Glühbirnen-Verbot:"Mehr als Unsinn"

Die EU hat die Glühlampe verboten. Viele Menschen sind davon gar nicht begeistert. Auch SZ-Leser sind empört. Hier die Leserbriefe.

Zu den Berichten der Süddeutschen Zeitung über das von der EU beschlossene Verbot der Glühlampe ("Erzwungene Erleuchtung", "Das neue Licht", "Dealer gesucht", "Langsam gehen die Lichter aus" und "Was bringt das Glühbirnenverbot?") haben viele SZ-Leser Leserbriefe eingeschickt. Bei ihnen regt sich Widerstand gegen das Verbot.

Schon der Ausdruck Energiesparlampe ist unzutreffend, denn es wird keine Energie eingespart - allenfalls Strom. Als Begründung muss herhalten, dass ein großer Teil der elektrischen Energie bei einer Glühlampe in Wärme umgesetzt wird, die als Verlustwärme bezeichnet wird. Diese verpufft aber nicht einfach. Schließlich ist auch die Strahlung der Sonne zum großen Teil Wärmestrahlung und sie wärmt die Erde auf, was niemand als Verlustwärme bezeichnen würde.

Dr. Wolfgang Eckart München

In Zukunft mehr Heizöl

In Zukunft muss man eben etwas mehr Heizöl aufwenden, wenn die Unterstützung durch die wärmenden Glühbirnen entfällt. Natürlich ist der Wirkungsgrad in den Elektrizitätswerken nicht so hoch und deshalb das Heizen mit Strom nicht optimal.

Aber bisher wird nirgendwo berücksichtigt, dass wenigstens ein gewisser Prozentsatz der Energie dem Heizen der Wohnräume dient. 60 Prozent der sogenannten verlorenen Energie würde ich für normale Wohnungen ansetzen. Bei einem Wirkungsgrad der Kraftwerke von etwa 50 Prozent entspricht das immer noch 30 Prozent der Primärenergie.

Manfred Zurheide Altmannstein

Wo ist der nächste Recyclinghof?

Die neuen Birnen sind teuer. Man sollte sie nicht oft ein- und ausschalten, damit sie länger halten. Auch dauert es eine gewisse Zeit, bis sie ihre volle Leuchtkraft erreicht haben, die dann immer noch dürftig genug ist. Also werden die Lampen in Zukunft in allen Räumen anbleiben. Mal kurz aufs Klo und Licht an, Licht aus?Vorbei.

Bis heute sind noch keine Rücknahmedepots eingerichtet. Werde ich also mit kaputten Birnen auf den nächsten Umweltbus warten? Oder zum nächsten Recycling-Hof fahren? Oder fällt diese kleine Birne vielleicht gar nicht auf im Hausmüll ? Ist ja nur eine!

Gerda Pahl Hamburg

Hausfrauenarbeit im Dunkeln

Natürlich hat der grüne Bürger sein trautes Heim im Sinne der Nachhaltigkeit längst umgerüstet. Aber man versuche einmal, in der dunkleren Jahreszeit nach einem längeren Arbeitstag abends die Wäschestapel in mehrere Kinderzimmer schnell zu verteilen: Zimmer auf, hinein, und schnell weiter, immer im Hausfrauenlaufschritt. Ach ja, Licht anmachen nicht vergessen.

Doch bis die Energiesparlampe sich entschließt, etwas mehr Licht zu geben, hat man längst alle Handgriffe erledigt. Ohne Schnelligkeit funktioniert nämlich das fragile Zeitkonzept von berufstätiger Mutter und Haushalt nicht. Also verzichtet man auf das Licht und tastet sich doch im Halbdunkel zum Schrank. Die Zahl der blauen Flecken im Schienbeinbereich wächst mit der Zahl der im Haushalt eingesetzten Energiesparlampen. Einsammeln von Kinderspielzeug, das sich in der Wohnung täglich mit Urknallgeschwindigkeit verteilt, gehört auch zu den energiesparlampenfeindlichen Tätigkeiten.

