Sprachlabor (53):Grottenschlecht oder krottenschlecht?

SZ-Redakteur Hermann Unterstöger erklärt eine falsche Trennung und die richtige Zeitform.

DER VERLORENE POSTEN ist manchmal kein so trauriger Ort, wie man vermuten möchte. Dies zur Ermunterung unseres Lesers D., der wieder einmal dazu aufruft, das falsche Wort grottenschlecht doch endlich durch das richtige krottenschlecht zu ersetzen: Es komme nämlich nicht von der Grotte, sondern von der Kröte alias Krotte. Dem ist zuzustimmen, doch dass der Kampf verloren ist, zeigt ein Blick auf das allgemeine Sprachgebaren sowie in den Duden, der die k-Variante überhaupt nicht führt, dafür die g-Wörter grottendoof, -falsch, -hässlich und -schlecht, freilich mit dem Hinweis, dass der erste Teil dieser Wörter "wohl aus südd. krotten- (zu mundartl. Krotte = Kröte)" abzuleiten sei. Die Kröte kommt bei all dem so schlecht weg, dass ein Vers aus Carl Zuckmayers Stück "Katharina Knie" dreingegeben sei: "Un das allerschönste Tierche / Is un bleibt die Krott, / Weil sie kei Gebimsebamsel / Hinne hänge hott!"

SPRACHLABOR IN DER SCHULE

Die undatierte Aufnahme zeigt den Fremdsprachenunterricht im Sprachlabor einer Schule in Frankfurt am Main.

(Foto: ag.dpa)

VERLORENER POSTEN II: Unser Leser V. erinnert mit einem herzlichen "Nichts für ungut" daran, dass in der Prognose das griechische Wort gnosis stecke, woraus die Trennung Pro-gnose resultiere. Das von Herrn V. als fehlerhaft angesehene Prog-nose ist aber seit der Rechtschreibreform erlaubt (§ 112), was nicht heißt, dass die Trennung Pro-gnose nun verboten wäre. Also kein völlig verlorener Posten. (Da unser Redaktionssystem die Trennung Pro-gnose automatisch ausführt, scheint es sich bei der von Herrn V. gefundenen Prog-nose um eine von Hand eingegebene Zwangstrennung gehandelt zu haben.)

ECHOLALIE, so nennt man das pathologische Nachsprechen bereits gesprochener Wörter, und genau das vermutet unsere Leserin W. hinter der Konstruktion, dass Atommüll da oder dort "gelagert werden werde". Ganz so krankhaft ist die Sache aber nicht, was sich beweisen lässt, wenn man das Gebilde in den Indikativ setzt: dass der Müll "gelagert werden wird". Das ist astreines Futur, mit dem man freilich desto vorsichtiger umgehen sollte, je deutlicher der Gegenwartsbezug ist. "Gelagert werde" respektive "gelagert wird" hätte locker gereicht.

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