Mein Deutschland:Die Maut ist für alle da

PKW-Maut

Ein Hinweisschild für Straßenmaut steht an einer Auffahrt der Bundesstraße B 96 Rügenzubringer zur Insel Rügen bei Bremerhagen (Mecklenburg-Vorpommern).

(Foto: dpa)

Warum sollen nur die Ausländer in Deutschland eine Straßengebühr bezahlen?

Eine Kolumne von Giovanni Maria Del Re

Selten war eine von der deutschen Innenpolitik produzierte "Erfindung" so schwer für die Nachbarn nachvollziehbar wie die viel diskutierte Maut "nur für Ausländer". Ich muss zugeben, dass ich mehrmals die Erklärung von CSU-Chef Horst Seehofer und Verkehrsminister Alexander Dobrindt durchlesen musste, um sicher zu sein, dass ich es wirklich richtig verstanden habe. Warum um Gottes willen sollen nur die Ausländer in Deutschland die Maut zahlen?

Wenn man die Begründung hört, kommt man aus dem Staunen nicht heraus: "Warum sollen die Deutschen im Ausland eine Maut zahlen, während die Ausländer unsere Autobahnen kostenlos benutzen können?". Dieses Argument ist ein Paradebeispiel für das oft unbegründete Gefühl vieler Deutschen, von den Nachbarn ausgenommen zu werden.

Man kann schon verstehen, dass ein Bayer nicht sehr erfreut ist, wenn er eine Vignette kaufen muss, um ein Skigebiet im Salzburger Land oder in Tirol zu erreichen. Doch die Einheimischen müssen genauso zahlen. Das Gleiche gilt für italienische, französische oder tschechische Autobahnen. Das ist in allen Ländern üblich, in denen es eine Maut gibt. Es ist Deutschlands gutes Recht, selbst eine Maut einzuführen, aber dann bitte für alle. Selbst um die Golden Gate Bridge in San Francisco zu benutzen, müssen alle, egal ob Kalifornier, Chinesen, Inder oder Deutsche, eine Gebühr entrichten.

Die ganze Diskussion schadet dem Image des Landes: Eine unverständliche "Ausländermaut" lässt den (falschen) Eindruck entstehen, dass sich Deutschland in einem immer enger verbundenen Europa gegen die Nachbarn sperrt. Kein Wunder, dass Frau Merkel die Seehofer-Maut ursprünglich nicht wollte.

Giovanni Maria Del Re ist Europa-Korrespondent der Zeitung Avvenire .

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