WER VON AUTOS nicht mehr verlangt, als dass sie vier Räder haben, lenkbar sind und anstandslos laufen, wird mit der branchentypischen Poesie wenig anfangen können. So dürfte es auch unseren Leser Z. kalt gelassen haben, als er über den "Audi A1 1.4 TFSI Ambition S-Tronic" - was für ein Name! - lesen konnte, dass dieser "wie der berühmte Pfeil vom Bogen" losgehe und dass sich bei ihm, für einen Pfeil ungewöhnlich, "Turbo und Kompressor gegenseitig unter die Arme greifen". Dann aber erfuhr er, dass mit diesem Auto "auf kurvigen Geläuf in jeder Situation ein sauberer Strich gefahren werden kann", und da hätte es ihm doch bald die Lenkung verrissen. Dass es kurvigen statt kurvigem hieß, war noch das Wenigste, das konnte vom Fahrtwind gekommen sein. Dass der Wagen aber auf Pferderennbahnen fährt, schien ihm nun doch ungewöhnlich. Übrigens nennt man Pferde, die bei weichem bis tiefem Geläuf am schnellsten sind, unter Kennern auch "Sumpfhuhn". Vielleicht sollte Audi noch ein besonders geläufgängiges Modell anbieten: den Audi A1 1.4 TFSI Ambition S-Tronic Sumpfhuhn.
Audi A1 1.4 TFSI - der 3,95 Meter kurze A1soll nicht nur dem Mini Konkurrenz machen, sondern ist zudem eine sehr detailnahe Kopie der grösseren Audi-Geschwister.
(Foto: dapd)DIE ALTE LEIER, um nicht zu sagen: lyra antiqua : Mit dem Zusammenschnurren des weiland verpflichtenden Schulfachs Latein verflüchtigt sich auch das Wissen, welchem grammatischen Geschlecht die ins Deutsche übernommenen lateinischen Wörter angehören. Als kürzlich bei uns "Der ewige Saufteufel" gewürdigt wurde, hieß es, dass im alten Rom nicht nur "der Plebs" seine Gelage gefeiert habe. Leser S. weist darauf hin, dass plebs ein Femininum ist, und er fährt fort, dass "der Plebs" so schlimm sei wie der Firmenname "domus botanicus" (statt botanica ) für ein großes Blumengeschäft. Wohl wahr. Dennoch sei erwähnt, dass sich im Deutschen neben der Plebs auch "der Plebs" hat etablieren können, als abwertende Bezeichnung für das gemeine Volk, vulgo: den Pöbel. Die Sprache ist, wie man sieht, ein buntes Haus, eine domus varia .
DIE ALTE LEIER II. Man kann sie an allen Stammtischen hören, und bei uns klang sie, zur Überschrift verdichtet, folgendermaßen: "Das Volk spart, die Volksvertreter nicht." Unserem Leser R. sträubten sich dabei "die Nackenhaare", freilich nicht wegen der Sache an sich, als vielmehr deswegen, weil den Volksvertretern kein eigenes Prädikat zugebilligt worden war: " . . . die Volksvertreter sparen nicht." So innig wir mit Herrn R. fühlen, so klar raten wir ihm, die Nackenhaare wieder anzulegen. Es handelt sich bei dieser Konstruktion um die Stilfigur des Zeugmas, bei dem ein Satzglied (hier das Prädikat spart ) auf zwei nach ihrem Numerus inkongruente Satzteile ( Volk und Volksvertreter ) bezogen wird, obwohl es nur zu einem passt. Hier ein Superzeugma, dem Goethe'schen Gedicht "An Schwager Kronos" entnommen: "Entzahnte Kiefer schnattern / und das schlotternde Gebein."