Mein Deutschland:Die Wiederkehr der "Mumie"

Mein Deutschland: Silvio Berlusconi (R) und Nicolas Sarkozy machen Scherze nach einer Pressekonferenz im Palazzo Chigi in Rom am 3. Juni 2008.

Silvio Berlusconi (R) und Nicolas Sarkozy machen Scherze nach einer Pressekonferenz im Palazzo Chigi in Rom am 3. Juni 2008.

(Foto: AFP)

Berlusconi und Sarkozy auf dem gleichen Trip.

Pascale Hugues

Ein Comeback in der Politik ist immer eine riskante Sache. Zahlreich sind jene, die sich daran schon die Zähne ausgebissen haben, wie an einem Stück alten Brotes. Das Intervall zwischen dem Satz "Adieu, ich verabschiede mich für immer!" und dem "Ich komme zurück, das Land braucht mich!" hat sich merklich verkürzt. Oskar Lafontaine etwa verkündete 2011 theatralisch, dass er sich aus der Bundespolitik zurückzuziehen wünsche. Doch schon im Frühjahr spekulierte man, ob er für die Wahlen 2013 den Vorsitz der Linken wieder übernehmen würde. "In einer Notfallsituation" stünde Oskar selbstverständlich bereit, unterstrich Gregor Gysi, der selbst schon dreimal ging und wiederkam.

In den vergangenen Tagen trafen mich zwei Schocks auf einmal. Auf dem Cover des Figaro-Magazins fand ich Nicolas Sarkozy - mit Lacoste-Hemd, Goldkettchen, Dreitagesbart, lächelnd. Und in Großbuchstaben: "Wird er wiederkommen?" Dann - zweiter Schlag mit der Keule: Der Cavaliere, 76, will wieder in den Wahlkampf einsteigen. Silvio Berlusconi möchte Italien nicht "in der Hoffnungslosigkeit" dahindümpeln lassen. "Ich komme wieder, um zu gewinnen", wagt er zu sagen. Sarkozy und Berlusconi, zwei Männer auf dem gleichen Trip.

Die politische Szenerie gleicht einem Kasperltheater. In Frankreich heißt der Guignol. Wenn Guignol durch die eine Tür die Bühne verlässt, kann man sicher sein, dass er wenige Sekunden später durch die andere wieder erscheint. Der Überraschungseffekt ist ihm sicher. Guignol ist gewitzt und zugleich naiv, ein Lebemann, treu und freundlich. . .eine sympathische Person. Man freut sich, ihn wiederzusehen. Ganz anders als bei Sarkozy und Berlusconi. Man glaubte, man hätte sie los. Doch nein, Hilfe! Da sind sie schon wieder, der Hintertür entstiegen! Aber wie kann Berlusconi, die italienische "Mumie", nur ein so pathetisches Spiel spielen? Und Sarkozy? Hat der nichts anderes zu tun? Was treibt diese Politiker dazu, sich solcherart an die Macht heranzuwanzen? Die Furcht, ausgeschlossen, ein Nichts ohne Einfluss zu sein? Vielleicht die Illusion, mit einer großen Mission betraut zu sein: das eigene Land zu retten. Ein Sprichwort sagt: Die Friedhöfe sind voll von Menschen, die sich für unentbehrlich hielten.

Pascale Hugues arbeitet für das französische Nachrichtenmagazin Le Point.

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