Wahrscheinlich kommt es deshalb als Nächstes auf die EU-Verbotsliste. Also doch gleich überall das Licht brennen lassen? Was würde wohl Al Gore dazu sagen? Und wir wollten ja Energie sparen . . . Wie viel Energie verbraucht man wohl, um die kaputten Birnen als Sondermüll Gottweißwohin mit dem Auto zu transportieren?

Claudia Beltz Eisenharz

Ein Tempolimit spart mehr Treibhausgase

Das Glühbirnenverbot ist eine reine Alibi-Aktion, um von wirklichen Umweltmaßnahmen abzulenken wie ein generelles Tempolimit von 130 Kilometer pro Stunde. Dies würde nicht nur direkt Benzin sparen helfen, Autos würden auch viel kleiner und leichter werden können, da sich bei Motoren, Kupplungen, Getrieben, Bremsen, Stabilität, Knautschzonen viel Gewicht sparen ließe - das würde wirklich etwas bringen. Und so macht die Industrie ihren Profit, und die Politik merkt es wieder einmal nicht.

Christopher Bodirsky Hannover

Propaganda der Energieversorger

Der über Lampen gesparte Strom wird dringend benötigt, um die ausgetauschten Flachbildschirme mit fünffacher Leistung zu betreiben. Und die Energieversorger reden davon, dass dann mindestens 15 Kraftwerke vom Netz genommen werden könnten. Wie war das bei Stand-by? Alle Kraftwerke laufen noch.

Werner Gugetzer München

Ärger für den Hausmeister

Man denke an die ratlosen Hausverwalter von Mietshäusern, Schulen und sonstigen öffentlichen Gebäuden. Sie werden in den Legionen von Treppenhäusern wohl kaum die bei gleicher Leuchtkraft viel voluminöseren Energiesparlampen in den knapp dimensionierten Lampenkörpern unterbringen können, es sei denn mit Fünf-Watt-Funzeln.

Guido Müller Solingen

Klobige Leuchten im zarten Lüster

Christopher Schraders Für und Wider zum Thema Energiesparlampen ist recht differenziert betrachtet und aufklärerisch - allein, es fehlt ein wichtiger Punkt: Was ist mit diesen neuen Lampenformen in schönen alten oder antiken Lampen? Passen die stilistisch wirklich da hinein, etwa in alte Kristalllüster?

Susanne Sölter Hamburg

Energieeffizien nicht zu jedem Preis

Bei aller Euphorie, die Michael Bauchmüller an den Tag legt, wenn er über Energiesparlampen berichtet, möchte ich doch auch die Schattenseiten beleuchten.

Erst kürzlich wurde in einer Fernsehsendung auf die Gefahren des Quecksilbers hingewiesen, das leider Bestandteil dieser "wunderbaren" Energiesparlampen ist. Ich wage mir gar nicht vorzustellen, wie viele dieser Lampen im Hausmüll oder sonstwo landen. Auch bei einem Bruch dieser Lampen geht Gefahr von freigesetztem Quecksilber aus.

Unbedingt sollten die Verbraucher informiert werden, was es in einem solchen Fall zu beachten gilt. Ein entsprechender Hinweis auf jeder Packung könnte hilfreich sein. Unabdingbar ist, dass in naher Zukunft etwas weniger gefahrenträchtige dafür umweltfreundlichere Lampen auf den Markt gebracht werden.Energieeffizienz um jeden Preis, die letztendlich doch wieder auf Kosten der Umwelt geht, zahlt sich langfristig nicht aus.

Antonie Hoenig Oberschleißheim

Kein Klimaschutz ohne Umwelt- und Ressourcenschutz

"Warum nur sind Politiker der EU, allen voran die Umweltminister so blind, dass sie meinen, mit der Ausschaltung der Glühbirne das Problem des Klimaschutzes eklatant positiv zu beeinflussen? Abgesehen davon, dass die Wärmeenergie, die von der Glühlampe ausgeht, im Innenbereich im System bleibt, sind da noch die vielen Mängel der Energiesparlampe: hohe Herstellungsenergie, hoher Preis, schnellerer Verschleiß bei häufigerem Aus- und Einschalten (dafür lässt man sie möglichst lang brennen - wo bleibt dann der Spareffekt?), elektromagnetische Strahlung etc. - das alles ist längst bekannt.

