Mein Deutschland:Das Leid der Christen

Geburtskirche in Bethlehem

Das  Archivfoto (06.01.2008) zeigt die Geburtskirche in Bethlehem. Bethlehem ("Haus des Brotes") gilt als Geburtsort von Jesus Christus. An der Stelle, wo die Krippe gestanden haben soll, ließ der römische Kaiser Konstantin I. um das Jahr 330 eine Basilika bauen. Im 6. Jahrhundert wurde dort die Geburtskirche errichtet.

(Foto: dpa)

Das Christentum hat seinen Ursprung im Orient.

Aktham Suliman

So ein warmes Weihnachtsfest gab es noch nie in Deutschland. Für einen Nahostler wie mich mit einem Jahrtausende alten Sonnenstichhintergrund und drei Weltreligionen im Nacken kann das kein Zufall sein. Irgendeine göttliche Botschaft muss hinter den hohen Temperaturen stecken, zum Beispiel: "Meine sehr verehrten Damen und Herren, Jesus Christus lässt grüßen und euch mitteilen, dass er nicht in München geboren, nicht in Berlin aufgewachsen ist und nicht in Weimar gekreuzigt wurde." All das geschah an einem anderen, viel wärmeren Ort: dem nahöstlichen Palästina unter der Herrschaft der Römer.

Doch die Lage der Christen im Nahen Osten - der Wiege ihrer Religion - scheint immer mehr in Vergessenheit zu geraten. Die zwei Millionen irakischen Christen mit ihrer urchristlichen Lehre haben das Land im vergangenen Jahrzehnt fast vollzählig verlassen müssen. Mit dem "Kreuzzug" eines George W. Bush konnten sie nichts anfangen; und der Bürgerkrieg im Anschluss brachte ihnen Selbstmord- und Bombenangriffe. Die Zahl der knapp eine halbe Million Christen in Israel, Jordanien und den palästinensischen Gebieten schrumpft täglich, weil viele von ihnen einer Region den Rücken kehren, die zwischen den Anhängern des "Jüdischen Staates" und den Anhängern der Islamisierung des palästinensischen Freiheitskampfes zerrissen wird.

Auch für die fast fünf Millionen syrischen und libanesischen Christen verheißen die vergangenen Monate nichts Gutes: Gemäß den Pauschalbeschuldigungen radikaler Gruppen innerhalb des Aufstandes in Syrien sind die Christen als Minderheit für das Regime und gegen die "Revolution". Racheakte werden nicht ausbleiben. Im Libanon warten die Christen als Zuschauer auf das sunnitisch-schiitische Finale, nachdem sie jahrzehntelang als die "Spielmacher" im Land galten. Die 13 Millionen ägyptischen Kopten sehen ihrerseits mit Schrecken, wie der islamistische Staatschef Mohammed Mursi seine Scharia-Verfassung durchpeitscht und die Gegner mit Schlägertrupps zum Schweigen bringt.

Lieber Gott da oben! Erinnere bitte die Westler hier unten immer wieder - nicht nur durch die Hitze zum Jahreswechsel 2012/2013 - daran, dass das Christentum seinen Ursprung im Orient hat, und dass es den Christen dort nicht sonderlich gut geht! Und erinnere uns Nahostler daran, dass Jesus Christus für viele auf der Welt ein Prophet und Sohn Gottes ist, für uns aber viel mehr sein dürfte: ein Landsmann. Einer von uns eben!

Aktham Suliman arbeitet als freier Journalist in Berlin.

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