Mein Deutschland:"man" - "frau", Mannomann!

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Mit Damenschuhen, die am 8. März 2014 in Frankfurt am Main (Hessen) auf dem Römerberg in einer langen Reihe aufgestellt sind, protestiert Amnesty International am Weltfrauentag gegen die Diskriminierung von Frauen weltweit. (Foto: dpa)

Der Krieg der Geschlechter.

Eine Kolumne von Pascale Hugues

Heute ist Weltfrauentag. Meine Damen, auf die Barrikaden der Grammatik! Man nehme die französische Sprache. Ein starker Rückzugsort für Machos? Wenn es um die Angleichung des französischen Partizip Passé geht, ist das Gesetz der Geschlechter klar: das Männliche löscht das Weibliche aus. Lassen wir drei Frauen - Marie, Isabelle, Joséphine - und einen einzigen Mann - Robert - in einem Satz auftreten, so ist es Robert, der Mann, der die Angleichung des Partizips diktiert. Meines Wissens hat bisher niemand daran gedacht, diese altväterliche Regel in Frage zu stellen. Kein Akademiker, keine Suffragette, keine Bürgerbewegung...keine Frau. Die Französinnen haben nicht den Eindruck, dass ihr Geschlecht in der Sprache verhöhnt, ihre Kraft amputiert würde.

In Deutschland ist das etwas anderes. Der Krieg der Geschlechter, wenn auch in meinen Augen als Französin manchmal ideologisch sehr verschroben, hat seinen Kampfplatz in der Sprache gefunden. Diese komische Idee, das Wörtchen "man" durch "frau" zu ersetzen, wenn es darum geht, die Handlung einer Frau zu beschreiben. Ein Pronomen, das laut Definition "neutral" ist, geschlechtsspezifisch anzugleichen. Das tut einem in den Ohren weh. "Frau..." Ich finde dieses Wort überdies auch noch so wenig melodiös! Gleicht es nicht eher einem Gebell als einer Hommage an den femininen Charme? Glücklicherweise verfügt der Franzose über das Wörtchen "on", eine Lösung, die Männer und Frauen gleichermaßen meint. Von einer tadellosen Neutralität, erlaubt es einem, diese Art von doktrinären Kämpfen zu verhindern. "On" ist gender-neutral, salonfähig und ideologisch einwandfrei.

Muss man die Sprache durch das Sieb der political correctness streichen? Jedes Wort auf die Waagschale legen? Jede Nuance wohldosieren? Das Problem dieser formalistischen Übung ist, dass sie die Sprache sterilisiert. Es gibt ein sehr schönes französisches Lied, in dem wird gefordert: "Das ist die wahre Grammatik, das Männliche gleicht sich dem Weiblichen an." ("C'est la vraie grammaire, le masculin s'accorde avec le féminin.") Die Regel ist zwar umgekehrt. Aber, wohl bemerkt, nicht damit die Frauen die Männer dominieren, sondern damit sie leichter in ihre Arme gleiten ... voll Harmonie.

Pascale Hugues ist Korrespondentin des französischen Nachrichten-Magazins Le Point.

© SZ vom 08./09.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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