Für mich mit das größte Problem ist die Notwendigkeit von hochgiftigem Quecksilber in der Herstellung (alle Quecksilber-Fieberthermometer hat man mit grossem Trara verbannt!). Nicht minder problematisch und giftig ist das benötigte Lithium.Welche anderen Stoffe hat Osram noch in der Giftküche?

Man kann sich vorstellen, welche Mengen an diesen Elementen beim beabsichtigten Monopol der Energiesparlampe abgebaut werden müssen, und zwar in ökologisch äußerst sensiblen Gebieten wie zum Beispiel den Salzseen Boliviens und anderen Gebieten der Entwicklungsländer. Gerade aber in diesen Ländern wird der Umweltstandard der rohstoffhungrigen Indusstriemagnaten mit Füßen getreten - das weiß man aus den grauenvollen Verschmutzungen und Giftbelastungen in den Produktionsstätten der Dritt-Weltländer - eine Riesengefahr für die Menschen und die Natur. Ganz zu schweigen von den fehlenden sozialen Mindeststandards.

Regionen, die sich dem Raubbau Ihrer Resourcen widersetzen, werden sich dem Druck der rohstoffhungrigen Produzenten beugen müssen, die vor Korruption nicht zurückschrecken.

Problem Nummer zwei: Entsorgung der ach so "klimaschützendenden" Sparlampe: Auch in unserem angeblich "Mülltrennungs-Vorzeigeland " BRD landet noch so mancher Problemmüll sorglos in der Haustonne; ganz zu schweigen von den wilden Mülldeponien und Entsorgungspraktiken in vielen EU Ländern, wo Müll einfach am Straßenrand, in Wäldern und Flusstälern landet. Wann das Quecksilber und andere Gifte dann in den Süß- und salzwassertieren, im Boden und in Nahrung und Trinkwasser sind, ist nur eine Frage der Zeit.

Dass Klimaschutz ohne umfassenden Umwelt- und Resourcenschutz nicht geht, haben die Politiker auf den Energie fressenden und Kerosin verschleudernden Gipfeltreffen offensichtlich nicht kapiert."

Barbara Rautenberg Bad Kötzting

Lobbyarbeit der Industrie

"Bei der "Öko"-Lampe scheinen die Quecksilberindustrie und die Lampen/Birnenindustrie die größten Lobbyisten in den Regierungen und der EU gewesen zu sein. Quecksilber wird verboten, also muss man der Industrie helfen, Ihr Material noch loszuwerden. Die "Öko"-Lampen sind auch teurer, halten aber - aus Erfahrung - oft nur genauso lange, wie die herkömmlichen. Und jetzt müssen sie noch in den Sondermüll.

Dass die Lichtausnutzung bei geringerer Wattleistung genauso gross sei wie bei entsprechenden ähnliche Glühlampen, ist auch ein schon erwiesener Irrtum, ebenso, dass bei "matten" Birnen die Lichtausbeute geringer ist als bei klaren gleicher Wattzahl.

Was sind schon 10% fürs Licht. Was ist mit den 200-, 300-, 500- und 1000-Watt-Strahlern in den Kaufhäusern und Geschäften? Die sind teilweise 16 Std. und mehr an. Und die ganze Festbeleuchtung der Städte?

Zu fragen wäre auch, ob nicht durch die viel aufwendigere Herstellung, das Quecksilber und die anderen Nachteile, der Ökoeffekt gegen Null tendiert. Diese Gesamt-Energie-Schau fehlt bisher! Es fragt sich, wieviel Kraftwerke hierfür extra laufen.

Wahrscheinlich werden die Glühbirnen wiederkommen, wenn ein Grossteil der Energie aus Solar- und anderen erneuerbaren Energiequellen kommt. Nichts gegen technischen Fortschriftt, aber richtigen!

Als ich zwei Röhrenmonitore im Arbeitszimmer hatte, brauchte ich im Winter kaum zu heizen, jetzt - mit Flachbildschirmen - muss ich richtig heizen. Ökobilanz: etwas für Rechner. Aber Brüssel und andere nicht nachdenkende Politiker regulieren, was zu regulieren ist, wir wissens ja."

