Sprachlabor (173):Zoologisch korrekt!

SZ-Redakteur Hermann Unterstöger befasst sich mit Kollegen und der Technik.

Schwangerschaftsgymnastik für Elefantenkühe

Gymnastik für die fünf trächtigen Elefantenkühe Khaing Hnin Hnin, Manari, Sayang, Califa und Farina (l-r, Foto vom Januar 2010 ) im Zoo Hannover. Damit die Kühe fit für die Geburt sind, müssen sie ein tägliches Bewegungstraining absolvieren, auch im Schnee.

(Foto: dpa)

UNVERGESSEN DER KOLLEGE, der beim Abschied in den Ruhestand sagte, dass es ihm, so viel er auch erreicht habe, nicht gelungen sei, die Elefantendame zugunsten der zoologisch korrekten Elefantenkuh aus der Tierparkprosa zu verdrängen. Daraus sprach ein Schmerz, wie ihn auch unser Leser Dr. W. empfunden haben dürfte, als er jetzt in einer Filmkritik auf eine "schwangere Kuh" traf. Halten wir fest: Der Terminus schwanger ist den Frauen vorbehalten, mit Ausnahme des vormals in Fastnachtsspielen vorkommenden "schwangeren Bauern". Unter den Tieren finden wir die "schwangere Auster", doch handelt es sich dabei wohl um eine Scheinschwangerschaft. Der Vollständigkeit halber sei noch an Hiob 39,1 erinnert, wo es heißt: "Oder hast du gemerkt, wenn die Hirsche schwanger gehen?"

EIN ANDERER KOLLEGE, auch er schon im Ruhestand, kann es bis heute nicht verwinden, dass FC-Bayern-Sportchef Sammer sogar bei uns mit dem auf das Spiel in Bremen gemünzten Wort lätschern zitiert wurde. Natürlich hätte das lätschert heißen müssen, was laut Schmeller von latschen, letschen oder lotschen kommt und so viel wie schlapp, klebrig, weich und teigig bedeutet. Dass Matthias Sammer als gebürtiger Sachse lätschern sagt, lässt der Kollege gelten. Was ihn irritiert, ist der Umstand, dass sowohl der Autor (Außenverteidiger) als auch der Redakteur und Korrektor (Innenverteidiger) den Schuss durchließen. Keine Raumdeckung mehr!

ZÄHLEBIGER ALS DIE SACHEN sind meist die Wörter. Dazu liegen uns zwei Zuschriften vor, beide aus der weiten Welt der Technik. Leser F. weist, und zwar "mit trotzigen Grüßen", darauf hin, dass Teer auf unseren Straßen längst nichts mehr verloren hat, sondern dass diese heutzutage asphaltiert werden. Der bis in die 1970er-Jahre verwendete Teer sei ein Steinkohlenprodukt und gesundheitsgefährdend, wohingegen man mit dem Ölprodukt Bitumen leben könne. Vermische man Bitumen mit Zuschlagstoffen, also Steinen, ergebe das Asphalt, und damit werden - aber das hatten wir ja schon. Von der Straße auf die Schiene führt uns Leser K., der aus dem Staunen darüber, was für veraltete Eisenbahn-Termini bei uns verwendet würden, kaum herauskommt. Zum Anlass nimmt er den kürzlich aufs Gleis gesetzten "Zugwaggon", der ihm als einem "erheblich mit Eisenbahnsachverhalten befassten Leser" vorkommt wie der Perron, über den man einst, das Billet in der Hand, dem Coupé zustrebte. Diese Begriffe sind, so K., "tief im 19. Jahrhundert" durch Bahnsteig, Fahrkarte und Abteil ersetzt worden. Tief im 19. Jahrhundert? Der Verfasser dieser Zeilen schwört Stein und Bitumen, dass man in seinem Dorf noch Mitte des 20. Jahrhunderts Perron, Billet und Coupé sagte, wenn der singende Draht das Feuerross ankündigte.

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