1:1 auf Schalke:78 Minuten Unterzahl

Der FC Schalke ist der ersten Champions-League-Teilnahme seit vier Jahren nahe. Trainer Tedesco lobt sein lange dezimiertes Team und bindet sich langfristig an den Verein - allerdings erst einmal nur mündlich.

Von Ulrich Hartmann, Gelsenkirchen

Der Trainer ist sich jetzt sicher, dass Schalke 04 in der kommenden Saison wieder in der Champions League mitwirkt. "Sie spielen körperlich robust, haben eine sehr gute Struktur gegen den Ball und ein sehr gutes Umschaltspiel", sagte er nach dem 1:1 (1:1) gegen Borussia Mönchengladbach. Das Lob für die Schalker Mannschaft kam allerdings nicht vom dafür zuständigen Trainer, sondern vom Gladbacher Dieter Hecking. Schalkes Coach Domenico Tedesco fand das Sinnieren über die Champions League zwei Spieltage vor dem Saisonende "noch nicht wichtig". Wichtig war ihm nach einem 78 Minuten in Unterzahl bestrittenen Spiel jedoch, seine Schalker für eine "fantastische Arbeit" loben zu können. "Yevhen Konoplyanka und Amine Harit, eigentlich zwei Stürmer, haben sich im Mittelfeld auf den Achterpositionen aufgeopfert." Auch der Manager Christian Heidel lobte überschwänglich: "Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft."

Dabei war das vorangegangene Unentschieden eines der verpassten Möglichkeiten - auf beiden Seiten. Die Schalker versäumten, die erstmalige Champions-League-Qualifikation seit vier Jahren bereits am drittletzten Spieltag zu sichern - und die Gladbacher verpassten, nach Punkten zu den Frankfurtern auf Platz sieben aufzuschließen. Platz sieben ist jene Tabellenposition, die zu Europa-League-Qualifikationsspielen berechtigt, wenn der FC Bayern München das DFB-Pokalfinale gegen Frankfurt gewinnt.

Tedesco einigt sich mündlich auf Vertragsverlängerung

Vor dem Spiel hatte Heidel verraten, dass er sich mit Tedesco mündlich auf eine Verlängerung des derzeit noch bis 2019 laufenden Vertrags verständigt habe. Tedesco bestätigte, dass man sich gegenseitig signalisiert habe, "dass es passt", man werde alles Vertragliche aber erst nach der Saison klären.

Im Spiel wurden dann aus den anfangs üblichen 22 Spielern schnell 21. Schon nach zwölf Minuten musste der Algerier Nabil Bentaleb vom Feld, nachdem er Gladbachs Stindl mit der flachen Hand gegen die Schläfe drückte. "Ich habe ihn gestreichelt, wie man ein Baby streichelt", spöttelte Bentaleb hinterher. Das sah der Schiedsrichter Harm Osmers aber anders.

In der Mannschaftssportart Fußball muss so eine lange Unterzahl aber nicht immer ein Nachteil sein: Zwar gingen die Gladbacher in der 32. Minute durch Stindl mit 1:0 in Führung, doch trafen die Schalker noch vor der Pause zum Ausgleich, als Daniel Caligiuri einen Elfmeter verwandelte, den Osmers aufgrund eines Videobeweises ansetzte. Christoph Kramer hatte den Ball mit dem ausgestreckten Arm aufgehalten, wofür er auch noch seine fünfte gelbe Karte erhielt.

Gladbachs Stindl humpelt aus dem Stadion

Die Schalker fanden die rote Karte für Bentaleb unangemessen, die Gladbacher den Elfmeter für Schalke. Gladbachs Kramer spekulierte sogar: "Wenn der Schiedsrichter die rote Karte gegen Bentaleb nicht gegeben hätte, dann hätte er auch den Elfmeter für Schalke nicht gegeben und uns nicht die gelben Karten." Alle drei gelben Karten für Gladbach haben Konsequenzen: So fehlen am kommenden Samstag gegen Freiburg außer Kramer auch Denis Zakaria (10. Gelbe) und Jannik Vestergaard (5. Gelbe). "Das ist natürlich bitter, dass es ausgerechnet diese Drei erwischt hat", sagte Max Eberl. Gladbachs Manager zeigte sich mit dem "hart erkämpften Punkt" aber einigermaßen zufrieden.

Schlimmer für Gladbach ist - und womöglich auch noch für die deutsche Nationalmannschaft vor der WM in Russland, dass Stindl in der 35. Minute aus dem Stadion humpelte, nachdem er heftig mit dem linken Fuß umgeknickt war. Die erste Entwarnung nach dem Röntgen lautete nur: Es ist kein Bruch.

Emotional blieb die Partie auch im zweiten Teil, aber weil finale Pässe und Fernschüsse auf beiden Seiten unter Präzisionsproblemen litten, änderte sich am Resultat nichts mehr. Dem Jubel am Nächsten war noch Gladbachs aufgerückter Außenverteidiger Nico Elvedi, als ihm ein Flankenversuch in der 75. Minute misslang und der Ball an die Latte flog. "Wir haben es nicht geschafft, mehr Chancen herauszuspielen", klagte Gladbachs Innenverteidiger Matthias Ginter.

Der Schalker Mittelfeldspieler Leon Goretzka ist sich mit Gladbachs Trainer Hecking übrigens einigermaßen einig, dass Schalke in der kommenden Saison wieder in der Champions League mitspielt. "Dieses Ziel werden wir uns nicht mehr nehmen lassen, das hat man heute gesehen, als wir gegen Gladbach mit einem Mann weniger auf Sieg gespielt haben." Nur spielt Goretzka selbst dann halt nicht mehr in königsblauen, sondern in roten Trikots des FC Bayern München.

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