Rolf Kaiser München

Unausgegorene Entscheidung

"Die in Ihrem Artikel angesprochenen "zehn Mythen" sind für mich keine Kriterien, die Energiesparlampen nicht einzusetzen. Leider wird jedoch auch hier, wie bei fast allen Diskussionen, der dekorative Zweck der Glühlampe völlig vernachlässigt. Es wurden doch bisher Glühlampen mit den unterschiedlichsten Glaskörpern hergestellt, um sie dem jeweiligen Einsatz bestmöglich anzupassen. Das hatte ja einen Sinn.

Stellt man sich dagegen eine aufwendig gearbeitete Decken-oder Wandlampe vor, so sind die bisher angebotenen Energiesparlampen in vielen Fällen aus optischen Gründen nicht einsetzbar.

Natürlich haben wir bei allen Lampen mit verdeckten Leuchtmitteln Energiesparlampen im Einsatz. Die anderen Leuchten werden wir aus den genannten Gründen so lange wie möglich mit Glühbirnen bestücken. Angst vor dem Fortschritt haben wir Deutschen sicher nicht, vielleicht nur vor solch unausgegorenen EU-Entscheidungen wie dem Verbot der Glühbirnen."

Dietmar Send Durach

Typischer Schnellschuss

"Eigentlich hat M. Bauchmüller nichts Neues in Sachen Glühbirnen gesagt sondern nur nachgeredet, was andere vorgesagt haben. Aber dies ist, wie bei fast allen Kommentaren zum Klima und zur Energie, nur die halbe Wahrheit. Fangen wir bei der Herstellung an. Die sogenannten Sparlampen brauchen ca. das 10-fache der Energie und an Rohstoffen, wie eine normale Glühbirne.

Es ist richtig, dass nur 20% einer Glühlampe in Licht umgewandelt wird und der grosse Rest in Wärme. Aber wo ist da ein Problem?? Das meiste Licht wird in der dunklen Jahreszeit gebraucht, in der auch geheizt werden muss, also bleibt 80% der Energie der Glühlampe als Wärme in der Wohnung und unterstützt die Heizung. Wo geht da etwas verloren??

Der grösste Unterschied zwischen Glüh- und Sparlampe besteht bei der Entsorgung. Die Sparlampen haben eine nicht zu unterschätzende Menge an Quecksilber, die aufwendig im Sondermüll aus den Lampen entfernt werden müssen oder auf der Deponie landen. Also wo ist noch der grosse Vorteil der Sparlampe für die Umwelt? Nebenbei lassen sich Sparlampen nicht dimmen, was ein grosser Vorteil der Glühlampe ist und das spart richtig Energie, wenn regelmässig angewendet.

Das "Verdammen" der Glühlampe ist ein typischer "Schnellschuss aus der Hüfte" ohne groß nachgedacht zu haben. Wo der Einsatz einer Sparlampe Sinn macht, ist er zu unterstützen, aber die Glühlampe zu verbieten, ist mehr als Unsinn."

Wilfried G. Weber Herrsching

Entsorgung muss in Ökobilanz einberechnet werden

"Energiesparlampen, so war ich bisher informiert, verwendet man dort, wo das Licht lange brennt, weil die Lampen durch häufiges Schalten schnell kaputt gehen, und weil sie beim Einschalten besonders viel Strom verbrauchen.

ich habe ein fensterloses Bad, da schalte ich am Tag x-mal das Licht an und nach einer Sekunde wieder aus. in der Diele, im abgedunkelten Schlafzimmer: Licht an, Licht aus. Energiesparlampen erscheinen mir da nicht sinnvoll.

Wie sieht die Ökobilanz der Energiesparlampen aus, wenn auch das Entsorgen eingerechnet ist? Ich muß dafür zehn Kilometer eigens mit dem Auto fahren. Und was tun die Leute, die kein Auto haben? Die müssen zwei Stunden lang mit öffentlichen Verkehrsmitteln mit der Kirche ums Dorf fahren. Glaluben Sie, dass das jemand tut?"

Sophia Ludl Neusäß

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