Mein Deutschland:Auf Dein Wort, Sean Connery!

CONNERY

Der schottische Schauspieler, Filmproduzent und Oscar-Preisträger Sean Connery (geb. 25. August 1930 in Edinburgh). Er wurde für seine Verdienste um Schottland im Jahr 2000 von Königin Elisabeth II. zum Knight Bachelor geschlagen und darf sich seitdem Sir Thomas Sean Connery nennen.

(Foto: AP)

Die Schotten werden entscheiden, ob sie die Union mit Großbritannien beenden wollen.

Eine Kolumne von Kate Connolly

In Deutschland ist Sean Connery immer noch vor allem bekannt als Geheimagent der britischen Krone, James Bond. In Großbritannien dagegen kennt man ihn im Moment mehr als offenen Befürworter der schottischen Unabhängigkeit. Im September werden alle Bewohner Schottlands entscheiden können, ob sie die mehr als 300 Jahre währende Union mit Großbritannien beenden wollen - oder nicht. Connery hat sich hervorgewagt, wie einst der schottische Rebell Rob Roy. Andere bekannte Schotten wie der Komiker Billy Connolly und der Wimbledon-Sieger Andy Murray wollen ihre Haltung zu einer möglichen Unabhängigkeit nicht offenbaren - so explosiv ist die Debatte geworden. Diese Woche hat David Bowie (kein Schotte) Öl ins Feuer gegossen, als er es wagte, von seinem New Yorker Schlupfloch aus gegen die Unabhängigkeit zu plädieren.

In mir selbst fließt ebenfalls schottisches Blut, und deshalb habe ich es immer vorgezogen zu sagen, ich sei "Britin" - keine "Engländerin". Und selbst wenn die Schotten die Unabhängigkeit wählen, werde ich die ganze Insel - Schottland eingeschlossen - weiter "britisch" nennen. Ich weiß, dass meine Meinung ziemlich irrelevant ist, aber wenn ich die Ereignisse der jüngsten Geschichte betrachte - nicht nur die Ukraine und den Sudan, sondern, ein wenig weiter zurück, auch Deutschland und Jugoslawien - bin ich ein umso größerer Verfechter vom Zusammenbleiben.

Manche Deutsche fragen sich sicher, was das eigentlich alles soll. Schließlich schafft es Bayern auch, in der Bundesrepublik zu bleiben und gleichzeitig seine eigene Identität zu bewahren. Dabei fordern die schottischen Nationalisten weitaus mehr Unabhängigkeit, als Bayern hat. So wollen sie alle ihre Öl- und Whisky-Einnahmen für sich behalten, andererseits aber in der EU bleiben und weiter mit dem englischen Pfund bezahlen. Daher hat man ihnen schon vorgeworfen, dass sie sich nur die Rosinen herauspicken wollen. Sean Connery ficht das nicht an und sagt, es sei höchste Zeit, dass die Schotten ihre Geschicke selbst bestimmen können. Wir jedenfalls erwarten mit Spannung, ob er tatsächlich die sonnigen Bahamas, wo er derzeit lebt, wie versprochen gegen das raue schottische Klima eintauschen wird, sollte die Unabhängigkeit Realität werden.

Kate Connolly berichtet für den Guardian und den Observer aus Berlin.

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