kritik stehenden VfL-Coach Valerien Ismael nach dem 0:5 gegen den FC Bayern diskreditierte ("Die Bilanz von Valerien Ismael ist nicht so stark, dass man unbedingt an ihm festhalten muss") - ein Tabubruch unter Trainerkollegen. Nun heuerte der Niedersachse also in Baden mit blumigen Worten an. "Der KSC gehört für mich in die Reihe großer Traditionsvereine in Deutschland. Und vor diesem Hintergrund ist es mir ein Anliegen, diese Tradition aufrecht zu erhalten und zu pflegen", flötete Slomka.

Ausschlaggebend seien die sehr guten Gespräche mit den Verantwortlichen und das Wissen um die fruchtbare Zusammenarbeit mit Oliver Kreuzer in der Vergangenheit gewesen, so der Trainer: "Auf dieser Basis ist es aus meiner Sicht möglich, hier mit allen gemeinsam etwas zu entwickeln." Eine schnelle Verpflichtung eines neuen Trainers war notwendig, um auf dem Transfermarkt handlungsfähig zu sein, der KSC sucht einen Innenverteidiger, möglicherweise ist der Klub auch an Ex-Spieler Marco Terrazzino interessiert, der derzeit bei der TSG Hoffenheim nicht zum Einsatz kommt.

Vielleicht aber ist Slomka auch nicht mehr so gefragt in Liga eins, so dass er jetzt den Überlebenskampf des KSC in Liga zwei als Chance begriff. Der KSC musste einen neuen Coach verpflichten, da Interims- und Nachwuchscoach Lukas Kwasinok wegen fehlender Lizenz nur 15 Tage hatte amtieren können.

Der KSC steht nach der Vorrunde mit nur 14 Punkten und nur elf erzielten Toren auf Tabellenrang 15 - nur drei Zähler vor dem Letzten St. Pauli. Wenigstens musste Kreuzer nach den Absagen Fodas und Schusters sein Trainerprofi nicht ändern: Gesucht war ja ein externer und erfahrener Coach, den Kreuzer gut kenne. Nach seinem Affront gegen Ismael wird Slomka, der zum Trainingsauftakt am 3. Januar auf einer Pressekonferenz beim KSC vorgestellt wird, nicht überall in der Branche freudig empfangen werden.

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