Sprachlabor (181):Achtung, Ironie!

Längste Sockenleine der Welt hängt in Tripsdrill

Socken und Kniestrümpfe zum Trocknen auf eine Wäscheleine aufgehängt.

(Foto: Uwe Anspach/dpa)

SZ-Redakteur Hermann Unterstöger bedankt sich zum Jahresende.

WAS DAS LIEBE LANGE JAHR nicht alles liegen bleibt! An erster Stelle ist es das "Sockenmanagement", mit dem bei uns die Art bezeichnet wurde, wie ein mittlerweile sehr erfolgreicher Mann in jungen Jahren seine Sockenprobleme - zweierlei Socken, Löcher usw. - zu lösen suchte. Leser R. sah darin den Gipfel sprachlichen Ungeschicks und hätte sich mit dem Begriff allenfalls dann abgefunden, wenn er in Anführungszeichen gesetzt gewesen wäre. Man kann das so sehen. Man kann aber auch finden, dass die Ironie ohne "Achtung, Ironie!"-Zeichen ein wenig feiner daherkommt.

"WELCHE HIRSCHEN" sich unseres Medizinmanns bemächtigt hätten, "dass in seinen Artikeln die Tumoren kein Ende nehmen", wollte Leserin F. wissen. Der Plural von Tumor lautet aber nun mal Tumoren , umgangssprachlich auch Tumore , wie die Doktore unter unseren Lesern sicher gern bestätigen werden.

WAS EINE VOLLWAISIN sei, fragt unsere Leserin Sch. Es handelt sich um Nina aus dem Film "Schutzengel", die vom Verleih Warner Bros. Entertainment GmbH "Vollwaisin" genannt wurde und als solche den Weg in die Blätter antreten musste. Lorenz Diefenbach, der in seinem Glossarium die Vokabel orphana mit waysinn wiedergibt, wird somit würdig fortgeführt. Danke, Warner Bros. Entertainment GmbH!

MIT NOSFERATU verglich unser Kritiker den Dirigenten David Afkham, den er überdies "spindeldürr" und mit zu langen Gliedmaßen ausgestattet fand. Für Leser Dr. S. war das "unsachlich, zynisch, rassistisch und politisch unkorrekt". Ja, ja, wie man in den Wald hineinruft . . .

DIE ZAHL der "minderjährigen Schwangerschaften" ist, wie Herr Dr. B. bei uns lesen konnte, seit Jahren rückläufig. Scheinen erwachsen zu werden, die Racker.

AUF GLEICH ZWEI RARITÄTEN weist Leser Sch. hin. Zum einen irritiert es ihn, dass der Schauspieler Ulrich Wildgruber zum "Legendenschauspieler" ernannt wurde, obwohl er zeit seines Lebens alles Mögliche gespielt hat, nur keine Legenden. Zum anderen verwundert er sich über die Aussage, dass man das hohe C treffen oder verfehlen könne, und zwar um eine "quälende Achtelnote". Das freilich wäre auch die Lösung des Problems, denn Sängerinnen, die um eine Achtelnote zu spät kommen, werden das C weder treffen noch verfehlen und rücken vorzeitig in die Riege der Legendensängerinnen ein. Herr Sch. bringt es so auf den Punkt: Die Autorin lag "um mindestens einen Viertelton daneben".

ZUM JAHRESSCHLUSS sei allen aufmerksamen Lesern ein "Nun sei bedankt" zugesungen, ohne "mein lieber Schwan" allerdings und hoffentlich in der richtigen Tonhöhe.

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