Mein Deutschland:Seltsames großes Land

Steinmeier in Kiew

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) verlässt am 20. Februar 2014 in Kiew, Ukraine, nach einem mehrstündigen Treffen mit Staatspräsident Janukowitsch den gesicherten Bereich um den Präsidentenpalast.

(Foto: dpa)

Die Suche nach den brennendsten Konfliktherden der Erde.

Eine Kolumne von Aktham Suliman

Noch Anfang des Monats klang es verheißungsvoll für die Vertreter ausländischer Medien in Deutschland. Die Bundesrepublik solle sich als guter Partner "früher, entschiedener und substanzieller" einbringen, sagte Bundespräsident Joachim Gauck zum Auftakt der Münchner Sicherheitskonferenz. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, die zuvor die Debatte um erweiterte Bundeswehreinsätze angestoßen hatte, wurde konkreter und kündigte an, Deutschland werde sich in Afrika in Zukunft stärker engagieren. Das Bundeskanzleramt schwieg verdächtig abwartend, und Außenminister Frank Walter-Steinmeier erklärte, Deutschland sei zu groß, um Weltpolitik nur von der Außenlinie zu kommentieren. Endlich ein Thema aus Berlin auch für die Auslandsmedien.

Einen arabischen Bezug herzustellen war nicht einmal annähernd schwierig. Wenn in Deutschland vom Raum "südlich des Mittelmeeres" die Rede ist, dann sind Länder wie Tunesien, Ägypten oder Libyen, sei es nur geografisch gesehen, zumindest eine "Zwischenstation". Einige Kommentatoren der deutschen Presse wollten sogar bei der Suche nach den brennendsten Konfliktherden der Erde im Zusammenhang mit einem möglichen deutschen Engagement Syrien und die Ukraine ausgemacht haben. Die arabischen Länder hatten also in der Argumentation der Kommentatoren einen Anteil von etwa 50 Prozent - eine durchaus realistische Einschätzung. So sind deutsche Soldaten und Patriot -Raketen per Nato-Beschluss seit mehr als einem Jahr an der türkisch-syrischen Grenze stationiert. Und deutsche Marinekriegsschiffe überwachen mit UN-Mandat seit 2006 die libanesische und seit 2008 die somalische Küste.

Doch jetzt scheint die Luft beim Thema "Deutschland und das Universum" raus zu sein. Kaum einer spricht noch von "Mehr Deutschland" für die Welt, oder fragt sich, was um alles in der Welt plötzlich in deutsche Politiker/innen gefahren ist. Alles verpufft, und Deutschland versinkt in eine detailbehaftete Rechtstaatlichkeitsdebatte anlässlich des Falles Sebastian Edathy. Diese Debatte darüber, wer nun wem in der Hauptstadt des zu großen Landes wann was warum verraten hat, ist dem Ausland vorerst nur schwer zu vermitteln - zumindest südlich des Mittelmeeres.

Aktham Suliman ist freier Journalist. Er lebt in Berlin.

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