Die besten Blogs zu:WULFFS GERADLINIGKEIT

"Stirb langsam 5" wird fortgesetzt.

Ausgesucht von Matthias Winkelmann

Den Ausgang einer Politik-Affäre bestimmt der Betroffene auch selbst. Nicht selten haben Politiker zunächst auf Verschleierung gesetzt, eine Taktik, die häufig durch an die Öffentlichkeit kommende Fakten zerlöchert und schließlich pulverisiert wurde. Bundespräsident Christian Wulff hat sich nun eingereiht. Schließlich musste er sich zwei Tage vor Weihnachten zu einem Privatkredit und Kontakten in die Wirtschaft erklären. Es sollte ein Befreiungsschlag werden. Glaubt man den Stimmen aus der Blogosphäre, ist er ihm misslungen.

Flashmob vor dem Schloss Bellevue

Einige junge Leute stehen am 23. Dezember 2011 in Berlin mit Transparenten und einer Maske, die das Gesicht des Bundespräsidenten Wulff zeigt, vor dem Schloss Bellevue, dem Amtssitz des Bundespräsidenten. Mit der spontanen Aktion, zu der sich die jungen Leute im Internet verabredet hatten, reagierten sie auf die Kreditaffäre des Staatsoberhauptes.

(Foto: dpa)

So heißt es auf dem Satire-Blog Lupe unter http://swiss-lupe.blogspot.com bereits kurz nach der Erklärung: "In seiner Kürzest-Pressekonferenz gestand Wulff Fehler ein. Er entlässt aber einzig seinen Sprecher, zieht die richtigen Schlüsse nicht. 'Stirb langsam 5' wird fortgesetzt." Garniert wird das durch einen Buchtipp auf der Seite, eine Abwandlung von Wulffs Besser die Wahrheit wird empfohlen: Besser als die Wahrheit. 1000 ganz legale Politikertricks 2012 . Verlegt im Verlag Hoffen und Bangen. Im Newsticker zur Affäre Wulff auf der Website heißt es am 22. Dezember: "'Christian' kommt aus dem Griechischen und heißt 'der Gesalbte'. In der Neuzeit auch 'der Geschmierte'."

Die Nähe zur Wirtschaft hat in Niedersachsen gute Tradition, findet textexter auf http://bielefeld-blog.de und spielt auf den Ex-Kanzler Gerhard Schröder an: "Gasgerd hatte ja schon die Nähe von schmierigen Typen a la Maschi gesucht. Warum sollte Christian der Farblose da nachstehen?"

Wolfgang Herles, Leiter der ZDF-Redaktion Literatur und Moderator der Sendung 'Das Blaue Sofa', stimmt in die Wulff-Kritik ein. Ihm geht es weniger um den umstrittenen Privatkredit, wie er auf http://blog.zdf.de/zdfdasblog deutlich macht: "Mir sind gute Politiker mit leichten Moralmängeln lieber, als schwache Politiker mit tadellosem Auftreten. Mich interessiert die Qualität des Politikers Wulff mehr, als dessen Korrektheit. Und dabei komme ich zu dem Urteil: Wulff ist kein überzeugender Bundespräsident. Das Farbigste an ihm ist seine Frau, das sagt schon fast

alles."

Die Regierungskoalition verlangt derzeit ein Ende der Debatte um den Präsidenten, die Opposition fordert weitere Aufklärung. Online geht der Ruf nach Konsequenzen noch weiter, so schreibt der User ij auf http://blog.windfluechter.net : "Ich finde, das Ganze hat den Status eines G'schmäckles schon längst hinter sich gelassen. Daß Wulff immer nur mit Bruchstückchen an die Öffentlichkeit geht, die eh schon bekannt geworden sind, aber keine Konsequenzen zieht, finde ich unerträglich." Der Präsident sei nicht mehr tragbar, beflecke schlicht das Amt, heißt es weiter. Also müsse erzurücktreten. Das Wulff Fehler gemacht hat,nicht "geradlinig" war, ist nach anfänglichem Zögern inzwischen auch ihm selbst klar. Ein anderer Bundespräsident hätte solche Fehler nicht gemacht, ist sich ein anonymer User in einem Kommentar unter dem Blogeintrag sicher: "Einem Herrn Gauck wäre das niemals passiert. Aber der ist auch aus anderem Holz geschnitzt als Herr Wölfen Gernegroß."

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