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Die ägyptischen Blogger diskutieren heftig über die ersten Wahlergebnisse.

Ausgewählt von Karin El-Minawi

Während die Islamisten hoffen, bei den Stichwahlen für das ägyptische Parlament ihren klaren Vorsprung weiter auszubauen, macht sich in der ägyptischen Blogosphäre Unmut breit: Die Islamisten haben nach Angaben der Wahlkommission gut 65 Prozent der Stimmen erhalten. Gewählt wurde bisher nur in neun von 27 Provinzen, darunter in den Metropolen Kairo und Alexandria. Bisher liegen die Direktkandidaten der Muslimbrüder mit ihrer Partei Freiheit und Gerechtigkeit an der Spitze. Dahinter folgen die ultrakonservativen Salafisten. Das Endergebnis wird erst im Januar verkündet.

Eine Frau nimmt am 28. November 2011 in Kairo ihre Wahlunterlagen zur Parlamentswahl entgegen. In Ägypten begann am Montag die erste Parlamentswahl seit dem Sturz des Regimes von Präsident Husni Mubarak nach Protesten im Februar. Die Abstimmung erfolgt in mehreren Stufen, ein Ergebnis wird erst am 13. Januar erwartet. (Foto: dapd)

Doch schon jetzt wird in der ägyptischen Netzwelt heftig über die ersten Wahlergebnisse diskutiert. "Lieber Westen, es ist nicht nötig in Panik zu geraten. Viele, viele Ägypter tun das schon für euch", schreibt Mahmoud Salem auf twitter.com/sandmonkey . Es habe zwar nicht erwartet werden können, dass die Ägypter über Nacht lernten, saubere Wahlen abzuhalten. Doch zweifelt er an deren Rechtmäßigkeit: "Wie kommt es, dass in koptisch dominierten Stadtteilen Islamisten gewinnen?" Zu Zeiten des im Februar entmachteten Präsidenten Hosni Mubarak waren die Wahlen von Fälschung und Bestechung geprägt. "Nur weil eine Revolution stattfand, bedeutet das nicht, dass die Menschen sich schnell ändern", schreibt Salem.

Issandr Amrani schreibt auf arabist.net , dass der Sieg der Brüder und Salafisten die gebildeten Kairoer der Mittelschicht deprimiert habe. "Sie hofften, dass der Sturz Mubaraks eine liberale Demokratie mit einem moderaten Islam mit sich bringen würde." Amrani ist der Meinung, dass es vor allem für Nicht-Muslime belastend ist, weil sie Angst vor einer Islamisierung des Lebens haben.

Die Bloggerin Zeinobia versteht den Rummel um den Sieg der Islamisten nicht. Auf egyptianchronicles.blogspot.com schreibt sie: "Der Sieg der Partei der Muslimbrüder kommt nicht überraschend. Daher verstehe ich nicht, warum die Leser der sozialen Netzwerke in Panik geraten. Vielleicht weil sie entdeckt haben, dass nicht ganz Ägypten bei Twitter oder Facebook ist?!"

"Ich gerate nicht in Panik, beschwere mich auch nicht", schreibt ein anonymer Kommentator. "Im Gegenteil, ich kann es kaum abwarten, die Ausreden der Brüder und Salafisten zu hören, sobald sie realisieren, dass das Beten keine Arbeitsstellen schafft und Gesichtsverschleierung keine gute Bildung garantiert.

© SZ vom 07.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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