2. Bundesliga:Auf dem Rasen daheim

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Nach sechs Jahren in Spanien und Russland kehrt Patrick Ebert (re.) nach Deutschland zurück und trägt direkt zum Sieg des FC Ingolstadt gegen Fürth bei.

(Foto: Stefan Bösl/imago)

Fast sechs Jahre nach seinem Abschied aus Deutschland spielt Patrick Ebert, 30, in der zweiten Liga beim FC Ingolstadt. Er zeigt bei seinem Debüt: "Einigermaßen kicken", das geht noch.

Von Christoph Leischwitz, Ingolstadt

Es ist immerhin fast sechs Jahre her, eine halbe Fußballprofi-Ewigkeit also, dass Patrick Ebert zum letzten Mal in einem deutschen Fußballstadion spielte. Und trotzdem sah er nicht etwa aufgeregt, sondern ganz gelassen aus, als er am Samstagnachmittag in Ingolstadt am Spielfeldrand auf seine Einwechslung wartete. Kurz fuhr er sich mit beiden Händen über das Gesicht, dann streifte er sich Handschuhe über, gab dem vierten Offiziellen einen Klaps, zog die Stutzen bis über die Knie. Dann klatschte er sich ein paarmal Mut zu, als Auswechselspieler Maximilian Thalhammer auf ihn zukam. Nur eine gute Minute später schoss Ebert, inzwischen 30 Jahre alt, erstmals aufs Tor. Und 20 Minuten später hatte er dazu beigetragen, dass der FC Ingolstadt im bayerischen Zweitliga-Derby gegen die SpVgg Greuther Fürth so souverän 3:0 (1:0) siegte.

Eine von Eberts Hauptaufgaben bei seinem Debüt sei es gewesen, das Ingolstädter Spiel zu beruhigen, sagte Kapitän Marvin Matip. "Die Angriffe sauber zu Ende spielen", so sagte es Ebert selbst. Er habe genau das gezeigt, was man von ihm erwarten dürfe, analysierte Trainer Stefan Leitl nach dem Spiel. Ebert kam auf zwei gefährliche Distanzschüsse, außerdem hatte er zwei Minuten nach seiner Einwechslung Alfredo Morales auf den Weg zum 2:0 geschickt. Den einzigen Ingolstädter, den Ebert aus früheren Tagen kannte. "Früher war er ein bisschen wild, ein bisschen verrückt", sagt Morales über den ehemaligen Mitspieler bei Hertha BSC Berlin.

Ebert war in seiner Generation eine Art Mario Basler; ein Typ, der sich auf und manchmal auch neben dem Platz austoben musste. Einmal, im Jahr 2009, soll er zusammen mit seinem Kumpel Kevin-Prince Boateng bei einem nächtlichen Streifzug Autos und Roller demoliert haben, von 50 000 Euro Strafzahlung war später die Rede. Unter Jos Luhukay verließ der ehemalige Junioren-Nationalspieler 2012, nach 14 Jahren, die Hertha und spielte danach durchaus erfolgreich in Spanien und Russland. Inzwischen sei Ebert ruhiger geworden, findet Morales. Und das wiederum dürfte dem familiär geführten FC Ingolstadt durchaus wichtig sein.

Ebert muss "das eine oder andere Mal durchpusten"

"Ich bin sehr zufrieden. Vor allem, weil wir über die gesamte Spielzeit nur eine Chance des Gegners zugelassen haben, wir haben sehr konsequent gegen den Ball gespielt", sagte Leitl. Eine Woche zuvor hatte sein Team gegen Jahn Regensburg eine 2:0-Führung hergeschenkt. Während der Vorletzte Fürth sich mit ähnlichen Leistungen schwertun wird, die Klasse zu halten, war der Sieg für die Oberbayern immens wichtig, um den Abstand auf die Spitzenplätze nicht zu groß werden zu lassen. Ingolstadt hat nun weiter Chancen im Aufstiegskampf.

Und Ebert könnte dabei durchaus eine Rolle spielen. "Das war ja jetzt nicht so lang", sagte er zwar bescheiden nach seinem ersten Einsatz. Länger zu spielen, sei erst einmal nicht nötig gewesen. "Es ist okay." Leitl meinte, Ebert habe in den Schlussminuten sogar "das eine oder andere Mal durchpusten" müssen. Ebert war zuletzt ein halbes Jahr vereinslos gewesen, nachdem sein Vertrag beim spanischen Zweitligisten Rayo Vallecano im Sommer ausgelaufen war.

Was man in Ingolstadt mit seiner Verpflichtungen bezweckt, ist klar: Die junge Mannschaft benötigt Erfahrung. Der für Ebert ausgewechselte 20-jährige Thalhammer gab gegen Fürth ebenfalls sein Debüt, er stammt aus dem vereinseigenen Leistungszentrum, in dem Leitl elf Jahre gearbeitet hat. "Ich bin sehr stolz auf den Jungen", sagte der Trainer. Und er erklärte "Wir haben ein Ziel ausgegeben, solange wir das erreichen können, glauben wir daran." Das Ziel ist der Wiederaufstieg.

Darauf angesprochen, dass er in gut 20 Minuten schon viele auffällige Aktionen hatte, sagte Ebert: "Ich spiele schon einige Zeit Fußball, sie wissen auch, dass ich einigermaßen kicken kann, und deswegen haben sie mir auch den Ball gegeben", sagte er über seine Mitspieler. Und ja, er habe sich schon gleich wieder ein wenig heimisch gefühlt. "Super Platz, kann man gut drauf kicken, der Rasen ist geil." Und von seiner alten Heimat Berlin ist er jetzt nur noch rund 500 Kilometer entfernt. Oder zwei Tabellenplätze. Die fehlen noch, um kommende Saison wieder in der ersten Liga zu spielen. Sollte Ebert seinen Vertrag in Ingolstadt verlängern, versteht sich.

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